Noch hat sich der Aktienkurs der Eckert & Ziegler-Abspaltung Pentixapharm Holding längst nicht so entwickelt wie erhofft. Tatsächlich steht gegenüber dem Platzierungspreis von 5,10 Euro ein Kursminus von deutlich mehr als einem Drittel gegenüber. Viel schlechter hätte es nicht laufen können. Dabei galt das Pentixapharm-Papier zum Start alles andere als zu ambitioniert bewertet. Umso mehr kommt es nun darauf an, Vertrauen bei den Investoren in das auf die Entwicklung von Radiopharmazeutika spezialisierten Unternehmens aufzubauen. Die kürzlich veröffentlichten Geschäftszahlen für das dritte Quartal 2024 waren dafür freilich wenig geeignet, da Pentixapharm sich noch in der Entwicklungsphase befindet und somit keine Umsätze erzielt. Der für 2024 zu erwartende Jahresfehlbetrag liegt bei rund 8 Mio. Euro, was jetzt aber auch keine große negative Überraschung ist.
Umso bedeutsamer, dass die Gesellschaft jetzt mit den operativen Themen am Kapitalmarkt punktet. So hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) dem Leitkandidaten Ga68-PentixaFor in der Diagnostik zur Erkennung einer speziellen Nebennieren-Erkrankung, die zu einem erheblichen Bluthochdruck führt, bereits vor einigen Wochen den PRIME-Status verliehen, so dass hier eine beschleunigte Zulassung möglich ist. Das ist eine wichtige Nachricht, die freilich aber auch zum Kern der Investmentstory gehört. Ebenfalls positiv ist, dass das bei der Diagnose von schlimmen Krankheiten wie Krebs adressierte CXCR4-Molekül – was auch von den radioaktiven Sichtbarkeits-Substanzen von Pentixapharm angesteuert wird – zurzeit intensiv von der Fachwelt diskutiert wird. Das Interesse als also vorhanden.
Am Ende entscheidend ist jedoch, dass die Diagnostika und Therapiewirkstoffe der Berliner in hoffentlich später verschiedenen Indikationen eine Zulassung im Top-Markt USA bekommen. Dafür wiederum sind umfangreiche und damit sehr kostspielige Studien notwendig. Größter Hoffnungsträger ist die in Vorbereitung befindliche Phase-III-Studie in den USA, um PentixaFor bei der Diagnose der bereits erwähnten Nebennieren-Erkrankung – dem Conn-Syndrom – zur Marktreife zu bringen. Die Hoffnung der Mediziner: Bei einigen Varianten des Nebennierenleidens lässt sich durch einen kurzen chirurgischen Eingriff vollständige Heilung erzielen. Entsprechend wichtig ist es, die Diagnose möglichst treffsicher zu stellen. Wenn alles gut läuft, könnte Pentixapharma bereits 2028 die Marktzulassung für die Indikation Primärer Hyperaldosteronismus (PA) – so der exakte Name der Nebennieren-Erkrankung – erhalten.
Auf dem Weg dorthin kann es nur förderlich sein, wenn sich möglichst viele Forschungseinrichtungen mit dem Thema beschäftigen, zumal auch bei dem wichtigen Aspekt der Kostenerstattung in den US-Krankenhäusern positive Signale zu vernehmen sind. Nicht uninteressant aber auch, dass es weitere Studien gibt, etwa um die Wirksamkeit von PentixaTher zur Behandlung von Blutkrebserkrankungen (Leukämie, Lymphome) zu testen. So wurde jetzt von einem renommierten Forscherteam des französischen Universitätsklinikums Nantes der erste von bis zu 21 Patienten in einer Phase-I/II-Studie behandelt.
„Trotz Fortschritten in der Behandlung akuter Leukämien haben viele Patienten weiterhin nur begrenzte Therapiemöglichkeiten und sehen sich weiterhin mit ungünstigen Prognosen konfrontiert. Wir sind überzeugt, dass PentixaTher ein erhebliches Potenzial hat, diesen ungedeckten Bedarf zu adressieren“, sagt Pentixapharm-CEO Dirk Pleimes. Das sollte dem Aktienkurs frisches Potenzial einhauchen. Auch für die Nebenwerteexperten der BankM eine spannende Phase. „Derzeit berücksichtigen wir das ökonomische Potenzial der neuen Entwicklung noch nicht in unserem Bewertungsmodell, sehen hierin gleichwohl ein signifikantes Upside-Potenzial“, sagt Analyst Roger Becker. Per saldo bleibt die Aktie zwar nur für risikobereite Investoren reserviert. Nach dem Fehlstart an der Börse ist es aber Zeit für eine signifikante Kurswende.
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