Pünktlich zum Start in den Dezember hat der Automobilzulieferer Paragon seine konkretisierte Prognose für 2016 vorgelegt. Der Aktienkurs hatte derweil schon vorher zwei Gänge hochgeschaltet: Seit dem Zwischentief am 24. November bei knapp 21,60 Euro zog die Notiz um rund ein Viertel auf in der Spitze fast 27 Euro an. Die Erwartungen an den Ausblick waren also sportlich. Anleger, die dennoch auf eine positive Überraschung gehofft haben, dürften allerdings ein wenig enttäuscht sein. Für 2016 kalkuliert der Vorstandsvorsitzende Klaus Dieter Frers nun offiziell mit einem Umsatzplus von „rund acht Prozent” und einer EBIT-Marge von „etwa neun Prozent”. Geschenkt ist der Hinweis, dass die Gesellschaft damit die 100-Millionen-Euro-Marke bei den Erlösen überspringen wird. Hintergrund: Schon jetzt liegt die bisherige Messlatte für den 2015er-Umsatz bei „bis zu 100 Mio. Euro”. Im Neun-Monats-Bericht 2015 siedelte Frers die erwartete Zuwachsrate für den Umsatz 2016 im „knapp zweistelligen Prozentbereich” an. Hintergrund der etwas zurückhaltenden Formulierung dürften die aktuellen Entwicklungen bei Volkswagen sein – einem wichtigen Kunden von Paragon.
Allerdings weist die Gesellschaft aus Delbrück darauf hin, dass sich „aus dem aktuellen Abrufverhalten bisher keinerlei Einbußen herauslesen lassen”. Nicht ganz so dynamisch wie von uns erhofft, entwickelt sich hingegen der Bereich Elektromobilität – zusammengefasst in der Tochter Voltabox. Der jetzt für 2016 in Aussicht gestellte Umsatzbeitrag von „über 15 Mio. Euro” liegt – zumindest gemessen an der Wortwahl – nicht großartig über den bislang für das laufende Jahr angekündigten bis zu 15 Mio. Euro. Hier muss sich Paragon noch mächtig strecken. Das kumulierte Voltabox-Erlösziel für den Zeitraum von 2015 bis 2019 bewegt sich immerhin in einer Spanne von 220 bis 330 Mio. Euro. Zur Einordnung: Nach neun Monaten 2015 kam Voltabox gerade einmal auf Umsätze von 3,48 Mio. Euro. Doch das Blatt kann sich schnell wenden. So hatte Paragon Ende August 2015 einen Sechs-Jahres-Vertrag im Gesamtvolumen von 72 Mio. Euro mit einem deutschen Autohersteller geschlossen, wo die Voltabox-Technik als Starterbatterie eingesetzt werden soll. Bislang kamen die Batteriepacks überwiegend für den öffentlichen Nahverkehr und in Nutzfahrzeugen wie Gabelstaplern zum Einsatz.
Entscheidend an der Börse sind aber ohnehin nicht die Erlöse, sondern die Ertragskennzahlen. Ein Umsatzplus von rund acht Prozent und eine EBIT-Rendite von etwa neun Prozent würden auf ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern für 2016 von etwa 9,65 Mio. Euro hinauslaufen. Unterm Strich könnten dann 4,6 Mio. Euro als Gewinn hängen bleiben, was einem Ergebnis je Aktie von 1,12 Euro entspricht. Dabei profitiert Paragon davon, dass der Zenit bei der Investitionsoffensive überschritten ist. Zur Einordnung: 2014 gab Paragon bereits 16 Mio. Euro für Produktentwicklungen, Anlagen und Werkzeuge sowie Gebäude aus. Nach neun Monaten 2015 setzten die Ostenländer noch einmal stattliche 25,5 Mio. Euro oben drauf. Für 2016 liegt das Budget nun bei 14 Mio. Euro. Ein Kraftakt, zumal das durchschnittliche Investitionsvolumen von 2010 bis 2013 bei „nur” 4,4 Mio. Euro pro Jahr gelegen hat. Positiv: Für 2017 kündigt Firmenlenker und Großaktionär Frers ein Umsatzplus von 15 bis 20 Prozent an. Demnach könnten die Konzernerlöse in den Bereich um 125 Mio. Euro vorstoßen. Bei einer EBIT-Marge von zehn Prozent käme Paragon dann auf ein Betriebsergebnis von 12,5 Mio. Euro – verglichen mit einer Marktkapitalisierung von gegenwärtig knapp 111 Mio. Euro.
Der optisch günstige Faktor von weniger als neun relativiert sich allerdings beim Blick auf die Netto-Finanzverschuldung von zuletzt 34,5 Mio. Euro – eine Folge der 2013 emittierten Anleihe. Inklusive der zinstragenden Verbindlichkeiten kommt Paragon auf ein Multiple von 11,6. Zum Vergleich: Andere Automobilzulieferer wie ElringKlinger (10,0), Leoni (7,5), PWO (10,7) oder SHW (7,6) sehen bei der Relation von Enterprise Value zum EBIT für 2017 meist besser aus. Rein fundamental ist die Paragon-Aktie also eher hoch bewertet. Dafür bietet das Papier eine super Charttechnik. Wer die Aktie im Depot hat, sollte also engagiert bleiben. Die Analysten von Edison Research haben den potenziellen Wert der Paragon-Aktie (nach dem Halbjahresbericht) auf bis zu 30,10 Euro taxiert (Download: HIER). Damit hätte das Papier noch gut zehn Prozent Luft nach oben. Am 8. Dezember wird Vorstand Frers auf der mkk Münchner Kapitalmarktkonferenz präsentieren. Möglich, dass der Titel dann nochmal einen kleinen Kick bekommt. Grundsätzlich tut dem Aktienkurs aber eher eine Konsolidierungsphase gut.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 124,82 | 187,38 | 192,19 | 144,98 | 146,92 | 160,32 | 161,65 | |
EBITDA1,2 | 17,03 | 30,29 | -8,37 | -10,49 | 17,46 | 11,57 | 17,67 | |
EBITDA-Marge3 | 13,64 | 16,17 | -4,36 | -7,24 | 11,88 | 7,22 | 10,93 | |
EBIT1,4 | 7,63 | 14,83 | -119,95 | -49,15 | 0,78 | -3,05 | 1,05 | |
EBIT-Marge5 | 6,11 | 7,91 | -62,41 | -33,90 | 0,53 | -1,90 | 0,65 | |
Jahresüberschuss1 | -0,66 | 3,37 | -123,52 | -44,67 | -11,42 | -3,37 | -3,81 | |
Netto-Marge6 | -0,53 | 1,80 | -64,27 | -30,81 | -7,77 | -2,10 | -2,36 | |
Cashflow1,7 | -8,37 | -53,48 | -14,14 | 18,76 | 13,71 | 12,90 | -6,16 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,15 | 0,52 | -18,29 | -6,14 | -2,52 | -0,93 | -0,84 | |
Dividende8 | 0,25 | 0,25 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |