Nach zwei Top-Quartalen mit Kurszuwächsen von 22 Prozent (Q1) und 21 Prozent (Q2) mussten die Aktionäre von Paragon zuletzt ansehen, wie der Anteilschein des Automobilzulieferers spürbar an Boden verloren hat. Gemessen am Jahreshoch von 15,98 Euro ging es um rund 18,5 Prozent auf 13 Euro gen Süden. Per saldo kann sich die Performance im laufenden Jahr damit immer noch sehen lassen. Doch die Zahlen für den Neun-Monats-Zeitraum und die Prognose für das Gesamtjahr 2014 sind zumindest erklärungsbedürftig. Auf den ersten Blick kommt der Rückfall des Nettogewinns um 91 Prozent auf nur noch 157.000 Euro jedenfalls irritierend daher. Vorstandschef Klaus D. Frers führt gleich eine ganze Reihe Sondereffekte an und betont: „Die Paragon AG konnte in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2014 sämtliche internen Umsatz- und Ertragsplanungen übertreffen.” Der größte Posten sind 2,6 Mio. Euro für den Aufbau der Geschäftsbereiche Karosserie-Kinematik (Spoilersysteme, Windschilder, Armlehnen etc.), Elektromobilität (Batteriepacks) und Akustik (Freisprechmikrofone). Bis Jahresende werden sich diese Investitionen vermutlich sogar auf 4 Mio. Euro türmen.
Zudem konnten im laufenden Jahr deutlich weniger Entwicklungs- und Werkzeugkosten an Kunden abgerechnet werden als 2013 – Paragon beziffert diesen Betrag auf rund 4,6 Mio. Euro. Kleiner als gedacht werden hingegen die auf das vierte Quartal 2014 entfallenden Umsätze aus dem Großauftrag von Vossloh Kiepe über insgesamt rund 1000 Batteriepacks für den Einsatz in Bussen sein. Aufgrund von „Verzögerungen beim Endkunden” wird der wesentliche Teil der für die Jahre 2014 bis 2016 terminierten Order nun auf 2015 entfallen. Das neu gebaute Werk in Texas soll ab April 2015 „hochgefahren werden” und dann signifikante Umsatz- und Ergebnisbeiträge aus dem Bereich Elektromobilität leisten. Für 2014 hat Firmenlenker Frers seine Prognosen – Umsatzzuwachs von acht Prozent bei einer EBIT-Marge von etwa zehn Prozent – zwar grundsätzlich beibehalten. Allerdings bezieht Frers diese Aussage nun auf das „bereinigte” Ergebnis vor Zinsen und Steuern. De facto wird Paragon im laufenden Jahr also deutlich schlechter abschneiden. Angesichts einer Nettoverschuldung von zuletzt knapp 17,4 Mio. Euro könnte das Unternehmen am Ende sogar rote Zahlen schreiben.
Boersengefluester.de rechnet daher vorsichtshalber mit einer Nullrunde bei der Dividende für 2014. Viel hängt vom Verlauf des traditionell eher guten Abschlussviertels ab. Für das kommende Jahr – wenn die Investitionsphase verdaut ist – stellt Paragon für Umsatz und Ergebnis zweistellige Zuwachsraten in Aussicht. Die betreuenden Analysten taxieren das 2015er-EBIT derzeit auf rund 11 Mio. Euro. Gemessen daran sieht die Marktkapitalisierung von 53,5 Mio. Euro sehr moderat aus. Dennoch: Die klammheimliche Formulierungsänderung bei der Prognose gefällt uns nicht. Wir gehen davon aus, dass die Netto-Zahlen für 2014 schlechter als bislang gedacht ausfallen könnten. Mit Blick auf 2015 sollte sich das zwar wieder einrenken. Kurzfristig glauben wir aber, dass die Paragon-Aktie noch weiter Richtung Süden korrigieren könnte.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 124,82 | 187,38 | 192,19 | 144,98 | 146,92 | 160,32 | 161,65 | |
EBITDA1,2 | 17,03 | 30,29 | -8,37 | -10,49 | 17,46 | 11,57 | 17,67 | |
EBITDA-Marge3 | 13,64 | 16,17 | -4,36 | -7,24 | 11,88 | 7,22 | 10,93 | |
EBIT1,4 | 7,63 | 14,83 | -119,95 | -49,15 | 0,78 | -3,05 | 1,05 | |
EBIT-Marge5 | 6,11 | 7,91 | -62,41 | -33,90 | 0,53 | -1,90 | 0,65 | |
Jahresüberschuss1 | -0,66 | 3,37 | -123,52 | -44,67 | -11,42 | -3,37 | -3,81 | |
Netto-Marge6 | -0,53 | 1,80 | -64,27 | -30,81 | -7,77 | -2,10 | -2,36 | |
Cashflow1,7 | -8,37 | -53,48 | -14,14 | 18,76 | 13,71 | 12,90 | -6,16 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,15 | 0,52 | -18,29 | -6,14 | -2,52 | -0,93 | -0,84 | |
Dividende8 | 0,25 | 0,25 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |