Unterschiedlicher hätten die beiden Jahreshälften für die Aktionäre von Paragon kaum ausfallen können. Von Anfang Januar bis Ende Juni zog die Notiz des Automobilzulieferers fast pausenlos an und gewann in diesem Zeitraum um immerhin exakt 50 Prozent an Wert. Anschließend legte der Small Cap jedoch den Rückwärtsgang ein und knickte im Tief um mehr als ein Viertel ein. Zuletzt konnte sich das Papier zwar wieder ein wenig von den August-Tiefständen bei 11,45 Euro lösen. Doch per saldo steht im zweiten Halbjahr 2014 immer noch ein Kursminus von 15 Prozent zu Buche. Umso gespannter waren die Investoren auf den nun vorgelegten Halbjahresbericht der Firma aus Delbrück in der Nähe von Paderborn. Auf den ersten Blick sieht das Zahlenwerk mitunter schaurig aus – dennoch bleibt Vorstandschef und Großaktionär Klaus Dieter Frers ganz cool und bestätigt seine Prognosen für das Gesamtjahr.
Zum Halbjahr kam Paragon bei einem Umsatzanstieg von knapp sechs Prozent auf 37,75 Mio. Euro auf ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 1,50 Mio. Euro. Das entspricht einem Rückgang von immerhin 49 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreswert. Beim Nettogewinn liegt das Unternehmen mit 0,36 Mio. Euro sogar um 79 Prozent hinter dem entsprechenden Niveau von 2013 zurück. Hier spiegelt sich insbesondere das durch die Emission der Anleihe spürbar verschlechterte Finanzergebnis negativ wider. Im operativen Geschäft drückten die Investitionen von bislang 1,4 Mio. Euro für Neueinstellungen sowie den Ausbau der Geschäftsbereiche Karosseriekinematik und Elektromobilität auf die Rentabilität. „Bereinigt um diesen Mehraufwand hätte das EBIT mit 2,9 Mio. Euro auf dem Niveau des Vorjahres gelegen“, heißt es dazu im Zwischenbericht.
Insgesamt kalkuliert Frers für 2014 weiterhin mit einem Umsatzplus von rund acht Prozent sowie einer EBIT-Marge von zirka zehn Prozent. Das würde auf Erlöse von 80 Mio. Euro sowie ein Betriebsergebnis von etwa 8 Mio. Euro hinauslaufen. „Wir sehen derzeit in den Geschäftsbereichen eine positive Entwicklung, die uns auch für die zweite Jahreshälfte optimistisch stimmt. Insbesondere in der Elektromobilität verzeichnen wir eine extrem starke Nachfrage, auch wenn hier eine exakte Verteilung der Auslieferungen und Umsätze der bestehenden Aufträge auf die Jahre 2014 und 2015 noch schwer zu prognostizieren ist“, sagt Frers. Das klingt zunächst einmal sehr gut. Anleger sollten jedoch beachten, dass die dem Bereich Elektromobilität zurechenbaren Umsätze bislang kaum messbar sind. Die Vergleichsbasis ist dementsprechend niedrig. Strategischer Partner von Paragon ist hier Vossloh Kiepe.
Der Börsenwert von Paragon beträgt zurzeit 55,4 Mio. Euro. Gemessen am Umsatz- und EBIT-Ziel sieht das sehr moderat aus. Nach Steuern bleibt bei Paragon zwar deutlich weniger hängen. Aber immer noch genug, um die Aktie – Basis sind die 2015er-Schätzungen von boersengefluester.de – auf ein KGV von knapp elf zu drücken. Auf 2016er-Level dürfte das KGV sogar in den einstelligen Bereich sinken. Etliche Aktien von Automobilzulieferern weisen hier schlechtere Kennzahlen auf. Wir bleiben daher bei unserer Kaufen-Einschätzung. Allerdings eignet sich das Papier nur für sehr risikobereite Investoren. Das Frankfurter Bankhaus Close Brothers Seydler taxierte den fairen Wert für die Paragon-Aktie zuletzt auf 21 Euro. Das entspricht einem Potenzial von deutlich mehr als 50 Prozent.