Nach der Vorlage der Neun-Monats-Zahlen bekam die Aktie des Automobilzulieferers Paragon noch ordentlich eins auf den Deckel. Zu Recht: Klammheimlich hatte Vorstandschef Klaus Dieter Frers die für 2014 zu erwartende EBIT-Marge von rund zehn Prozent plötzlich nur noch auf das „bereinigte” operative Ergebnis bezogen. Der Effekt des auf den ersten Blick unscheinbaren Zusatzes ist enorm: Statt des von den Börsianern bis dahin erwarteten Gewinns vor Zinsen und Steuern (EBIT) von rund 8 Mio. Euro wird das EBIT nämlich nur noch bei etwa 4 Mio. Euro liegen. Jetzt konnte Frers allerdings wieder punkten bei den Investoren – und zwar mit der bereits im Zwischenbericht angekündigten Planung für 2015. Demnach rechnet der Spezialist für Sensoren, Karosserie-Kinematik (Spoilersysteme, Windschilder, Kühlerjalousien, Armlehnen), Elektromobilität (Batteriepacks), Cockpitzubehör (Rückfahrkameras, Anzeigen) und Akustik (Freisprechmikrofone) für das laufende Jahr mit Erlösen von 95 Mio. Euro. Das entspräche einem Plus von knapp 19 Prozent gegenüber den bislang für 2014 in Aussicht gestellten Umsätzen von annähernd 80 Mio. Euro. Grund für eine Neueinschätzung der Aktie ist diese Zahl allerdings nicht, denn bislang hatte die Firma aus Delbrück ein Plus von bis zu 20 Prozent in Aussicht gestellt.
Für die unbereinigte EBIT-Marge nennt Paragon jetzt eine Größenordnung von rund zehn Prozent als Ziel. Das würde auf ein 2015er-Betriebsergebnis von etwa 9,5 Mio. Euro hinauslaufen. Aufmerksamen Betrachtern kommt die Zahl mit Sicherheit bekannt vor, sie entspricht schließlich exakt der aktuellen Schätzung von Close Brothers Seydler. Nicht verschweigen sollte man in diesem Zusammenhang, dass die Nebenwertespezialisten aus Frankfurt vor der Präsentation des Neun-Monats-Berichts im November sogar von einem EBIT in Höhe von 10,8 Mio. Euro ausgegangen waren. Demnach trägt Paragon dick auf, wenn in der offiziellen Mitteilung von einer „drastischen Ertragssteigerung” die Rede ist. Natürlich sind die Zuwächse beachtlich, letztlich bewegen sie sich aber im Rahmen der Erwartungen.
Besonderes Augenmerk richten die Investoren stets auf den Bereich Elektromobilität. „Bei günstigem Marktverlauf und insbesondere im Falle der Realisierung weiterer sich abzeichnender Projekte im Bereich der Voltabox-Batteriesysteme könnten wir auch erstmalig seit 2008 wieder die 100-Millionen-Euro-Marke überschreiten”, betont Frers. Dem Vernehmen nach befinden sich einige „hochvolumige Projekte” noch im Stadium der Anbahnung und wurden daher nicht in die Planung aufgenommen. Insgesamt rechnet Paragon für den Zeitraum von 2015 bis 2019 mit kumulierten Erlösen aus dem Batteriebereich von 220 bis 300 Mio. Euro. Zur Einordnung: Für 2015 liegt die Erwartungshaltung für Voltabox bei bis zu 15 Mio. Euro. Demnach müsste in den Jahren 2016 bis 2019 ein durchschnittlicher Voltabox-Umsatz zwischen 50 und 70 Mio. Euro in den Büchern stehen. Das wäre dann in der Tat eine stramme Leistung. Eingesetzt werden sollen die Batteriepacks in Bussen, Nutzfahrzeugen und Stromspeichern zur Netzstabilisierung.
Dementsprechend positiv nehmen die Anleger die Langfristperspektiven auf und hieven den Aktienkurs von Paragon um elf Prozent auf 12,80 Euro in die Höhe. Damit türmt sich die Marktkapitalisierung auf 52,7 Mio. Euro. Hinzu kommen Nettofinanzverbindlichkeiten von gut 17 Mio. Euro. Daraus ergibt sich ein Enterprise Value von knapp 70 Mio. Euro. Gemessen an dem für 2015 avisierten Betriebsergebnis sieht aber auch das noch ziemlich moderat aus. Boersengefluester.de wagt es also noch einmal, ändert die Handlungsempfehlung auf „Kaufen” und vertraut darauf, dass Firmenlenker Frers seine Prognosen tatsächlich einlöst. Allerdings müssen sich Anleger – bei aller Zuversicht für die kommenden Jahre – darauf einstellen, dass die Nettoergebnisse für 2014 nicht sonderlich berauschend ausfallen werden. Zudem wird es höchste Zeit, dass die Doppelwährung „Bereinigt/Unbereinigt” zu den Akten gelegt wird.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 124,82 | 187,38 | 192,19 | 144,98 | 146,92 | 160,32 | 161,65 | |
EBITDA1,2 | 17,03 | 30,29 | -8,37 | -10,49 | 17,46 | 11,57 | 17,67 | |
EBITDA-Marge3 | 13,64 | 16,17 | -4,36 | -7,24 | 11,88 | 7,22 | 10,93 | |
EBIT1,4 | 7,63 | 14,83 | -119,95 | -49,15 | 0,78 | -3,05 | 1,05 | |
EBIT-Marge5 | 6,11 | 7,91 | -62,41 | -33,90 | 0,53 | -1,90 | 0,65 | |
Jahresüberschuss1 | -0,66 | 3,37 | -123,52 | -44,67 | -11,42 | -3,37 | -3,81 | |
Netto-Marge6 | -0,53 | 1,80 | -64,27 | -30,81 | -7,77 | -2,10 | -2,36 | |
Cashflow1,7 | -8,37 | -53,48 | -14,14 | 18,76 | 13,71 | 12,90 | -6,16 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,15 | 0,52 | -18,29 | -6,14 | -2,52 | -0,93 | -0,84 | |
Dividende8 | 0,25 | 0,25 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |