Ist noch eine Weile hin, aber Anfang März 2025 steht für Pantaflix das zehnjährige Börsenjubiläum an. Zu feiern gibt es für Investoren aus heutiger Sicht erstmal nichts. Dafür hat das als Pantaleon Entertainment AG im damaligen Freiverkehrssegment Entry Standard gestartete Medienunternehmen zu große operative Kapriolen hingelegt, was sich auch im Aktienkurs widerspiegelt. Beinahe die einzige Konstante aus Kapitalmarktsicht ist das Börsenkürzel „PAL“. Womöglich mit ein Grund dafür, dass Großaktionär BlackMars via Ergänzungsverlangen zur Hauptversammlung (HV) am 26. August 2024 eine Umfirmierung der Gesellschaft in „PAL Next AG“ vorschlägt und – was noch wichtiger ist – zusätzlich eine Satzungsänderung auf die Agenda setzt, die künftig auch Aktivitäten außerhalb der Bereiche Unterhaltungsindustrie und Kreativwirtschaft abdecken soll.
Zumindest aus der Außenperspektive, sieht das nach einem Vorstoß von BlackMars aus, der so nicht zwingend mit dem Vorstand abgesprochen ist – selbst wenn der frühere CEO und jetzige Aufsichtsrat Dan Maag zum Investorenkreis von BlackMars gehört. Im Hintergrundgespräch auf den Hamburger Investorentagen (HIT) räumt Vorstand Stephanie Schettler-Köhler diese Form der Interpretation der anstehenden Veränderungen jedoch aus: „Wir wollen einfach nur größtmögliche Flexibilität für die Zukunft haben.“ Zudem erhofft sich Schettler-Köhler eine einprägsame Markenidentität für die Holdingebene. Die Töchter Pantaleon Films und Storybook Studios bleiben von der Umfirmierung ohnehin unberührt.
Keine Frage: Zwar wäre es eleganter gewesen, alle geplanten Veränderungen bereits in der offiziellen HV-Einladung vom 16. Juli 2024 eingebettet zu haben. Doch das passte zeitlich nicht mehr. Und die Wortnähe zum analogen TV-Farbsystem PAL ist eher zufällig, selbst wenn sie für ein Filmunternehmen ebenfalls als möglicher Namensgeber interpretiert werden kann. Um die Umfirmierung nicht ansatzweise als technische Rolle rückwärts rüberkommen zu lassen, auch der Zusatz „Next“ – also quasi Next Generation.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 28,06 | 35,12 | 28,75 | 7,82 | 42,58 | 19,70 | 35,38 | |
EBITDA1,2 | 17,54 | 2,88 | 3,31 | -5,41 | 16,49 | 9,78 | 19,81 | |
EBITDA-Marge3 | 62,51 | 8,20 | 11,51 | -69,18 | 38,73 | 49,64 | 55,99 | |
EBIT1,4 | 2,21 | -8,99 | -8,55 | -7,13 | -1,88 | -7,92 | -3,60 | |
EBIT-Marge5 | 7,88 | -25,60 | -29,74 | -91,18 | -4,42 | -40,20 | -10,18 | |
Jahresüberschuss1 | -0,40 | -8,83 | -7,89 | -7,10 | -1,88 | -7,88 | -3,62 | |
Netto-Marge6 | -1,43 | -25,14 | -27,44 | -90,79 | -4,42 | -40,00 | -10,23 | |
Cashflow1,7 | 7,41 | 12,88 | 2,08 | 8,99 | 12,20 | 14,37 | 7,08 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,03 | -0,57 | -0,51 | -0,38 | -0,09 | -0,38 | -0,14 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Concept Renkes & Partner |
Nun: Über Wortfindungen lässt sich bekanntlich kontrovers diskutieren. Unbestritten dürfte sein, dass dem Namen Pantaflix wohl kaum jemand hinterherjammern wird, zumal das 2016 auf die Schiene gesetzte Streamingportal Pantaflix krachend gescheitert ist. So standen die jüngsten Firmenjahre auch unter dem Stern der finanziellen Restrukturierung sowie der Fokussierung auf die Film- und Serienproduktion. Für den Kapitalmarkt ist dieses projektgetriebene Geschäft – wenn es nicht gerade von internationalen Multis mit dauerhaft voller Pipeline betrieben wird – allerdings eine super volatile Angelegenheit. So rechnet Pantaflix für 2024 mit Erlösen von gerade einmal 3,0 bis 4,5 Mio. Euro – nach abrechnungsbedingt hohen 35,4 Mio. Euro für 2023. Für 2025 wiederum stehen rund 21,0 Mio. Umsatz sowie ein ausgeglichenes Betriebsergebnis (EBIT) in der Planung. Derartige Schwankungen muss man mögen als Investor.
Die eigentliche Kursfantasie kommt derweil aus den sich bietenden Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI), die auch den Entertainmentsektor mächtig durcheinander wirbelt. Immerhin lassen sich Produktionen mit KI-Unterstützung sehr viel schneller, effizienter und vor allen Dingen kostengünstiger umsetzen. Dass Pantaflix über Storybook Studios hier eine Vorreiterrolle besitzt, hat das Unternehmen schon früh kommuniziert. Nun lassen die Münchner Taten folgen und präsentieren die Pilotfolge der für Kinder konzipierten Serie Space Vets. „Das Feedback ist sehr positiv. Animationsserien sind zudem das Medium, bei dem KI am besten unterstützen kann“, sagt Schettler-Köhler. Potenzielle Abnehmer für Space Vets sind Fernsehsender und Streamingportale.
Ein schöner Erfolg, jedoch sollte klar sein, dass in den kommenden ein bis zwei Jahren noch keine markanten Ergebnisbeiträge aus KI-Produktionen zu erwarten sind. In den Finanzprognosen sind KI-Effekte aber ohnehin nicht enthalten. „Das lässt sich derzeit auch gar nicht planen“, räumt Stephanie Schettler-Köhler ein. Auf die mittlere Sicht ist ihre Erwartungshaltung dafür umso klarer: „KI-Produktionen können dafür sorgen, dass wir sehr viel schneller skalieren und nachhaltige Umsatzerlöse erwirtschaften.“ Insgesamt scheint KI für Pantaflix also mehr Chance als Risiko zu sein. Das ist tendenziell gut für den Aktienkurs, aber es braucht eben noch seine Zeit, bis sich alles in harten Zahlen ablesen lässt. Immerhin betont Schettler-Köhler beim 1on1 mit boersengefluester.de auf dem HIT, dass Kapitalmaßnahmen derzeit kein Thema für die Münchner sind.
Risikobereite Investoren können daher in dem Titel investiert bleiben, zumal Schettler-Köhler auf den Hamburger Investorentagen – veranstaltet von Montega – auch sonst überzeugend präsentiert hat. Mit einem Börsenwert von deutlich weniger als 40 Mio. Euro kommt der Titel für institutionelle Investoren allerdings kaum in Betracht. Zudem hofft boersengefluester.de, dass sich die Gesellschaft auch weiterhin klar zum Kapitalmarkt bekennt. Die Präsenz auf Veranstaltungen wie dem HIT ist dafür zumindest ein gutes Indiz.
Foto: Shutterstock
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