Dass Unternehmen aus der Filmbranche eher forsch kommunizieren, ist seit Neuer Markt-Zeiten hinlänglich bekannt. Und gegen ein wenig Show und Selbstvermarktung ist wohl auch nichts einzuwenden. Aber ganz ehrlich: Pantaflix überspannt den Bogen nach unserem Geschmack ein wenig. So ist im aktuellen Halbjahresbericht von „raketenhaftem Wachstum“ und „durchweg positiven“ Ergebnissen die Rede. Tatsächlich lässt sich die Dynamik anhand der aktuellen Zahlen per Ende Juni 2017 nur bedingt nachvollziehen. Bei Erlösen von 11,67 Mio. Euro kam zwar ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von rund 8,5 Mio. Euro zustande. Unterm Strich blieb jedoch ein Fehlbetrag von 1,78 Mio. Euro stehen. „Das deutlich positive Ergebnis im Filmgeschäft konnte die Aufwendungen, die mit dem weiteren Ausbau der Video-on-Demand-Aktivitäten verbunden sind, nicht vollständig abdecken“, lautet die Erklärung der Münchner. Dieses Fazit ist im Prinzip keine Überraschung und natürlich hätte das Minus auch deutlich höher ausfallen können. Freilich muss die Gesellschaft damit rechnen, dass sich ein potenzieller Anleger, der vielleicht nur die Pressemitteilung zu den Halbjahreszahlen liest, sich am Ende recht einseitig informiert fühlt.
In einem Atemzug kündigt Pantaflix für das Gesamtjahr „stark steigende Umsatzerlöse“ sowie eine „deutliche Ergebnissteigerung“ an – ohne jedoch konkreter zu werden. Gut möglich allerdings, dass belastbare Vorhersagen in der jetzigen Transformationsphase auch kaum zu treffen sind. Nun: Die Börsianer scheint das gegenwärtig nicht zu stören, sie setzen konsequent auf eine erfolgreiche Zukunft der neuen Downloadplattform Pantaflix. Jedenfalls schoss der Aktienkurs mit Vorlage der Halbjahreszahlen in der Spitze um 13,5 Prozent auf fast 154 Euro in die Höhe. Kapitalisiert ist Pantaflix mittlerweile mit beinahe 173 Mio. Euro, womit nach Auffassung von Hauck & Aufhäuser sogar noch ein wenig Luft nach oben besteht. Ihr Kursziel: 164 Euro. Dabei rechnen die Analysten für 2017 mit Erlösen von 35,8 Mio. Euro, einem EBITDA von 23,9 Mio. Euro und einem Fehlbetrag von 1,1 Mio. Euro.
Das ist jedoch nur eine Momentaufnahme: Bis 2019 soll der Umsatz auf rund 74 Mio. Euro steigen – bei einem Nettogewinn von 16,7 Mio. Euro. So gesehen würde die Pantaflix-Aktie mit einem KGV von gerade einmal gut zehn gehandelt werden. Das klingt verlockend, allerdings sind die Schätzungen mit erheblicher Unsicherheit behaftet. Sollte das Bezahlmodell von Pantaflix so nicht am Markt ankommen, würde die Rechnung wohl ganz anders aussehen. Insgesamt bleibt der im Scale gelistete Titel damit nur etwas für sehr wagemutige Anleger.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 28,06 | 35,12 | 28,75 | 7,82 | 42,58 | 19,70 | 35,38 | |
EBITDA1,2 | 17,54 | 2,88 | 3,31 | -5,41 | 16,49 | 9,78 | 19,81 | |
EBITDA-Marge3 | 62,51 | 8,20 | 11,51 | -69,18 | 38,73 | 49,64 | 55,99 | |
EBIT1,4 | 2,21 | -8,99 | -8,55 | -7,13 | -1,88 | -7,92 | -3,60 | |
EBIT-Marge5 | 7,88 | -25,60 | -29,74 | -91,18 | -4,42 | -40,20 | -10,18 | |
Jahresüberschuss1 | -0,40 | -8,83 | -7,89 | -7,10 | -1,88 | -7,88 | -3,62 | |
Netto-Marge6 | -1,43 | -25,14 | -27,44 | -90,79 | -4,42 | -40,00 | -10,23 | |
Cashflow1,7 | 7,41 | 12,88 | 2,08 | 8,99 | 12,20 | 14,37 | 7,08 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,03 | -0,57 | -0,51 | -0,38 | -0,09 | -0,38 | -0,14 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Concept Renkes & Partner |
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