Verdammt lange Zeit: Beinahe auf den Tag genau fünf Jahre ist es her, dass wir auf boersengefluester.de (HIER) zuletzt über Pantaflix berichtet haben. Nicht ohne Grund gab es diese lange Sendepause, denn aus Investorensicht war es – von zwischenzeitlichen Kursausschlägen nach oben einmal abgesehen – regelmäßig besser, einen Bogen um die Aktie des Medienunternehmens zu machen. Insbesondere die mit großen Ambitionen gestartete eigene Streamingplattform für Endkunden hat nicht das gehalten, was man sich damals versprochen hatte. Nach mehreren Strategieschwenken adressieren die Münchner hier nun das B2B-Geschäft. Ziel ist es, Inhalte-Anbieter und Distributeure enger zu verzahnen. „Entertainment as a Service“ lautet das Schlagwort für eine bessere Zukunft. „Die Technologie ist sehr gut und auch konkurrenzfähig“, sagt CEO Nicolas Paalzow auf der von Montega organisierten Videokonferenz zu den Sechs-Monats-Zahlen.
Trotzdem: Im ersten Halbjahr 2022 brachte das Plattformgeschäft nur 409.000 Euro Umsatz ein, sorgte dabei aber für einen Betriebsverlust von 616.000 Euro. „Ganz klare Botschaft ist es, dieses Geschäft im nächsten Jahr profitabel zu machen“, sagt Nicolas Paalzow. Dabei räumt er unumwunden ein, dass es ihn „schon narrisch“ mache, dass Pantaflix im Plattformgeschäft noch nicht dort steht, wo er das Unternehmen gern sehen würde. Überhaupt gefällt boersengefluester.de gut, dass Nicolas Paalzow und COO Stephanie Schettler-Köhler in dem Investoren-Call mehrfach betonen, dass sie zwar aus dem Entertainment-Sektor kommen, aber keine Geschäfte wollen, die absehbar nur Geld kosten. Das gilt umso mehr vor dem Hintergrund der allgemein schwierigen Rahmenbedingungen – inklusive einer drohenden globalen Rezession.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 28,06 | 35,12 | 28,75 | 7,82 | 42,58 | 19,70 | 35,38 | |
EBITDA1,2 | 17,54 | 2,88 | 3,31 | -5,41 | 16,49 | 9,78 | 19,81 | |
EBITDA-Marge3 | 62,51 | 8,20 | 11,51 | -69,18 | 38,73 | 49,64 | 55,99 | |
EBIT1,4 | 2,21 | -8,99 | -8,55 | -7,13 | -1,88 | -7,92 | -3,60 | |
EBIT-Marge5 | 7,88 | -25,60 | -29,74 | -91,18 | -4,42 | -40,20 | -10,18 | |
Jahresüberschuss1 | -0,40 | -8,83 | -7,89 | -7,10 | -1,88 | -7,88 | -3,62 | |
Netto-Marge6 | -1,43 | -25,14 | -27,44 | -90,79 | -4,42 | -40,00 | -10,23 | |
Cashflow1,7 | 7,41 | 12,88 | 2,08 | 8,99 | 12,20 | 14,37 | 7,08 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,03 | -0,57 | -0,51 | -0,38 | -0,09 | -0,38 | -0,14 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Concept Renkes & Partner |
„Im Zweifel müssen wir uns anpassen“, sagt Nicolas Paalzow ganz pragmatisch mit Blick auf die Budgets der Tochtergesellschaften für das kommende Jahr. Lohnenswert ist es nach Auffassung von boersengefluester.de daher, etwas tiefer in das Zahlenwerk zum ersten Halbjahr 2022 einzusteigen. Auf den ersten Blick sieht insbesondere der Umsatzrückgang von rund 61 Prozent auf 8,80 Mio. Euro wenig einladend aus. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verschlechterte sich von minus 2,10 auf minus 2,82 Mio. Euro. Die erhebliche Lücke bei den Erlösen hängt damit zusammen, dass es im laufenden Jahr überwiegend Co- und Eigenproduktionen gab, während das Vorjahr unter anderem durch die Teilrealisierung von Umsätzen für die Netflix-Produktion „Army of Thieves“ geprägt war.
Mit Blick auf das Ergebnis wirken sich die geringeren Aufwendungen für die Auftragsproduktion positiv aus, während die gestiegenen Abschreibungen – etwa für den im Sommer in den Kinos gestarteten Film „Die Geschichte der Menschheit“ – auf den Ertrag drücken. Unterm Strich steht zum Halbjahr ein von 2,20 auf 2,71 Mio. Euro vergrößerter Fehlbetrag. „Damit liegen wir in der Range, die wir erwartet hatten“, sagt Stephanie Schettler-Köhler. Erklärungsbedürftig ist ein Blick in die Bilanz, denn zum Halbjahr sind die Bankverbindlichkeiten massiv von 12,91 auf 28,76 Mio. Euro in die Höhe geschossen. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um eine Zwischenfinanzierung für die mittlerweile abgedrehte Sky-Serie „Unwanted“ mit Jessica Schwarz.
Und eben dieses Projekt ist auch der Grund dafür, warum sich CEO Nicolas Paalzow für 2023 so zuversichtlich zeigt und mit einem „deutlichen Umsatzanstieg“ gegenüber den für 2022 avisierten mindestens 22 Mio. Euro rechnet. Eine konkrete Ergebnisvorschau für das kommende Jahr wird es erst mit Vorlage des Geschäftsberichts für 2022 geben. Doch schon jetzt sagt Nicolas Paalzow, dass das Break-even-Ziel „ganz klar auf der Agenda“ steht. Zur Einordnung: Für 2022 bestätigt Pantaflix die bisherigen Aussagen, wonach mit einem EBIT zwischen minus 4,5 und minus 2,5 Mio. Euro zu rechnen ist. Es tut sich also was bei der im Frankfurter Scale-Segment gelisteten Aktie. Entsprechend froh ist boersengefluester.de, dass wir uns die Zeit für den Halbjahres-Call genommen haben. Auch wenn das Chartbild des zum Penny Stock mutierten Spezialwerts noch ein Desaster ist und der Börsenwert gerade einmal 17 Mio. Euro beträgt: Auf die Beobachtungsliste gehört die Pantaflix-Aktie für unseren Geschmack allmählich wohl doch. Zudem bestätigte COO Stephanie Schettler-Köhler, dass es derzeit keine Pläne für eine Kapitalerhöhung gäbe.
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