Die Aktie von Pantaflix ist so etwas wie das Überraschungs-Ei aus der Datenbank von boersengefluester.de. Just zu einer Zeit, wo wir ernsthafte Zweifel hatten, ob die Mediengesellschaft nach ihrem kostspieligen und letztlich gescheiterten Ausflug in die Welt der Streamingtechnologie überhaupt wieder auf die Beine kommt, setzte der Aktienkurs plötzlich zum Höhenflug an. Gemessen am Mai-Tief bei knapp unter 0,50 Euro hat sich die Notiz in der Spitze bis auf annähernd 1,70 Euro emporgeschwungen. Genährt wurde der anhaltende Kurszuwachs freilich von etlichen Kapitalmaßnahmen, die von den Ankeraktionären über das Investmentvehikel Black Mars (Marco Beckmann, Dan Maag und Matthias Schweighöfer) regelmäßig gezeichnet wurden. Zurück zu den Wurzeln, lautet die Strategie der Münchner. Demnach steht das klassische Filmproduktionsgeschäft wieder ganz oben auf der Agenda – allerdings mit einem entscheidenden Unterschied.
Über die Tochter Storybook Studios setzt Pantaflix voll auf die sich auch im Mediensektor bietenden Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI). „Wir sehen ganz klar die Chance einer Content-Revolution durch den Einsatz von KI“, sagt Vorstand Stephanie Schettler-Köhler bei der Präsentation der Halbjahreszahlen auf der Montega-Plattform Connect. Demnach wittern die Kreativen erstmals die Chance, auch ohne die riesigen Budgets der Hollywood-Studios im internationalen Geschäft mitmischen zu können. Noch im laufenden Jahr soll ein erster Kurzfilm auf Basis von KI produziert werden, 2024 will sich Pantaflix mit Hilfe der neuen Technik an Serien wagen. Ab 2025 könnte dann bereits ein erster Film mit wesentlichen KI-Elementen in die Kinos kommen. Dabei setzt das Team um Stephanie Schettler-Köhler nicht auf selbst entwickelte Technologien, sondern nutzt bestehende Tools.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 28,06 | 35,12 | 28,75 | 7,82 | 42,58 | 19,70 | 35,38 | |
EBITDA1,2 | 17,54 | 2,88 | 3,31 | -5,41 | 16,49 | 9,78 | 19,81 | |
EBITDA-Marge3 | 62,51 | 8,20 | 11,51 | -69,18 | 38,73 | 49,64 | 55,99 | |
EBIT1,4 | 2,21 | -8,99 | -8,55 | -7,13 | -1,88 | -7,92 | -3,60 | |
EBIT-Marge5 | 7,88 | -25,60 | -29,74 | -91,18 | -4,42 | -40,20 | -10,18 | |
Jahresüberschuss1 | -0,40 | -8,83 | -7,89 | -7,10 | -1,88 | -7,88 | -3,62 | |
Netto-Marge6 | -1,43 | -25,14 | -27,44 | -90,79 | -4,42 | -40,00 | -10,23 | |
Cashflow1,7 | 7,41 | 12,88 | 2,08 | 8,99 | 12,20 | 14,37 | 7,08 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,03 | -0,57 | -0,51 | -0,38 | -0,09 | -0,38 | -0,14 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Concept Renkes & Partner |
Ob sich die nun doch im Haus bleibende Streaming-Technologie dabei tatsächlich als Vertriebsschiene nutzen lässt, bleibt allerdings abzuwarten. Hier hat boersengefluester.de eher die starke Vermutung, dass der Verkaufsprozess mangels Nachfrage abgebrochen wurde. Immerhin: Über die zurzeit laufende Emission einer Wandelanleihe im Gesamtnennbetrag von bis zu 8 Mio. Euro hinaus, sind vorerst keine weiteren Kapitalmaßnahmen geplant. Das bestätigte Stephanie Schettler-Köhler auf unsere Nachfrage. Beinahe eine Nebenrolle spielten im dem um eine Woche nach hinten geschobenen Call die Halbjahreszahlen. Der Grund ist simpel, denn das Zahlenwerk ist längst bekannt (siehe dazu unseren Bericht HIER).
Für das Gesamtjahr stellt die Gesellschaft bei Erlösen zwischen 29,5 und 33,5 Mio. Euro ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) in einer Bandbreite von minus 3,7 Mio. bis minus 3,0 Mio. Euro in Aussicht. Verglichen mit dem Halbjahres-EBIT von minus 0,7 Mio. Euro, kommen im zweiten Halbjahr also deutliche Belastungen hinzu. Das wiederum hängt in erster Linie mit produktionstechnischen Besonderheiten zusammen, da mit dem Film 791 km nur ein deutlich kleineres Werk zur Auslieferung kommt, als zuletzt etwa die Sky-Produktion Unwanted. Ab 2024 sollen sich dann aber auch die allgemeinen Einsparmaßnahmen im Personal- und Sachbereich förderlich auf das Ergebnis auswirken.
Ansonsten befinden sich – neben der Streamingplattform – auch ehemalige Hoffnungsträger wie der Vermarktungsspezialist Creative Cosmos 15 (CC15) oder die Audio-Tochter Panta Sounds weitgehend in der Abwicklung oder sind bereits auf Null heruntergefahren. Insgesamt ein schmerzhafter Prozess, aber eben auch dringend notwendig, um die Zukunft von Pantaflix zu sichern. Noch ist es viel zu früh für eine Einschätzung, ob die Neuausrichtung nachhaltig erfolgreich sein wird und die Pantaflix-Aktie weiterhin performt. Aber es ist die einzige Chance – und auf die setzt die Börse zurzeit.
Foto: Unsplash+
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