Zurzeit läuft bei Paion eine große Kapitalerhöhung: Noch bis zum 4. Juli können Altaktionäre für fünf alte Aktien drei neue für je 2,50 Euro kaufen. Mit der Transaktion will das biopharmazeutische Unternehmen 46,25 Mio. Euro einsammeln. Sie schließt sich an eine Reihe anderer Finanzierungsrunden an, die seit Jahresanfang insgesamt 11,2 Mio. Euro in die Kassen gespült haben. Mit dem Geld will Vorstandschef Wolfgang Söhngen die Entwicklung und Verpartnerung des Präparats Remimazolam vorantreiben. Das Präparat ist ein intravenöses Anästhetikum, dessen primärer Fokus in den USA die Kurznarkose bei kleineren medizinischen Eingriffen, wie Darmspiegelungen, ist. In Europa ist die Anästhesie die Leitindikation. So soll das Mittel etwa bei Vollnarkose für größere Herzoperationen zum Einsatz kommen. Während einer Anästhesie wird ein Zustand der Empfindungslosigkeit für einen diagnostischen oder operativen Eingriff hergestellt. Für die Phase-III-Programme setzt Paion die Kosten auf rund 20 bis 25 Mio. Euro für die USA und etwa 15 bis 20 Mio. Euro für Europa an.
In den Studien soll bewiesen werden, dass das Präparat ebenso schnell wirkt wie ein Konkurrenzprodukt und gleichzeitig so sicher ist wie ein anderes Konkurrenzprodukt. Laut Schätzungen hat Remimazolam in den USA bei Kurznarkosen ein Einsatzpotenzial von mehr als 30 Mio. Fällen pro Jahr. Laut Schätzungen könnte ein Einsatz des Präparats im US-Gesundheitssystem zu Einsparungen von bis zu einer Mrd. Dollar pro Jahr bei Darmspiegelungen führen. Das dortige Phase-III-Programm könnte Ende 2014 oder Anfang 2015 starten. Frühestens 2016 könnte es dann zur Markteinführung kommen. In der Euro-Zone hätte das Präparat bei der Leitindikation Anästhesie ein Potenzial von mehr als 30 Mio. Fällen pro Jahr. Durch den Einsatz des Präparates könnte die Zeit, die Patienten auf der Intensivstation verbringen, reduziert werden, was die Kosten im Gesundheitswesen drücken würde.
In den vergangenen Monaten ist Paion deutlich in den Fokus der Investoren gerückt. Im Oktober 2013 hatte der japanische Partner Ono den Abschluss des Phase-III-Programms von Remimazolam in der Anästhesie bekanntgegeben. Zudem hatte Paion damals mehrere Lizenzverträge für das Präparat für Südkorea, Russland und die Türkei abgeschlossen. Im April 2014 ist die Aktie dann in den Prime Standard aufgenommen worden, was für zusätzliche Aufmerksamkeit bei Investoren sorgt. Die Umsätze der Firma sind derzeit äußerst überschaubar. Aus den bestehenden Partnerschaften erwartet Söhngen für 2014 Meilensteinzahlungen von bis zu einer Mio. Euro. Wegen der hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung soll der Verlust im hohen einstelligen Bereich liegen. Durch neue Lizenzverträge könne er allerdings reduziert werden. Laut den Schätzungen der Analysten wird die Firma 2014 bei einem Umsatz von 1,3 Mio. Euro einen Verlust von 7,2 Mio. Euro erwirtschaften. Während der Erlös im nächsten Jahr auf 8 Mio. hochschießt, soll der Verlust auf 2 Mio. zurückgehen.
Bei einem aktuellen Kurs von rund 3 Euro je Aktie wird das Unternehmen nach der Kapitalerhöhung einen Börsenwert von 148 Mio. Euro auf die Waage bringen. Damit ist Paion mit dem 18,4fachen des 2015er-Umsatzes bewertet. Das zeigt wie hoch die Erwartungen der Investoren sind. Sollte sich bei Investoren jedoch die Einschätzung durchsetzen, dass das Narkosemittel Remimazolam in etlichen Jahren nach der weltweiten Markteinführung tatsächlich Spitzenumsätze von mehreren 100 Mio. Dollar pro Jahr erreichen kann, könnte die Small-Cap-Aktie in den nächsten Quartalen dennoch weiter klettern.
Foto: Paion AG