Heftige Reaktion: Mit einem Rutsch von 20 Prozent auf 4,80 Euro quittierte die Börse das 2014er-Zahlenwerk von PA Power Automation. Damit hat sich der seit Anfang Mai aufgebaute Kursgewinn des Anbieters von Software und Steuerungssystemen für die Automatisierungsindustrie komplett in Luft aufgelöst. Dabei sehen die Zahlen auf den ersten Blick ganz anständig aus: Bei Erlösen von 7,68 Mio. Euro kam PA Power nach Steuern auf einen mehr als verdoppelten Gewinn von 2,15 Mio. Euro. Avisiert hatte Vorstand Bernhard Hilpert im jüngsten Zwischenbericht ein „operatives Konzernergebnis nach Steuern” in einer Range von 1,3 bis 1,8 Mio. Euro. Die Analysten von Warburg Research kalkulierten zuletzt mit einem Überschuss von 1,75 Mio. Euro. Was gab es also auszusetzen? Knackpunkt war zum einen, dass das Ergebnis maßgeblich durch Sonderfaktoren zustande gekommen ist. Davon war im Halbjahresbericht noch nichts zu spüren. So steuerte allein die Ablösung eines Kredits von Großaktionär Zollner Elektronik zu einem Viertel der eigentlichen Summe einen bilanziellen Extraertrag von rund 0,9 Mio. Euro bei. Andererseits drückten Rechts- und Beratungskosten in Höhe von 533.000 Euro für ein Schiedsverfahren in China auf die Marge. Saldiert man diese Effekte, wäre die Gesellschaft überschlägig wohl auf einen Nettogewinn von 1,6 bis 1,7 Mio. Euro hinausgelaufen. Zumindest bis hierhin scheint die Börse also übertrieben zu haben.
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Schlucken mussten die Investoren darüber hinaus, weil PA Power erneut eine Kapitalerhöhung zu 5 Euro platziert hat, durch die sich die Aktienzahl um 600.000 Stück auf 4.632.463 vergrößert hat. Ein Bezugsrecht gab es nicht. Viel Holz auf einmal also. Mit dem Mittelzufluss von 3 Mio. Euro will das Unternehmen eine Weichenstellung aus dem Jahr 2002 korrigieren. Damals hatte die Gesellschaft aus dem schwäbischen Pleidelsheim Teile ihrer Software für 5 Mio. Euro an den US-Konzern Rockwell Automation verkauft. Jetzt wird PA Power den Deal in zwei Tranchen rückgängig machen und ab dem zweiten Quartal 2015 „uneingeschränkter Eigentümer aller der von ihr genutzten Technologien” sein, wie es heißt. Positiver Nebeneffekt ist, dass damit auch Lizenzzahlungen in „erheblicher Höhe” entfallen. Das hört sich zunächst positiv für die Zukunft an. Gemessen daran kommt der Ausblick eher enttäuschend daher. Für 2015 stellt Firmenlenker Hilpert bei Erlösen zwischen 8 und 9 Mio. Euro ein Ergebnis in einer Bandbreite von 1,5 bis 2,1 Mio. Euro in Aussicht. Die Warburg-Experten rechneten bislang mit einem Umsatz von 10,05 Mio. Euro und 1,93 Mio. Euro Gewinn. Zumindest im unteren Szenario wäre das Abschneiden also eine deutliche Enttäuschung.
Hinzu kommt, dass das Ergebnis je Aktie – aufgrund der Verwässerung durch die jüngste Kapitalerhöhung – nur bei 0,32 bis 0,45 Euro ankommen würde. Damit käme der Titel auf ein 2015er-KGV zwischen knapp elf und rund 15. Da die Gesellschaft für 2016 eine weitere Ergebnisverbesserung in Aussicht gestellt hat, sollte die Bewertung nochmals absinken. Keine Frage: Von dem 2014er-Zahlenwerk hatte wir uns mehr versprochen. Und auch der Ausblick hätte peppiger ausfallen können. Unterm Strich scheint uns die Prügelattacke auf PA Power aber trotzdem übertrieben zu sein. Risikobereite Small-Cap-Investoren bleiben also engagiert. Für Neuanleger könnte sich bei dem Miniwert womöglich sogar eine gute Einstiegschance ergeben.
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