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OTRS: Das etwas andere Unternehmen

Mitte Mai gab es erstmal eine kleine Klatsche für den Aktienkurs von OTRS. Zwar hatte der Softwareanbieter mit Ausrichtung auf Helpdesk-Lösungen, IT-Service-Management und zunehmend auch IT-Security-Themen durchweg starke Zahlen für 2021 vorgelegt. Beim Ausblick für 2022 allerdings patzte OTRS aus Kapitalmarktsicht: Auf den Begriff „Übergangsjahr“ – gepaart mit einer rückläufigen Profitabilität – reagieren Anleger eben sensibel. Viel spricht aber dafür, dass der Kursreflex nach unten in dieser Intensität wohl übertrieben ist. Auf der von Montega organisierten virtuellen Präsentation zur Vorlage des Geschäftsberichts 2021 machte das Vorstandsteam von OTRS nämlichen einen überzeugenden Eindruck und begründete plausibel, warum das Unternehmen im laufenden Jahr weniger verdienen dürfte. So schlagen insbesondere die Aufwendungen für die Implementierung von SAP – auch im Zusammenhang mit der geplanten Einführung einer Konzernberichterstattung – sowie die Ausweitung der Mitarbeiter und ein Projekt zur Steigerung der Agilität innerhalb der Organisation zunächst einmal aufs Budget.

„Wir sitzen auf einer Schatztruhe, haben den Deckel aber noch nicht richtig aufbekommen“, sagt CEO und Mitgründer André Mindermann mit Blick auf das wahre Potenzial der über die Jahre immer weiter entwickelten Basissoftware. Die bekanntesten Wettbewerber von OTRS sind dabei die US-Konzerne ServiceNow, BMC/Remedy sowie die britisch-australische Atlassian. Wenn man OTRS hierzulande mit börsennotierten Smallcaps vergleichen will, bieten sich – bei allen Unterschieden – wohl am ehesten Serviceware und auch USU Software an. Mit einer Marktkapitalisierung von weniger als 25 Mio. Euro ist OTRS allerdings nochmals deutlich kleiner als USU (Börsenwert: 210 Mio. Euro) und auch Serviceware (Börsenwert: 110 Mio. Euro). Umso wichtiger ist es für das Unternehmen aus Oberursel in der Nähe von Frankfurt, nicht nur noch bekannter bei den Kunden zu werden, sondern auch die Visibilität am Kapitalmarkt zu erhöhen.

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Was den Bereich Investor Relations angeht, bewegt sich OTRS aber in die richtige Richtung. Zuletzt präsentierte die Gesellschaft auf der Frühjahrskonferenz von Equity Forum, zudem gibt es mittlerweile eine Coverage durch Montega (HIER). Das Hamburger Analystenhaus traut der Aktie übrigens einen fairen Wert von 24 Euro zu, das wäre immerhin ein potenzieller Verdoppler. Zur weiteren Einordnung: Für das laufende Jahr kalkuliert OTRS mit einem Umsatzplus zwischen sieben und acht Prozent auf dann etwa 11,8 Mio. Euro. Eine offizielle Prognose für die zu erwartende Bandbreite bei der operativen Marge gibt es noch nicht. Montega rechnet aber mit einem EBIT-Rendite von etwas mehr als neun Prozent – nach knapp 15,5 Prozent für 2021. Dass OTRS auf einem gesunden Weg unterwegs ist, zeigt aber auch die deutlich von 0,07 auf 0,15 Euro erhöhte Dividende je Aktie. Beim derzeitigen Kurs ergibt sich daraus allerdings „nur“ eine Rendite von 1,2 Prozent. Da gibt es auch innerhalb des Softwaresektors attraktivere Alternativen.

Bilanziell steht OTRS ansonsten aber ganz stabil da. Die Eigenkapitalquote beträgt 38 Prozent, Bankschulden sind Fehlanzeige. Auch wenn es vielleicht nur ansatzweise kursrelevant ist: Beachtlich findet boersengefluester.de durchaus, wie viel Wert OTRS auf seine besondere Firmenkultur legt. „Wir wollen ein gesundes Ökosystem aufbauen und pflegen“, betont Mindermann ganz am Ende seiner Präsentation noch einmal. Wenn bei OTRS von Wachstum die Rede ist, geht es also immer auch um qualitative Aspekte. Sympathiepunkte werden an der Börse zwar eher nicht verteilt. Wenn es sie aber gäbe, würde OTRS bestimmt welche bekommen – da ist sich boersengefluester.de ganz sicher. Da passt es auch ins Bild, dass die Gesellschaft ihr Geschäft in den vergangenen Jahren komplett aus eigener Kraft aufgebaut hat und es keine Schübe durch Akquisitionen gab. Für langfristig ausgerichtete Spezialwerte-Anleger bietet die – allerdings nur im Freiverkehr (Basic Board) gelistete – OTRS-Aktie derzeit jedenfalls eine gute Chance-Risiko-Relation.

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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.