Für die Analysten von Hauck & Aufhäuser ist der Fall klar: In ihrer jüngsten Studie – vor Veröffentlichung der Q1-Zahlen von Osram Licht – bestätigten sie noch einmal ihre Verkaufsempfehlung für die Osram-Aktie: Grund: Die Experten rechnen mit einem zunehmenden Wettbewerbsdruck im LED-Bereich durch asiatische Anbieter, wodurch die Diodentechnik zunehmend zum Massengut werden dürfte. Mit ihren Erwartungen an das Auftaktquartal des Geschäftsjahrs 2013/14 (per Ende September) hatten die Banker jedenfalls einen relativ guten Riecher. Sie kalkulierten mit Umsätzen von 1,36 Mrd. Euro und einem um elf Prozent auf 119 Mio. Euro gestiegenen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITA). Den Überschuss des ersten Quartals siedelten sie bei 59 Mio. Euro an. Tatsächlich kam der MDAX-Konzern auf Erlöse von 1,326 Mrd. Euro sowie ein bereinigtes EBITA von 123 Mio. Euro. Der Nettogewinn erreichte – wie im vergleichbaren Vorjahresquartal – 68 Mio. Euro. Zumindest hier hat Osram also besser abgeschnitten als gedacht. Das Ergebnis je Aktie verharrte bei 0,63 Euro.
“Wir sind mit dem Beginn des Geschäftsjahres zufrieden. Erstmals seit zwei Jahren hat Osram wieder eine berichtete EBITA-Marge von über acht Prozent erreicht. Gleichzeitig entwickelt sich unser LED-Geschäft weiter dynamisch und macht inzwischen ein Drittel unseres Umsatzes weltweit aus. Dies zeigt, dass wir den Übergang ins digitale Lichtzeitalter vorantreiben“, sagt Wolfgang Dehen, Vorstandschef von Osram Licht. Für das Gesamtjahr rechnet Dehen weiterhin mit einem stark steigenden Gewinn nach Steuern. Das Umsatzplus soll oberhalb des weltweiten realen BIP-Wachstums liegen – gegenwärtig liegt die Messlatte für das Umsatzplus damit bei mindestens drei Prozent. Dann sollen auch die Aktionäre mit einer Dividende beteiligt werden, denn zur Hauptversammlung am 27. Februar 2014 in der Münchner Olympiahalle steht noch eine Nullrunde auf der Agenda.
Nun: Bislang braucht sich kein Investor über 60 oder 80 Cent fehlende Dividende – die nach der HV auch noch vom Kurs abgezogen würden – zu beklagen. Seit der Abspaltung im vergangenen Juli vom Siemens-Konzern, für je zehn Siemens-Aktien gab es damals ein Papier von Osram ins Depot gebucht, hat der Anteilschein um rund 22 Euro an Wert gewonnen. Das entspricht einem Plus von mehr als 90 Prozent. Dabei galt die Osram-Aktie zu Beginn des Spin-offs als potenzieller Rohrkrepierer, von dem sich vor allem institutionelle Investoren schnell trennen würden. Wie so häufig an der Börse, kam es jedoch komplett anders.
Gegenwärtig kommt Osram auf eine Marktkapitalisierung von 4,83 Mrd. Euro. Das entspricht etwa dem 2,2fachen des aktuellen Buchwerts, liegt aber um gut zehn Prozent unterhalb der für 2013/14 erwarteten Umsatzerlöse. Schwieriger ist die Betrachtung der Osram-Aktie anhand des KGV, zumal die Ergebnisschätzungen eine sehr weite Spannbreite haben. So liegt der Konsens für 2015 derzeit bei 2,95 Euro je Aktie. Skeptischere Häuser wie Hauck & Aufhäuser befürchten jedoch, dass der Gewinn auf knapp 2,10 Euro pro Anteilschein einbrechen könnte – Stichwort Wettbewerbsdruck. Per saldo würde das KGV damit zwischen knapp 16 und etwa 22 liegen. So oder so: Wirklich günstig ist das nicht mehr. Und auch die bullishen Kursziele von Deutsche Bank, Warburg Research und Commerzbank liegen mit je 48 Euro bereits dicht am aktuellen Kurs. Da fällt es schwer, noch überdurchschnittliches Kurspotenzial auszumachen. Gelegenheit, die Experten vom Gegenteil zu überzeugen, hat die Gesellschaft auf einem Analysten-Call um 14 Uhr. Für boersengefluester.de ist der Titel vorerst eine Halten-Position.
Foto: Osram Licht AG