Eine Reihe negativer Analystenkommentare gab es in den vergangenen Tagen zu Osram: So empfehlen die Analysten von JPMorgan das Papier des Leuchtenherstellers mit Kursziel 37 Euro ebenso zum Verkauf, wie die von Barclays mit Kursziel 38 Euro. Der Aktienkurs ist innerhalb weniger Tage von 48 Euro auf 43 Euro abgerutscht. Für den Stimmungsumschwung bei etlichen Anlegern hat wohl der Investorentag des Unternehmens am 1. April gesorgt. Damals hatte Vorstandschef Wolfgang Dehen überraschend erklärt, dass es „herausfordernder“ sei, das Wachstumsziel für das Geschäftsjahr 2013/14 zu erreichen. So soll der Umsatz im Gesamtjahr stärker steigen als die Weltwirtschaft real wächst. Derzeit werde für die Weltwirtschaft ein Plus von drei Prozent prognostiziert. Laut Dehen wird das Umsatzwachstum im ersten Halbjahr 2013/14 „mäßig“ sein.
Sorgen bereitet dem Firmenlenker die Sparte Lamps & Components (LC). Sie stellt neben traditionellen Lampen (von der Allgebrauchsglühlampe für den Endkonsumenten über Halogen- und Leuchtstofflampen bis hin zu Hochdruckentladungslampen) auch LED-Lampen und Vorschaltgeräte für LED-Leuchten her. Der Bereich steuert 50 Prozent der Konzernerlöse bei. Weil das Geschäft mit traditionellen Lampen schneller schrumpft als erwartet, will Dehen die Sparte aufspalten: Ein Teil soll sich auf das traditionelle Geschäft fokussieren und es möglichst gewinnschonend herunterfahren. Und der andere Teil soll das profitable Wachstum des LED-Geschäfts vorantreiben. Wegen der schwachen Nachfrage im traditionellen Geschäft war der Umsatz der Sparte LC im ersten Quartal der Berichtsperiode 2013/14 um 7,4 Prozent gesunken. In den ersten zwei Monaten des zweiten Geschäftsquartals hätte sich der Rückgang bei traditionellen Lampen laut Dehen fortgesetzt.
Der vorsichtigere Ausblick zeigt, dass der Konzern trotz der bisherigen erfolgreichen Restrukturierung weiter vor großen Herausforderungen steht. Im ersten Quartal 2013/14 hatte Osram Licht den Anteil des LED-Geschäfts konzernweit von 26 Prozent auf 33 Prozent gesteigert. Deswegen und wegen der anhaltenden Kostensenkungen war der bereinigte operative Gewinn um 14 Prozent auf 123 Mio. Euro geklettert. Die Marge lag damit bei 8,5 Prozent. Für das Gesamtjahr hat der Firmenlenker eine bereinigte operative Marge von mehr als acht Prozent in Aussicht gestellt. Zudem will er eine Rendite auf das eingesetzte Kapital erwirtschaften, die die Kapitalkosten von 8,5 Prozent überschreitet.
Der Firmenlenker treibt daher das Kostensenkungsprogramm weiter energisch voran. Im ersten Geschäftsquartal hatte es für Einsparungen von 105 Mio. Euro gesorgt. Von dem bis September 2014 geplanten Stellenabbau von 8700 Stellen sind 7200 bereits abgebaut worden. Bis zum Jahresende sollen zudem vier weitere Standorte geschlossen werden. Insgesamt will Osram in den Geschäftsjahren 2013 bis 2015 Einsparungen von rund 1,2 Mrd. Euro erwirtschaften.
Die Restrukturierung bei Osram ist dringend notwendig, bleibt doch das Umfeld in dem Sektor schwierig. Wettbewerber wie Samsung Electronics und der japanische Konzern Toyoda Gosei versuchen den etablierten Anbietern wie Philips, Osram und General Electric Marktanteile abzujagen. Laut den Analysten von IHS hat der hohe Wettbewerbsdruck 2013 zu einem Preisrückgang von 11,8 Prozent bei LED-Lampen im Einzelhandel geführt. Nach dem Kursrückschlag ist die Aktie mit einem 2015er-KGV von 15 bewertet. Aufgrund der von den Analysten bislang erwarteten starken Gewinnsteigerungen erscheint das zwar nicht viel. Dennoch ist die Gefahr groß, das sich die Stimmung der Investoren für die Aktie nachhaltig verschlechtert, zumal wenn die Analysten allmählich beginnen, ihre Schätzungen zu senken.
Foto: Osram Licht AG