Wenn es um Aktien von SAP-Dienstleistern im erweiterten Sinn geht, kommen Anleger meist auf Unternehmen wie die All For One Group, SNP, KPS und vielleicht auch RealTech. Die in Saarbrücken ansässige Orbis AG hat dagegen kaum jemand auf dem Radar. Zu einem gewissen Teil liegt das vermutlich an der grundsätzlich eher zurückhaltenden Investor Relations-Arbeit von Orbis. Und vermutlich ist auch der Börsenwert von nur rund 51 Mio. Euro – knapp zwei Drittel davon befinden sich offiziell im Streubesitz – nicht jedermanns Sache. Folglich sind die Handelsumsätze nicht immer so üppig wie jetzt, wo Orbis mit starken Vorabzahlen für 2018 angenehm überrascht. Dabei hätte das Papier dauerhaft mehr Aufmerksamkeit verdient So lagen das Umsatzplus von 25,5 Prozent auf 63,20 Mio. Euro sowie das um 38,3 Prozent auf 3,45 Mio. Euro verbesserte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) deutlich über den im Spätsommer 2018 heraufgesetzten Prognosen des Vorstands.
Die sahen ein Erlöszuwachs von mindestens zwölf Prozent sowie eine EBIT-Steigerung von Untergrenze 25 Prozent vor. Ein Teil des Gewinnanstiegs dürfte übrigens auf das Konto des im vergangenen November gemeldeten Teilverkaufs eigener Aktien gehen. Noch immer befinden sich aber rund 3,2 Prozent der gesamten Aktien im Besitz von Orbis. Insgesamt stehen die Chancen nach unserer Auffassung besser denn je, dass Orbis zum neunten mal in Folge die Dividende anhebt. Boersengefluester.de kalkuliert zurzeit mit einer Ausschüttung von 0,16 Euro je Aktie für 2018, was den Titel auf eine Rendite von knapp 2,9 Prozent hieven würde. Damit liegt der Titel definitiv sehr weit oben. Nur KPS bietet aus der Peer Group momentan eine höhere Verzinsun, aber hier fand die Hauptversammlung bereits statt.
Ein Pluspunkt ist zudem die sehr komfortable Bilanz: Bankschulden hat Orbis traditionell nicht, dafür standen zum Halbjahr liquide Mittel von 7,7 Mio. Euro auf der Aktivseite. Dementsprechend ist es sinnvoll, die vorteilhafte Finanzierungseite bei der Bewertung der Aktie zu berücksichtigen, denn das „normale“ KGV von 17 – bezogen auf die Ergebnisschätzungen von boersengefluester.de für 2020 – wirkt vielleicht nicht sofort wie eine Einladung zum Kauf. Attraktiver kommt da schon die Kennzahl EV/EBITDA daher: So wird Orbis zurzeit mit dem etwa Neunfachen der Relation von Enterprise Value (Marktkapitalisierung plus Netto-Finanzverbindlichkeiten) zu dem für 2019 von uns erwarteten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) an der Börse gehandelt. Per saldo ist der im General Standard gelistete Titel damit ein Spezialwert im besten Sinne. Das komplette Zahlenwerk für 2018 sowie den Ausblick will Orbis Ende März vorlegen. Wir sind gespannt – die Vorabzahlen haben jedenfalls schon mal Appetit auf mehr gemacht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 50,36 | 63,20 | 72,27 | 85,90 | 98,40 | 120,54 | 132,21 | |
EBITDA1,2 | 3,17 | 4,58 | 6,74 | 8,38 | 8,58 | 9,60 | 10,86 | |
EBITDA-Marge3 | 6,29 | 7,25 | 9,33 | 9,76 | 8,72 | 7,96 | 8,21 | |
EBIT1,4 | 2,50 | 3,45 | 3,60 | 4,28 | 4,44 | 4,86 | 5,14 | |
EBIT-Marge5 | 4,96 | 5,46 | 4,98 | 4,98 | 4,51 | 4,03 | 3,89 | |
Jahresüberschuss1 | 1,85 | 2,63 | 2,58 | 2,79 | 3,12 | 3,30 | 3,70 | |
Netto-Marge6 | 3,67 | 4,16 | 3,57 | 3,25 | 3,17 | 2,74 | 2,80 | |
Cashflow1,7 | 2,81 | 3,13 | 4,14 | 11,79 | 7,87 | 5,46 | 9,70 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,20 | 0,25 | 0,22 | 0,21 | 0,25 | 0,25 | 0,29 | |
Dividende8 | 0,14 | 0,16 | 0,00 | 0,20 | 0,20 | 0,15 | 0,10 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
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