Von der Halbjahresbilanz des IT-Beratungsunternehmens Orbis hat auf dem Parkett kaum jemand Notiz genommen. Fast genau 15 Jahre nach dem Börsengang am 25. September 2000 an den Neuen Markt ist der Titel – wie so viele andere Papiere auch – in der Versenkung verschwunden. Dabei lieferten die Saarbrücker wieder einmal ein sehr ordentliches Zahlenwerk ab. Bei einem Erlösplus von gut sechs Prozent auf 20,67 Mio. Euro kletterte der Überschuss – auch bedingt durch Währungsgewinne – um 16 Prozent auf 0,91 Mio. Euro. Der Gewinn je Aktie verbesserte sich von 0,087 auf 0,104 Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verharrte mit 1,02 Mio. Euro dagegen auf dem Niveau des vergleichbaren Vorjahreszeitraums. Für das Gesamtjahr bestätigte Vorstandssprecher Thomas Gard die Prognose, wonach bei einer Umsatzsteigerung von einer „stabilen Ergebnisentwicklung” auszugehen ist. Sonderlich konkret ist diese Vorschau leider nicht. Allerdings deutete sie zumindest darauf hin, dass der Aufwärtstrend auch im zweiten Halbjahr anhalten sollte.
Bilanztechnisch gibt es bei den Saarländern ohnehin nichts zu mäkeln: Die Eigenkapitalquote liegt zum Halbjahr bei gut 62 Prozent. Der Buchwert je Aktie erreicht damit 2,23 Euro – bei einem Aktienkurs von 3,30 Euro. Das läuft auf ein KBV von knapp 1,5 hinaus. Die Zeiten, als Orbis noch mit einem signifikanten Abschlag auf das Eigenkapital gehandelt wurde, sind zwar längst vorbei; ein ambitioniertes Kurs-Buchwert-Verhältnis sieht jedoch ganz anders aus. Bankschulden sind Fehlanzeige. Als Finanzverbindlichkeiten lassen sich lediglich die 3,7 Mio. Euro für Pensionsrückstellungen einordnen. Dafür stehen auf der Aktivseite fast 6,6 Mio. Euro an liquiden Mitteln. Aus heimischer Small-Cap-Sicht dürfte Orbis, die Firma arbeitet eng mit SAP und Microsoft zusammen, am ehesten mit All For One Steeb vergleichbar sein – auch wenn Orbis gemessen am 2014er-Umsatz von 39,5 Mio. Euro einige Ligen unter den Schwaben agiert. Dafür ist der Anteilschein aber auch deutlich günstiger: All For One Steeb kommt auf eine Relation von Enterprise Value zu EBIT (für 2015) von rund 17. Bei Orbis ist dieses Multiple eher im Bereich um 12,5 anzusiedeln.
Interessant ist zudem die Aktionärsstruktur: Rund 15 Prozent der Anteile sind mittlerweile der Swoctem GmbH des Industriellen Friedrich Loh zuzurechnen. Die Loh-Gruppe zählt gleichsam zum Kundenkreis von Orbis. Bekannter dürfte das Vehikel des Familienunternehmers aus Haiger in der Nähe von Dillenburg jedoch eher durch seinen Anteil von zehn Prozent an dem MDAX-Konzern Kuka sein. Dem Vernehmen nach hat Swoctem momentan allerdings keine Ambitionen, über die Schwelle von 15 Prozent zu gehen. Das größte Aktienpaket liegt mit 27 Prozent bei der GMV AG, die den beiden Orbis-Vorständen Thomas Gard und Stefan Mailänder zuzurechnen ist. Diese Konstellation spricht dafür, dass es auch künftig einigermaßen attraktive Dividenden gibt. Zuletzt lag die Rendite bei rund 2,4 Prozent. Eins wird Orbis so schnell jedoch nicht schaffen – den Emissionspreis von damals 14 Euro wiederzusehen. Vorerst wäre es schon ein Erfolg, wenn der Titel die Marke von 4 Euro in Angriff nehmen würde.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 50,36 | 63,20 | 72,27 | 85,90 | 98,40 | 120,54 | 132,21 | |
EBITDA1,2 | 3,17 | 4,58 | 6,74 | 8,38 | 8,58 | 9,60 | 10,86 | |
EBITDA-Marge3 | 6,29 | 7,25 | 9,33 | 9,76 | 8,72 | 7,96 | 8,21 | |
EBIT1,4 | 2,50 | 3,45 | 3,60 | 4,28 | 4,44 | 4,86 | 5,14 | |
EBIT-Marge5 | 4,96 | 5,46 | 4,98 | 4,98 | 4,51 | 4,03 | 3,89 | |
Jahresüberschuss1 | 1,85 | 2,63 | 2,58 | 2,79 | 3,12 | 3,30 | 3,70 | |
Netto-Marge6 | 3,67 | 4,16 | 3,57 | 3,25 | 3,17 | 2,74 | 2,80 | |
Cashflow1,7 | 2,81 | 3,13 | 4,14 | 11,79 | 7,87 | 5,46 | 9,70 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,20 | 0,25 | 0,22 | 0,21 | 0,25 | 0,25 | 0,29 | |
Dividende8 | 0,14 | 0,16 | 0,00 | 0,20 | 0,20 | 0,15 | 0,10 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |