Mitte August 2013 war es nur ein Hoffnungsschimmer. Nachdem Orad Hi-Tec Systems zum Halbjahr mit 2,2 Mio. Dollar tief in die roten Zahlen gerutscht war, wollte Vorstandschef Avi Sharir noch nicht von einer Trendwende sprechen. Den höchsten Auftragseingang innerhalb eines Quartals wertete er jedoch als ein „ermutigendes Zeichen“. Bereits im dritten Jahresviertel besserten sich dann die Zahlen des Anbieters von 3D-Grafiken und Animationen, wie sie etwa Fernsehsender bei Sportübertragungen verwenden. Nun hat die Gesellschaft aus Israel mit Börsennotiz im streng regulierten Frankfurter Prime Standard die Bilanz für 2013 vorgelegt – und die kam an der Börse ganz gut an. Per saldo ist Orad nämlich mit zwei blauen Augen davongekommen. Bei einem Erlösrückgang von 9,2 Prozent auf 31,82 Mio. Dollar fiel ein Verlust von 1,93 Mio. Dollar – nach einem Gewinn von 1,24 Mio. Dollar für 2012. „Sehr erfreut waren wir über die starke Vertretung von Orad bei den jüngsten internationalen Veranstaltungen, wie den Olympischen Spielen in Sotschi und Wahlsendungen in mehreren Ländern weltweit,“ sagt Sharir. Rund 43,5 Prozent der Erlöse stammen dabei aus Europa, 31 Prozent aus Amerika und 21,5 Prozent kommen aus dem asiatischen Raum.
Angesichts der positiven Entwicklung bei den Auftragseingängen stehen die Zeichen klar auf Turnaround. „Es zeichnet sich für 2014 eine bessere Entwicklung als 2013 ab“, heißt es im aktuellen Geschäftsbericht. Demnach sollte der von Raimund Saier, Analyst bei der Münchner VEM Aktienbank, zuletzt prognostizierte Gewinn für 2014 von 0,95 Mio. Dollar nicht zu hoch gegriffen sein. Bewertungstechnisch bewegt sich Orad im grünen Bereich. Die Marktkapitalisierung beträgt rund 17,6 Mio. Euro. Dem steht ein Eigenkapital von umgerechnet knapp 10 Mio. Euro entgegen. Die Eigenkapitalquote erreicht gut 54 Prozent. Zudem verfügt die Gesellschaft über ein Netto-Cash von rund 0,30 Euro pro Anteilschein. Zwischen 2009 und 2011 zahlte Orad attraktive Dividenden – seitdem müssen sich die Anteilseigner allerdings mit Nullrunden begnügen. Das KGV auf Basis der 2015er-Gewinnschätzung von boersengefluester.de liegt bei 12,5.
Seit Mitte Dezember wurde die Notiz von Orad immer wieder von der Marke bei 1,50 Euro angezogen – allerdings, um kurz vorher wieder schlapp zu machen. Diesmal scheint es so, als ob der Kurs genügend Kraft gesammelt hätte, um den Widerstand signifikant zu überschreiten. Anschließend wäre der Weg nach oben frei. Ein Malus ist allerdings das vergleichsweise geringe Interesse an dem ehemaligen Neuer-Markt-Titel. Dabei können sich heimische Anleger auch über die in weiten Teilen in deutscher Sprache verfügbare Homepage der Israelis informieren. Manche Übersetzungen wirken allerding fast schon wieder komisch. So ist der Bereich mit Analystenstudien, den selbst die meisten heimischen AGs mit dem englischen Wort „Research“ kennzeichnen, bei Orad mit „Analystenmeinungen und -Forschung“ umschrieben. Losgelöst davon: Der Titel eignet sich für risikobereite Investoren, die darauf setzen, dass der Turnaround nachhaltig ist. Für den Fall sollten Kurse bis 1,80 Euro gut möglich sein.