Der Aktienkurs von OHB hat vorsorglich schon mal abgehoben. Immerhin findet Ende November 2019 die vom Ministerrat der European Space Agency (ESA) organisierte Raumfahrtkonferenz Space 19+ statt – diesmal in Spanien. Experten rechnen mit wichtigen Weichenstellungen und Beschlüssen für die europäische Weltraumtechnologie – von der Forschung bis hin zum Missionsbetrieb. Klar, dass auch im Raumfahrt- und Technologiekonzern OHB Hochbetrieb herrscht und jede Menge Angebote rausgeschickt werden. Besonders wichtige Themenkomplexe für die Bremer: Die Trägerrakete Ariane, das Erdbeobachtungsprogramm Copernicus, das Electra-Projekt für Telekommunikationssatelliten sowie die Asteroidenmission Hera. Dementsprechend gespannt ist boersengefluester.de auf den Nachrichtenfluss der kommenden Wochen.
Die Neun-Monats-Zahlen mit Umsätzen von 641,91 Mio. Euro und einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 36,16 Mio. Euro liegen derweil ihm Rahmen der Erwartungen. Und da sich an den guten Perspektiven nichts geändert hat, bleibt CEO Marco R. Fuchs bei seiner Prognose für das Gesamtjahr 2019, wonach bei einer um etwa fünf Prozent höheren Gesamtleistung von 1,05 Mrd. Euro mit einem EBIT von rund 50 Mio. Euro zu rechnen ist – nach 47,75 Mio. Euro im Vorjahr. Das zu erwartende EBITDA setzt Fuchs bei 80 Mio. Euro an. Zum Vergleich: Die aktuelle Marktkapitalisierung von OHB beträgt knapp 673 Mio. Euro. Hinzu kommen Netto-Finanzverbindlichkeiten (inklusive Pensionsrückstellungen) von annähernd 247 Mio. Euro, so dass sich für die im streng regulierten Prime Standard gelistete Gesellschaft ein Unternehmenswert (Enterprise Value) von gut 919 Mio. Euro ergibt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 825,89 | 976,55 | 1.004,62 | 880,32 | 905,00 | 944,52 | 1.047,80 | |
EBITDA1,2 | 58,81 | 65,01 | 78,33 | 77,02 | 83,62 | 99,28 | 162,12 | |
EBITDA-Marge3 | 7,12 | 6,66 | 7,80 | 8,75 | 9,24 | 10,51 | 15,47 | |
EBIT1,4 | 44,22 | 47,75 | 49,11 | 41,63 | 47,02 | 63,20 | 125,02 | |
EBIT-Marge5 | 5,35 | 4,89 | 4,89 | 4,73 | 5,20 | 6,69 | 11,93 | |
Jahresüberschuss1 | 27,72 | 28,39 | 25,63 | 19,74 | 27,75 | 32,23 | 85,88 | |
Netto-Marge6 | 3,36 | 2,91 | 2,55 | 2,24 | 3,07 | 3,41 | 8,20 | |
Cashflow1,7 | 34,98 | 60,18 | 22,88 | 44,12 | -17,35 | 9,12 | -61,80 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,34 | 1,44 | 1,47 | 1,20 | 1,58 | 1,86 | 4,10 | |
Dividende8 | 0,40 | 0,43 | 0,00 | 0,43 | 0,48 | 0,60 | 0,60 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Ein Faktor von 11,5 auf die für das laufende Jahr zu erwartende Relation von Enterprise Value zu EBITDA ist jetzt zwar nicht gerade wenig, aber wohl auch nicht zu üppig bemessen. Jedenfalls liegt das Multiple ungefähr in der Mitte der entsprechenden Bewertungskennzahlen von Airbus (9,5) und MTU Aero Engines (14,6). Mit der im Freiverkehrssegment Scale notierten Mynaric gibt es thematisch zwar ebenfalls Überschneidungen, doch die auf Produkte im Bereich Laserkommunikation fokussierte Gesellschaft befindet sich gerade erst auf der Schwelle zum Serienanbieter. Daher bringt ein Kennzahlenvergleich noch nicht viel. Keine sonderlichen Auffälligkeiten ergibt sich auch beim Blick auf die Kursziele der Analysten – sie haben eine Spannbreite von 35 bis 43 Euro. Der Mittelwert liegt bei gut 39 Euro, was ziemlich dicht am aktuellen Aktienkurs liegt.
Dennoch glaubt boersengefluester.de, dass die OHB-Aktie eine aussichtsreiche Depotbeimischung bleibt. Zudem hatte sich der Aktienkurs vor knapp zwei Jahren schon bis an die Marke von 50 Euro vorgepirscht. Damals sorgte freilich ein Schlagabtausch mit dem US-Aktionärsaktivisten Guy Wyser-Pratte für das höhere Investoreninteresse. Diese – für OHB eher untypische – Phase mit vielen Schlagzeilen in der Finanzpresse ist jedoch längst vorbei und es dreht sich wieder alles direkt ums operative Geschäft.
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