Ziel erreicht: Nach dem Vortrag der Nynomic-Vorstände Fabian Peters (CFO) und Maik Müller (CTO) auf dem von Montega organisierten Hamburger Investorentag HIT, hat man unweigerlich das Gefühl, die Aktie des Anbieters von Produkten für die optische Messtechnik haben zu müssen. Gute Wachstumsstory, geerdetes Management und zumeist überzeugende operative Zahlen sind jedenfalls starke Argumente für den Spezialwert. Einzig der bereits schon wieder erreichte Aktienkurs von 26 Euro ist – zumindest für Neuanleger – eine Kröte, die es zu schlucken gilt. Immerhin kommt Nynomic auf diesem Niveau auf einen Börsenwert von etwas mehr als 138 Mio. Euro, was knapp dem Doppelten des für 2020 avisierten Umsatzes von mindestens 70 Mio. Euro entspricht. Dass die dabei angepeilte EBIT-Marge von mehr als zehn Prozent noch spürbar unter den Renditen von 2017 und 2018 liegt, hängt in erster Linie damit zusammen, dass die neu zugekauften Unternehmen noch nicht so profitabel arbeiten wie die etablierten Gesellschaften aus dem Portfolio.
Lieblingsthema bei Nynomic in den Finanzmedien war in den vergangenen Monaten klar das neue Gerät für die Messung des Wirkungsgrades von Cannabisprodukten, mit dem aufwändige Laboranalysen überflüssig werden. Rund 1.500 Dollar kostet so ein kleines Gerät, die monatliche Gebühr für die Darstellung der Messwerte via App liegt zurzeit bei 35 Dollar. In der Tat ein interessanter Zusatzmarkt, der mit Abstand wichtigste Bereich für für die Messtechnik des in Wedel bei Hamburg ansässigen Unternehmens bleiben aber industrielle Anwendungen (Chemie, Halbleiter, LED oder auch Lebensmitteltechnik). Eingesetzt werden die smarten Sensoren zudem in der Medizintechnik oder in der Landwirtschaft – dort zur Steuerung des Düngereinsatzes oder der Überwachung des Pflanzenwachstums.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 60,69 | 68,90 | 64,86 | 78,56 | 105,08 | 116,79 | 117,99 | |
EBITDA1,2 | 10,18 | 13,24 | 9,55 | 11,43 | 17,00 | 19,18 | 20,22 | |
EBITDA-Marge3 | 16,77 | 19,22 | 14,72 | 14,55 | 16,18 | 16,42 | 17,14 | |
EBIT1,4 | 9,12 | 11,87 | 6,43 | 7,97 | 12,99 | 15,08 | 15,43 | |
EBIT-Marge5 | 15,03 | 17,23 | 9,91 | 10,15 | 12,36 | 12,91 | 13,08 | |
Jahresüberschuss1 | 6,07 | 9,35 | 4,30 | 5,18 | 9,52 | 9,95 | 10,53 | |
Netto-Marge6 | 10,00 | 13,57 | 6,63 | 6,59 | 9,06 | 8,52 | 8,92 | |
Cashflow1,7 | 9,00 | 2,18 | 3,56 | 6,37 | 17,83 | 9,68 | 3,17 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,97 | 1,71 | 0,87 | 0,83 | 1,37 | 1,26 | 1,47 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Dr. Clauß, Dr. Paal & Partner |
Für Schlagzeilen sorgte Mitte des Jahres zudem eine kleine Kapitalerhöhung im Umfang von fünf Prozent des ausstehenden Kapitals mit einem Mittelzufluss von brutto 5 Mio. Euro, die komplett von der Paladin Asset Management Investmentgesellschaft aus Hannover gezeichnet wurde. Zur Info: Paladin wurde vor etlichen Jahren von Finanzprofi Carsten Maschmeyer gegründet, hat sich aber längst auch für externe Investoren geöffnet. Für Nynomic ist der neue Ankerinvestor jedenfalls ein Aushängeschild. Eine weitere Finanzierungsmaßnahme dieser Art steht konkret nicht an, auszuschließen ist sie aber auch nicht. „Wir kriegen regelmäßig Kaufangebote für Unternehmen auf den Tisch“, sagt Vorstand Maik Müller. Entsprechend wichtig ist es, eine vernünftig gefüllte Kriegskasse zu besitzen.
Mit Blick auf den Langfristchart wird schnell sichtbar, dass der Kurs mittlerweile wieder Regionen erklommen hat, bei denen er 2018 und 2019 mehrfach abgeschmettert war. Geschichte muss sich nicht wiederholen, häufig verlaufen Dinge aber zumindest ähnlich. Und losgelöst von Corona entwickeln sich auch die Geschäfte von Nynomic – ehemals m-u-t – nicht. Trotz der abermals überzeugenden Präsentation in Hamburg: Momentan ist der Titel für boersengefluester.de eher eine Halten-Position. Daran ändern auch die fairen Bewertungen der Analysten nichts, die bis in den Bereich um 30 Euro reichen. Zumindest nach Auffassung des Managements sind diese Prognosen aber nicht zu hoch gegriffen, denn wie sagte Finanzvorstand Fabian Peters auf dem HIT ziemlich trocken: „Die Kursziele der Analysten finden wir ganz in Ordnung.“