Auf der MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz Anfang Dezember 2014 machte das Management von NTT Com Security bei manchem Investor nicht unbedingt den Eindruck, als würde es ernsthaft für ein Engagement in der Aktie des Spezialisten für Informationssicherheit und Risikomanagement werben. Kein Wunder: Die Bilanz des zu Neuer-Markt-Zeiten als Integralis bekannten Unternehmens ist zerfurcht von hohen Verlusten und auch die Aussichten sehen nicht gerade super rosig aus. Zum Halbjahr 2014 lag das Eigenkapital bei fast minus 18 Mio. Euro. Eingebettet ist die Gesellschaft aus Ismaning bei München schon seit 2009 in den Telekomkonzern NTT Communications. Die Japaner halten 78,30 Prozent der heute im Münchner Spezialsegment m:access gelisteten Aktien. Damals bot NTT 6,75 Euro pro Anteilschein von Integralis. Zu einem Börsenrückzug – wie vielfach vermutet – ist es bis heute nicht gekommen. Jetzt erhält diese Spekulation allerdings neue Nahrung.
Auslöser: NTT Com Security hat eine Kapitalerhöhung um bis zu 5.096.016 Aktien zum Preis von je 6,15 Euro angekündigt. Dadurch könnte sich die Gesamtzahl der Anteilscheine auf maximal 18.132.900 erhöhen. Für jeweils fünf alte Aktien können Anleger zwei neue zeichnen. „Der Mittelzufluss aus der Kapitalerhöhung soll zunächst zur Wiederherstellung eines angemessenen Eigenkapitals genutzt werden. Darüber hinaus sollen die aus der Kapitalerhöhung erlangten Mittel zur Finanzierung des weiter wachsenden Umsatzvolumens sowie zur Finanzierung sich zukünftig ergebender Akquisitionsmöglichkeiten genutzt werden”, heißt es offiziell. Das komplette Bezugsangebot wird vermutlich am 13. Januar veröffentlicht. Aktuell wird der Small Cap zu 6,20 Euro gehandelt. Die Bereitschaft der meisten Streubesitzaktionäre an der Kapitalmaßnahme teilzunehmen, dürfte also nicht besonders ausgeprägt sein.
Was kann nun passieren? Im Extremfall zeichnet ausschließlich die japanische Muttergesellschaft die Kapitalerhöhung. Dann würde sich ihr Anteil auf annähernd 83,5 Prozent erhöhen. Von der Möglichkeit eines Überbezugs ist bislang zwar nicht explizit die Rede. Es heißt jedoch: „Aktien, die nicht im Rahmen des Bezugsangebotes von den Aktionären gezeichnet werden, werden im Rahmen einer Privatplatzierung interessierten Investoren zum Platzierungspreis von 6,15 Euro je neuer Aktie zum Erwerb angeboten.” Theoretisch könnten die Japaner also auch über diese Variante ihren Anteil weiter aufstocken – maximal bis auf 84,4 Prozent. Realistischer dürfte allerdings sein, dass sich durchaus einige Privatanleger und auch institutionelle Investoren finden, die bei der Kapitalmaßnahme mitziehen. Demnach bleibt abzuwarten, auf welche Quote NTT Communications tatsächlich kommen wird. So oder so: Für einen direkten Kurs Richtung 95-Prozent-Schwelle, die für einen ordentlichen Squeeze-out nötig ist, reicht es nicht.
Allerdings kann NTT ja auch über die Börse zukaufen und die Kapitalerhöhung quasi als Sprungbrett nutzen. Perspektivisch bleibt der Titel für uns daher ein Kandidat für einen Rückzug vom Parkett. Im schlechtesten Fall würde die Gesellschaft ein kaltes Delisting wählen. Womöglich hängt die Entscheidung aber auch vom Verlauf der Kapitalerhöhung ab. Sollte die Resonanz extrem niedrig sein, hat sich das Thema Börse für NTT Com Security irgendwie sowieso erledigt. Die kommenden Wochen werden also richtungsweisend für den Spezialwert.
Foto: SplitShire