Gut einen Monat nachdem Northern Data auf der Hauptversammlung einen neuen Kapitalrahmen zur Ausgabe weiterer Aktien auf die Schiene gesetzt hat, nutzt der Anbieter von Hochleistungsrechenzentren gleich eine Option aus. So werden unter Ausschluss des Bezugsrechts 900.000 junge Anteilscheine zu je 58,30 Euro platziert, was für einen Brutto-Emissionserlös von knapp 52,50 Mio. Euro führt. Neben Ankeraktionären wie BlackMars Capital (Marco Beckmann) und Apeiron (Christian Angermayer) werden die Stücke von „weiteren strategischen Finanzinvestoren“, wie es offiziell heißt, erworben. Den Löwenanteil der Kapitalerhöhung dürfte aber Apeiron gezeichnet haben. Angesichts der jüngsten IPO-Erfolge in den USA von Biotech-Unternehmen wie Compass Pathways oder zuletzt auch AbCellera, bei denen Christian Angermayer jeweils maßgeblich beteiligt ist, liegt die Spekulation auf der Hand, dass auch bei Northern Data ein zeitnahes Listing in den Vereinigten Staaten – mit dann freilich ganz anderen Bewertungsmultiples – auf der Agenda steht. Vermutlich würde das mit einer Einstellung der Notiz hierzulande einhergehen.
Nichts gegen das Münchner Freiverkehrssegment m:access, aber für Northern Data ist es vermutlich nicht die perfekte Börsenheimat, neben Titeln wie der Erlebnis Akademie oder der Nebelhornbahn gelistet zu sein. Zudem bestätigt Northern Data die bisherige Planung für 2020, die Erlöse von 120 bis 140 Mio. Euro sowie ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zwischen 45 und 60 Mio. Euro vorsieht. Isoliert gesehen ist das eigentlich keine besondere Überraschung, allerdings gab es zuletzt auch eine Analystenstudie mit – insbesondere auf der Ergebnisseite – spürbar niedrigeren Schätzungen. So gesehen liefert Northern Data dann doch eine frische Portion Zuversicht an den Kapitalmarkt. Zudem kommuniziert die Gesellschaft erstmals auch einen konkreten Ausblick für 2021: Demnach ist mit Umsätzen in einer Bandbreite von 350 bis 400 Mio. Euro sowie einem EBITDA zwischen 100 und 125 Mio. Euro zu rechnen. Zumindest auf der Erlösseite bewegt sich Northern Data damit im Rahmen der Erwartungen. Fakt ist aber auch, dass die EBITDA-Prognosen der Analysten bislang im Schnitt um ein gutes Stück darüber liegen.
Gleichwohl sieht CEO Aroosh Thillainathan das Unternehmen super positioniert: „Wir haben wir die Basis geschaffen, um über viele Jahre in extrem schnell wachsenden Bereichen wie Bitcoin Mining, Künstliche Intelligenz, Blockchain, Big Data Analytics, IoT oder Rendering überdurchschnittlich und vor allem hochprofitabel zu wachsen.“ Bewertet ist Northern Data an der Börse zurzeit mit 980 Mio. Euro. Auf der Habenseite steht zudem, dass sich das Unternehmen auf wichtigen Positionen – sowohl im Vorstand als auch im Aufsichtsrat – maßgeblich verstärkt hat. Für risikobereite Anleger ist der Titel durchaus eine Option.
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