Man kann zum Bitcoin stehen, wie man will. Auffällig ist aber schon, dass die Krypto-Leitwährung seit der Eskalation im globalen Bankensystem und den dadurch ausgelösten Schocks am Kapitalmarkt kräftig nach oben geht und mit Preisen von annähernd 28.000 Dollar pro Bitcoin innerhalb weniger Tage mal eben um knapp 40 Prozent an Wert gewonnen hat. Damit notiert der Bitcoin zwar noch immer signifikant unter früheren Höchstkursen und die durch den FTX-Skandal ausgelöste Pleitewelle innerhalb der Kryptobranche hat das Vertrauen lädiert. Aber wie so häufig am Kapitalmarkt: Just in dem Moment, wo der Bitcoin scheinbar durchgereicht wurde, gibt es den scharfen Richtungswechsel gen Norden. Wie nachhaltig die Bewegung ist, vermag boersengefluester.de nicht einzuschätzen. Bitcoin-Bullen und -Bären haben beide gute Argumente auf ihrer Seite. Zumindest aus der Traderperspektive ist der erfolgte Kursanstieg aber so deutlich, dass es sich lohnen sollte, jetzt einen Blick auf die Aktien aus dem Krypto-Umfeld zu werfen.
Den wohl größten Hebel bietet der Anteilschein von Northern Data. Die Gesellschaft nutzt das Bitcoin-Mining in erster Linie zur Querfinanzierung der Aktivitäten rund um Cloud Services sowie für Infrastrukturleistungen von Hochleistungsrechenzentren. Mit Abstand am spannendsten ist dabei der Bereich Cloud Services, der in Investorenkreisen sogar als Kandidat für ein eigenständiges Listing gehandelt wird. Nicht zuletzt mit Blick auf die Aktionärsstruktur – Leadinvestor ist der Multi-Unternehmer Christian Angermayer – dürfte klar sein, dass ein mögliches IPO in den Vereinigten Staaten stattfinden dürfte. Immerhin spielt in den USA diesbezüglich ganz klar die Musik. Die aufgerufenen Umsatzmultiples sind noch immer sehr hoch und bewegen sich in einer Range von grob fünf bis zehn.
Interessant in diesem Zusammenhang auch, dass Northern Data kürzlich mit dem ehemaligen Amazon-Direktor Karl Havard einen super erfahrenen Manager für den globalen Aufbau der Cloud-Lösungen gewonnen hat. Lukrativ ist das Cloud-Geschäft schon allein deshalb, weil es sich in der Regel um langlaufende Verträge mit hohen Bruttomargen handelt. Die Erwartungshaltung der Börse an dieses Geschäft liegt für das laufende Jahr bei Erlösen von mehr als 30 Mio. Euro und einer EBITDA-Marge von mindestens 50 Prozent – bei allerdings auch stattlichen Abschreibungen. Für 2024 liegt die Messlatte an den Umsatz bereits spürbar höher. Zurück zum Thema Bitcoin-Mining: Sollte sich der Bitcoin-Kurs auf dem erhöhten Niveau stabilisieren oder gar noch weiter klettern, wären hier für 2023 wohl annähernd dreistellige Millionen-Euro-Umsätze vorstellbar. Aber solche Szenarien sind grundsätzlich sehr spekulativ, entsprechend eng liegen bei der Northern Data-Aktie auch Chancen und Risiken zusammen. Der Börsenwert der Frankfurter beträgt zurzeit rund 283 Mio. Euro.
Konkrete Termine für die Veröffentlichung der Geschäftszahlen 2022 gibt es noch nicht. Definitiv wird der Kapitalmarkt aber sehr genau hinsehen, welche Fortschritte das im Münchner Spezialsegment m:access gelistete Unternehmen in Sachen Reporting gemacht hat. Ansonsten kommt viel auf den eingangs skizzierten Rückenwind vom Bitcoin an. Wer als Anleger von weiter steigenden Bitcoin-Kursen ausgeht, findet in Northern Data jedenfalls den dazu passenden direkten Profiteur auf der Aktienseite. Und sollte die Notiz es schaffen, die 200-Tage-Durchschnittslinie signifikant von unten nach oben zu durchstoßen, wäre das auch ein charttechnisch interessantes Timing.