Irgendwie ist die Luft momentan raus aus der Aktie von NorCom Information Technology. Selbst der Halbjahresbericht des auf Big-Data-Anwendungen spezialisierten IT-Dienstleisters sorgte nur für geringe Zuckungen beim sonst so beweglichen Aktienkurs. Ganz überraschend ist das freilich nicht, immerhin hatte NorCom die wesentlichen Eckdaten für die ersten sechs Monate 2017 bereits Ende Juni mitgeteilt. Signifikante Abweichungen zu den Vorabzahlen gibt es nicht. Bei leicht rückläufigen Erlösen von 7,48 Mio. Euro kam das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 512.000 auf 901.000 Euro voran. Der Nettogewinn stieg um knapp 80 Prozent auf 866.000 Euro. Das entspricht einem Plus beim Ergebnis je Aktie von 0,24 auf 0,43 Euro. Am Ausblick drehte Vorstand Viggo Nordbakk ebenfalls nicht. Demnach bleibt eine „moderate Erhöhung des EBIT“ das Ziel. Zur Einordnung: Die Analysten der BankM gehen in ihrer Studie vom 12. Juli 2017 von einem Anstieg des Betriebsergebnisses von 1,61 auf 2,41 Mio. Euro aus. Das scheint gut erreichbar, zumal die Münchner zum Halbjahr bereits 872.000 Euro vorlegten und die zweite Jahreshälfte traditionell stärker zum Profit beiträgt.
Intakt ist auch das grundsätzliche Investmentszenario, wonach NorCom mit seinen Big Data-Plattformen auf die großen Automobilhersteller abzielt und so Megatrends, wie die zunehmende Vernetzung von Fahrzeugen, bedient. „Wir haben im ersten Quartal mit Daimler und Audi namhafte Kunden gewonnen – und zählen mittlerweile auch BMW zum Kundenkreis“, sagt der Vorstand. In einem Atemzug bestätigt Nordbakk allerdings auch frühere Aussagen zur Positionierung des Unternehmens. „Trotz der Erfolge befinden wir uns im Big Data Bereich noch in der Start-up-Phase. Mit Umsatzschwankungen müssen wir rechnen, bis wir ein solides Kundenvolumen aufgebaut haben. Geregelte Einnahmen über die Lizenzgebühren sind erst dann zu erwarten, wenn unsere Big Data Produkte vollumfänglich, etwa bis Jahresende, bei unseren Kunden im Einsatz sind.“ Parallel dazu hält die Tendenz an, dass die Erlöse aus dem Geschäft mit Behörden, wie der Bundesagentur für Arbeit, – bei NorCom heißt dieser Bereich Big Infrastructure – auf Konzernebene an Bedeutung verlieren.
Knackpunkt bei NorCom bleibt jedoch die hohe Bewertung der Aktie. Zwar agiert die Gesellschaft frei von Bankschulden. Doch eine Marktkapitalisierung von gegenwärtig gut 69 Mio. Euro lässt wenig Raum für Enttäuschungen. Die Experten der BankM kalkulieren für 2019 mit einem EBITDA von 4,32 Mio. Euro. Demnach würde NorCom – bezogen auf den Unternehmenswert (Enterprise Value) – bereits mit dem 15fachen des 2019er-EBITDA gehandelt. Solche Relationen muss man mögen – Wachstum hin oder her. Eine Halten-Position ist der Titel für boersengefluester.de aber allemal. Gut möglich, dass die im General Standard notierte Aktie noch ein wenig Zeit zur Konsolidierung der vorangegangenen Kursrally braucht. Auf die lange Sicht überwiegen dafür aber die positiven Aspekte.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 12,44 | 11,76 | 11,95 | 10,11 | 9,55 | 8,83 | 8,84 | |
EBITDA1,2 | 1,19 | 1,14 | 1,91 | 0,13 | 0,09 | -0,54 | 0,11 | |
EBITDA-Marge3 | 9,57 | 9,69 | 15,98 | 1,29 | 0,94 | -6,12 | 1,24 | |
EBIT1,4 | 1,13 | 0,91 | 0,05 | -0,20 | -0,33 | -1,01 | -0,42 | |
EBIT-Marge5 | 9,08 | 7,74 | 0,42 | -1,98 | -3,46 | -11,44 | -4,75 | |
Jahresüberschuss1 | 1,96 | 0,66 | -0,38 | 0,16 | -0,83 | -1,36 | -0,46 | |
Netto-Marge6 | 15,76 | 5,61 | -3,18 | 1,58 | -8,69 | -15,40 | -5,20 | |
Cashflow1,7 | 0,93 | 0,82 | 0,62 | 1,11 | 0,27 | -0,32 | 0,18 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,92 | 0,31 | -0,18 | 0,08 | -0,41 | -0,66 | -0,22 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: NPP |
Foto: pixabay