Der Tauchgang im Penny-Stock-Becken war recht tief – zum Glück aber nur von kurzer Dauer. Mit Kursen von 1,44 Euro hat sich die Notiz der niiio finance group zuletzt sehr deutlich von der Schwächeperiode der ersten Monate 2022 erholt und nun sogar wieder direkten Sichtkontakt zur 200-Tage-Durchschnittslinie aufgenommen. Auftrieb gab es dabei einerseits von einer forschen Empfehlung der niiio-Aktie mit Kursziel 2,50 Euro in der Börsenpresse. Noch wichtiger dürfte jedoch der nächste Meilenstein bei der Akquisitionsstrategie des Softwareanbieters für Vermögensverwalter und Banken gewesen sein: So hat niiio für insgesamt 4 Mio. Euro – davon rund die Hälfte in diesem Jahr fällig – den Order-Routing-Anbieter FIXHub übernommen. „Europaweit hat FIXHub nur wenige Wettbewerber, wir sind hier in einem attraktiven Nischenmarkt unterwegs“, sagt niiio-CEO Johann Horch.
Selbst wenn die EBITDA-Marge von FIXHub dem Vernehmen nach nördlich von 85 Prozent liegt, mit Erlösen von zuletzt rund 0,7 Mio. Euro ist das Freiburger Unternehmen für Börsenverhältnisse trotzdem sehr klein. Interessant ist gleichwohl, dass niiio den Kaufpreis komplett fremdfinanziert und zu 100 Prozent in bar begleicht. Die Anfang Dezember 2021 auf die Schiene gesetzte 10 Mio. Euro-Übernahme von Patronas Financial Systems, einem Software-Anbieter für den Bereich Portfoliomanagement, wurde noch vollständig über die Ausgabe von eigenen Aktien (bewertet zu 1,54 Euro pro Anteilschein) umgesetzt. Mal schauen, ob das jetzt ein dauerhafter Wechsel in der Finanzierungsstrategie ist, oder nur dem Einzelfall geschuldet ist. Fakt ist natürlich auch, dass die niiio-Aktie als attraktive Akquisitionswährung nur dann funktioniert, wenn der Chart nachhaltig von links unten nach rechts oben verläuft. Und eben daran hapert es eben noch.
Das wiederum hängt auch damit zusammen, dass die Görlitzer schon jetzt auf einen Börsenwert von fast 47 Mio. Euro kommen. Dem steht ein für 2022 zu erwartender Umsatz von rund 7 Mio. Euro entgehen – entsprechend einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von etwas mehr als 6,5. Optimisten argumentieren an dieser Stelle damit, dass Software-Firmen mit einer ähnlichen SaaS-Ausrichtung im Schnitt sogar auf einen Faktor von über 10 kommen. Allerdings sind solche Vergleiche nach Auffassung von boersengefluester.de mit Vorsicht zu genießen, letztlich kommt es immer auf den Einzelfall an. Mit den jüngsten Zukäufen zeigt das Team um Johann Horch zwar, dass die Buy-and-Build-Strategie ansehnliche Fortschritte macht. Insgesamt bewegt sich aber alles noch eher in der Anfangsphase und ist weit entfernt von der Vision eines führenden europäischen Anbieters.
Die Rechnung, dass jedes dazugekaufte Unternehmen den Börsenwert der niiio finance group überproportional in die Höhe hievt ist eben kein Selbstgänger. Soll heißen: Spannende Story, aber mehr als eine Halten-Position ist die Aktie für unseren Geschmack momentan dann doch nicht. Trotzdem ist es ein ermutigendes Signal, dass der Spezialwert den zwischenzeitlichen Rutsch unter die Marke von 1 Euro so markant gekontert hat.