Muss man einfach mal sagen: Jede Präsentation, die wir bislang von NFON auf Investorenkonferenzen gesehen haben, kam ziemlich gut rüber. Dabei kommt der Anbieter von Telefonanlagen aus der Cloud allerdings regelmäßig an einen Punkt, an dem es ein wenig heikel wird. Und zwar, wenn es um die Frage nach dem Sprung in die Gewinnzone geht. Schließlich bekennt sich NFON ganz klar zum Wachstum – Profitabilität steht erst einmal hinten an. Auch im gerade vorgelegten Geschäftsbericht 2018 betont CEO Hans Szymanski: „In einem sich radikal verändernden europäischen Telekommunikationsmarkt sichern wir uns mit unserer Wachstumsstrategie bereits heute die Marktanteile von morgen.“ Das mag für manchen Value-Investor vermutlich ein wenig zu radikal sein, für boersengefluester.de klingt die Strategie jedoch einleuchtend. Der eigentliche Clou bei NFON ist nämlich die extrem hohe Quote an wiederkehrenden Erlösen von rund 80 Prozent. Das sorgt bei einer ausreichend hohen Basis an installierten Cloud-Telefonanlagen – Infos zum Kernprodukt Cloudya gibt es HIER – für eine sehr gut planbare Entwicklung von Umsatz und Ergebnis.
Noch sind die Zahlen freilich geprägt von den enormen Personal- und Marketingaufwendungen. So kamen 2018 zwar die Erlöse um 20,7 Prozent auf 43,03 Mio. Euro voran. Vor Abzug von Zinsen und Steuern türmte sich der Verlust jedoch auf 8,47 Mio. Euro – nach minus 1,70 Mio. Euro im Jahr zuvor. Verarbeitet sind in dieser Zahl allerdings auch die im Zusammenhang mit dem Börsengang vor knapp einem Jahr entstandenen Belastungen von annähernd 2,40 Mio. Euro. Für das laufende Jahr peilt die im Prime Standard gelistete Gesellschaft ein Erlösplus zwischen 40 und 45 Prozent auf dann mindestens 60 Mio. Euro an. Ein Teil des Zuwachses geht dabei auf die kürzlich zugekaufte Deutsche Telefon Standard AG aus Mainz.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 35,65 | 43,03 | 57,12 | 67,60 | 75,89 | 80,79 | 82,34 | |
EBITDA1,2 | -1,03 | -7,78 | -6,98 | 2,32 | -2,03 | -5,27 | 6,80 | |
EBITDA-Marge3 | -2,89 | -18,08 | -12,22 | 3,43 | -2,68 | -6,52 | 8,26 | |
EBIT1,4 | -1,70 | -8,47 | -9,99 | -1,83 | -8,97 | -12,03 | -0,52 | |
EBIT-Marge5 | -4,77 | -19,68 | -17,49 | -2,71 | -11,82 | -14,89 | -0,63 | |
Jahresüberschuss1 | -2,02 | -8,11 | -10,92 | -2,24 | -8,91 | -15,58 | -0,80 | |
Netto-Marge6 | -5,67 | -18,85 | -19,12 | -3,31 | -11,74 | -19,28 | -0,97 | |
Cashflow1,7 | -0,34 | -4,96 | -7,19 | 1,15 | -1,76 | -3,87 | 6,84 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,16 | -0,76 | -0,77 | -0,15 | -0,54 | -0,94 | -0,05 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
Große Ziele mit NFON hat offenbar auch Großaktionär Milestone Venture Capital: Immerhin hat die auf Unternehmen aus der ITK-Branche spezialisiert Beteiligungsgesellschaft erst vor wenigen Wochen mitgeteilt, dass sie ihren Anteilsbesitz von zuletzt mindestens 30 Prozent auf mehr als 50 Prozent hieven will (siehe dazu auch den Beitrag auf welt.de HIER) – insgesamt sich nicht die schlechteste Gemengelage für die weitere Entwicklung des Aktienkurses. Der Börsenwert von NFON erreicht zurzeit etwas weniger als 149 Mio. Euro, was dem 3,4fachen des Eigenkapitals entspricht. Zum weiteren Vergleich: Zum Börsenstart brachten die Münchner 162 Mio. Euro auf die Waage. Noch hat die Story also nicht gezündet.
Nach dem deutlichen Kursrutsch im vierten Quartal 2018 hat sich die Notiz nun aber wenigstens stabilisiert und ist in zweistellige Gefilden zurückgekehrt. Der Emissionspreis von 12 Euro ist demnach das nächste Etappenziel. Das bisherige All-Time-High liegt bei 15,50 Euro. Die Analysten veranschlagen den fairen Wert der Aktie im Schnitt mit knapp 20 Euro – also nochmals um noch ein ganzes Stück höher. Geeignet ist der Small Cap allerdings nur für sehr risikobereite Investoren. Beinahe überflüssig zu erwähnen, dass Dividenden derzeit keine Rollen spielen.