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NFON: Gute Gründe für die Aktie

Die Wahrheit ist nicht nur schwarz oder weiß. Ob die auf cloudbasierte Telefonanlagen für Firmenkunden spezialisierte NFON AG zu den Verlierern oder vielleicht sogar doch zu den Gewinnern der aktuellen Situation gehört, lässt sich noch gar nicht valide abschätzen. Im Aktienkurs von rund 9 Euro spiegelt sich zurzeit freilich eher das negative Szenario wider. Immerhin kostete der Anteilschein im Februar 2020 zweitweise mehr als 13 Euro, der Rekordkurs vom September 2018 lag sogar bei 15,50 Euro. Keine Frage: Als vergleichsweise junge Gesellschaft mit stattlichen Wachstumsambitionen könnte es NFON schwerer als gedacht fallen, die ursprünglichen Expansionsziele zu erreichen. Immerhin könnte eine Reihe von Unternehmen ihre Investitionspläne in Sachen Modernisierung der Telefonanlagen zurückstellen oder sogar ganz auf Eis legen. Im schlimmsten Fall drohen durch Insolvenzen im Kundenkreis sogar Ausfälle bei den monatlichen Bereitstellungsgebühren.

Andererseits betont CEO Hans Szymanski im kürzlich vorgelegten Geschäftsbericht, dass auch zusätzliche Nachfrageimpulse möglich sind: „Zum einen verschieben Bestandskunden ihre Tätigkeit ins Home-Office und fragen deswegen nicht nur vermehrt die Telefonie, sondern auch die Möglichkeit der Telefonkonferenz nach. Zum anderen bekommt NFON auch Nachfragen von Interessierten, die bisher noch keine Lösung haben, mit der sie flexibel Home-Office-Arbeitsplätze einrichten können.“ Die kommenden Quartale werden also zeigen, wohin die Richtung bei NFON geht. Es gibt aber noch einen wichtigen Punkt, der nach Auffassung von boersengefluester.de zurzeit am Kapitalmarkt unterschätzt wird und der NFON ganz wesentlich von anderen Firmen unterscheidet: So sind immerhin zwischen 80 und 85 Prozent der Umsätze regelmäßig anfallende Zahlungen, machen das Geschäft also sehr gut planbar. „Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unwägbarkeit ein wirkliches Asset“, sagt Szymanski. Weniger attraktiv aus jetziger Investorensicht ist allerdings, dass NFON selbst noch rote Zahlen schreibt und das auf absehbare Zeit auch so bleiben wird.

 

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Wachstum hat ganz klar Vorrang vor Rentabilität – selbst wenn sich das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) im laufenden Jahr gegenüber dem 2019er-Wert von minus 6,98 Mio. Euro signifikant verbessern soll. „Bei der Beibehaltung der derzeitigen Investitionsintensität, könnte der EBITDA-Break-even mittelfristig erreicht werden“, heißt es offiziell. Engagiert sind bei NFON eine Menge Spezialfonds mit teilweise nicht immer ganz übereinstimmenden Meinungen, was die künftige Ausrichtung des Unternehmens angeht. Ein Pluspunkt ist hingegen, dass NFON über diese Investorengruppen auch in börsentechnisch allgemein schwierigen Zeiten Zugang zu frischem Wachstumskapital haben dürfte. Im Streubesitz befinden sich nur etwas mehr als 21 Prozent der insgesamt 15.055.569 Aktien. Dabei sind die Münchner zurzeit mit gut 17 Mio. Euro Netto-Cash-Positiv in der Bilanz. Die Eigenkapitalquote beträgt rund 61 Prozent, auch das schafft Sicherheit.

Das erweiterte Wettbewerbsumfeld von NFON ist derweil extrem heterogen und reicht von Hardwarefirmen wie Avaya oder Panasonic über Techkonzerne wie Microsoft, Google oder auch Cisco. Die echte Peergroup für NFON sind allerdings eher spezialisierte Anbieter wie die ebenfalls börsennotierten US-Konzerne RingCentral und 8×8. Interessant: Besonders die Aktie von RingCentral hat sich dank der Home-Office-Fantasie im jüngsten Börsenabschwung super gut gehalten. Geeignet ist die NFON-Aktie trotzdem nur für spekulative Anleger.

 

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Foto: Clipdealer


 

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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.