„Wunderbar unaufgeregt und extrem robust.“ So hatte boersengefluester.de im Frühjahr (HIER) die Jahreszahlen von Nexus eingestuft. Eine Einschätzung, die auch zu 100 Prozent für die Aktie des im Bereich Krankenhaus-Software tätigen Unternehmens gilt. Allerdings mit einem Zusatz: Wer sich in dem Titel engagiert hat, musste bewertungstechnisch stets beide Augen zudrücken. Trotz der soliden Wachstumsraten war die Nexus-Aktie mit einem KGV von meist spürbar über 30 nämlich alles andere als günstig. Entsprechend hatte sich die Notiz auch in einem langfristigen Seitwärtstrend zwischen 50 und 60 Euro eingependelt. Wer sich als Investor auf die hohe Qualität des Unternehmens verlassen hat und auch die nötige Ausdauer mitbrachte, kann sich nun aber die Hände reiben. Das global agierende Private Equity-Unternehmen TA bietet jetzt 70 Euro je Nexus-Aktie und plant die Gesellschaft aus Donaueschingen „in die nächste Entwicklungs- und Wachstumsphase“ zu führen.
Insbesondere geht es darum, das Geschäftsmodell so weit wie möglich auf wiederkehrende Umsätze umzustellen und die Software-Module noch leistungsstärker zu machen. „TA ist der Ansicht, dass die Umsetzung solcher Initiativen erhebliche Zeit, Mühe und Investitionen bedürfen werden, was einen langfristigen Wertschöpfungsansatz im Gegensatz zu einer kurzfristigen, auf Quartalszahlen und Dividenden ausgerichteten Aktionärsorientierung erfordern wird“, heißt es. Eine brisante Ansage an die Usancen des Kapitalmarkts. Immerhin verschwinden mit USU Software, Apontis Pharma oder auch Vectron Systems zurzeit eine ganze Reihe von Unternehmen aus dem offiziellen Börsenhandel, denen der Kapitalmarkt offensichtlich nicht die nötige Wertschätzung für eine langfristige Entfaltung des operativen Potenzials gegeben hat.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 119,08 | 136,47 | 147,65 | 162,94 | 188,18 | 209,13 | 241,46 | |
EBITDA1,2 | 23,72 | 26,71 | 33,95 | 36,64 | 40,77 | 44,29 | 50,39 | |
EBITDA-Marge3 | 19,92 | 19,57 | 22,99 | 22,49 | 21,67 | 21,18 | 20,87 | |
EBIT1,4 | 13,32 | 15,18 | 17,44 | 19,92 | 24,11 | 27,79 | 31,87 | |
EBIT-Marge5 | 11,19 | 11,12 | 11,81 | 12,23 | 12,81 | 13,29 | 13,20 | |
Jahresüberschuss1 | 10,16 | 11,00 | 12,12 | 15,09 | 17,46 | 19,77 | 23,79 | |
Netto-Marge6 | 8,53 | 8,06 | 8,21 | 9,26 | 9,28 | 9,45 | 9,85 | |
Cashflow1,7 | 21,68 | 20,24 | 24,62 | 30,95 | 31,37 | 33,88 | 30,41 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,62 | 0,69 | 0,69 | 0,96 | 1,09 | 1,21 | 1,39 | |
Dividende8 | 0,16 | 0,17 | 0,18 | 0,19 | 0,20 | 0,21 | 0,22 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Keine schöne Entwicklung, die vermutlich gerade erst anläuft und eine Konsequenz der allgemein schwachen Smallcap-Performance ist – verbunden mit den immer wieder diskutierten Belastungen aus dem massiv regulierten Börsenumfeld. Nun hat es Übernahmeofferten und damit verbundene Börsenrückzüge schon immer am Kapitalmarkt gegeben. Allerdings kommt seit Jahren viel zu wenig via IPO oder zumindest Listings nach. Entsprechend dünnt der Kurszettel hierzulande zunehmend aus. Aber wer will es den Unternehmen und Vorständen schon verdenken, wenn eine Börsennotierung eher als Malus in den Bewertungsvorstellungen internationaler Investoren gesehen wird?
Doch zurück zu Nexus: Gekoppelt ist die voraussichtlich vom 17. November bis 17. Dezember 2024 dauernde TA-Offerte an eine Mindestannahmequote von 50 Prozent, wobei sich wesentliche Ankeraktionäre (unter anderem Vorstand und Aufsichtsrat), die für 26,98 Prozent der Stimmen stehen, bereits dazu verpflichtet haben, die Offerte anzunehmen. Die kommenden Wochen werde diesbezüglich also nochmals spannend, wobei viele institutionelle Anleger vermutlich andienen werden – schon allein wegen der zu erwartenden Strukturmaßnahmen. Denkbar aber auch, dass die Konditionen diesbezüglich nochmals angepasst werden, um den Deal nicht zu gefährden. „Der Vorstand der Nexus AG betrachtet die Umsetzung seiner langfristigen Strategie abseits des Börsenumfelds als einen Vorteil und trägt das von TA beabsichtigte potenzielle Delisting grundsätzlich mit“, heißt es in der Pressemitteilung von Nexus. Vermutlich am 18. November 2024 werden die offiziellen Angebotsunterlagen unter neptun-public-offer.com veröffentlicht.
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