In der offiziellen Meldung zu den – am Ende sogar noch etwas besser als vorab kommunizierten – finalen Jahreszahlen für 2021, wiederholt der Netfonds-Vorstand im Wesentlichen noch einmal die bisherigen Aussagen zum Ausblick für 2022. Insofern kein besonderes Überraschungspotenzial. Umso lohnenswerter ein Blick in den jetzt ebenfalls publizierten Konzernabschluss des Finanzdienstleisters, denn hier werden die Hamburger sehr viel konkreter: Neben der am oberen Ende jetzt um 500.000 Euro vorsichtiger als zuvor formulierten Umsatzspanne von 40,0 bis 42,0 Mio. Euro, steht für das avisierte Ergebnis vor Zinsen und Steuern und Abschreibungen (EBITDA) eine Bandbreite von 10,0 bis 11,0 Mio. Euro in der Planung. Bereinigt um den außerordentlichen Ertrag von 7,8 Mio. Euro aus der teilweisen Abspaltung des Immobilienvehikels NSI Netfonds Structured Investments korrespondiert das mit einem vergleichbaren Vorjahreswert von 7,85 Mio. Euro.
Mit anderen Worten: Auch für 2022 ist mit weiterem Wachstum zu rechnen. Den dabei zu erwartenden Gewinn vor Steuern setzt CFO Peer Reichelt zwischen 6,7 und 7,7 Mio. Euro an – eine Größenordnung, die über unseren bisherigen Schätzungen liegt. „Die zunehmenden Synergieeffekte durch Größe und gemeinsamen Softwareeinsatz der Konzernunternehmen sowie das Wachstum in wesentlichen Geschäftsbereichen der Netfonds Gruppe sollten sich in 2022 weiter positiv auswirken“, betont die Gesellschaft. Derweil hat sich zwar auch der Aktienkurs von Netfonds um knapp 20 Prozent von seinen Rekordhöhen entfernt, damit gibt der Titel aber noch ein vergleichsweise stabiles Bild ab. Die Bewertung ist eher moderat, zumal noch immer erhebliche Investitionen in den Ausbau des Geschäfts gestemmt werden.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 17,12 | 20,19 | 26,47 | 31,82 | 38,64 | 33,62 | 36,60 | |
EBITDA1,2 | 2,58 | 1,39 | 3,43 | 4,17 | 15,65 | 6,47 | 4,91 | |
EBITDA-Marge3 | 15,07 | 6,88 | 12,96 | 13,10 | 40,50 | 19,24 | 13,42 | |
EBIT1,4 | 1,89 | -0,17 | 1,16 | 1,81 | 11,67 | 2,96 | 1,34 | |
EBIT-Marge5 | 11,04 | -0,84 | 4,38 | 5,69 | 30,20 | 8,80 | 3,66 | |
Jahresüberschuss1 | 1,27 | -0,72 | -0,40 | 0,03 | 8,74 | 0,88 | -0,28 | |
Netto-Marge6 | 7,42 | -3,57 | -1,51 | 0,09 | 22,62 | 2,62 | -0,77 | |
Cashflow1,7 | 1,57 | -0,04 | -9,68 | 5,22 | -17,77 | 3,07 | 1,50 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,45 | -0,33 | -0,19 | 0,01 | 3,79 | 0,38 | -0,12 | |
Dividende8 | 0,20 | 0,15 | 0,00 | 0,16 | 0,25 | 0,25 | 0,25 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: NPP |
Bei einem Börsenwert von rund 96 Mio. Euro wird das im Münchner Spezialsegment m:access gelistete Unternehmen zu weniger als dem Zehnfachen des operativen Ergebnisses gehandelt. Da gibt es nichts zu meckern. Die Dividendenrendite ist – trotz der deutlichen Erhöhung der Ausschüttung auf 0,25 Euro je Aktie – mit knapp 0,6 Prozent freilich eher zu vernachlässigen. Investoren spielen hier also klar die Wachstumskarte. Die bisherigen Kursziele der Analysten bewegt sich zwischen 90 Euro (Montega) und 68 Euro (Hauck & Aufhäuser), auch von dieser Seite gibt es also noch stattliches Potenzial.
Mit Blick auf den Chart ist zurzeit die 200-Tage-Durchschnittslinie ein enger Begleiter des Aktienkurses, was für eine gewisse Absicherung sorgt. Das größte Risiko bleibt momentan die indirekte Abhängigkeit von den Kapitalmärkten, auch wenn die Korrelation der Geschäftszahlen zum Börsengeschehen deutlich niedriger ist, als gemeinhin zu vermuten. Das hat jedenfalls die Zeit während des Corona-Crashs im Frühjahr 2020 gezeigt. Wesentlicher Grund hierfür ist, dass die angeschlossenen Portfoliomanager ihre Kundengelder zwar innerhalb einzelner Assetklassen kräftig umschichten, das Kapital damit aber nicht das Ökosystem von Netfonds verlässt. Am 24. Mai präsentiert das Unternehmen auf der Frühjahrskonferenz in Frankfurt.
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