Eine Winzigkeit fehlt noch, dann überschreitet der Börsenwert von Netfonds erstmals die Marke von 100 Mio. Euro. Konkret ist das ab Kursen nördlich von 45,12 Euro der Fall. Natürlich sieht die Welt dann nicht auf einen Schlag komplett anders aus, aber boersengefluester.de ist definitiv der Meinung, dass das Interesse der institutionellen Investoren an dem Plattform-Unternehmen für die Abwicklung, Beratung und Regulierung für die Finanzbranche künftig nochmals zunimmt. Dabei hat Netfonds in den vergangenen gut drei Jahren in denen wir die Entwicklung des Unternehmens kontinuierlich verfolgen, bereits eine prima Performance hingelegt. Zum Börsenstart im Münchner Spezialsegment m:access im September 2018 lag die Kapitalisierung bei gerade einmal etwas mehr als 62 Mio. Euro und die Investmentstory klang damals insofern noch etwas langatmig, weil die Hamburger ihre cloudbasierte B2B-Abwicklungsplattform finfire gerade erst aufbauten und entsprechend die größte Investition in der Firmengeschichte noch vor sich hatten.
Wirklich abgeschlossen ist so ein Softwareprojekt zwar nie, doch die Zahlen von Netfonds beginnen immer mehr Spaß zu machen – auch weil die Gesellschaft neben dem Massengeschäft zunehmend auch eigene Finanzprodukte sowie Immobilien mit ins Programm nimmt. On top sorgen die starken Kapitalmärkte für nachhaltiges Wachstum. Für das laufende Jahr rechnet CFO Peer Reichelt mit – um Provisionen an die Vertriebsgesellschaften bereinigten – Netto-Erlösen von mehr als 36 Mio. Euro sowie einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von „deutlich über 6 Mio. Euro“, wie er bei seiner Präsentation auf dem Eigenkapitalforum der Deutschen Börse betont. Die offizielle Prognose erstreckt sich derweil auf eine Bandbreite von 6,0 bis 7,2 Mio. Euro. Zur Einordnung: nach neun Monaten beträgt das EBITDA 3,73 Mio. Euro.
Wo Netfonds am Ende herauskommen wird, hängt zu einem maßgeblichen Teil am Immobiliengeschäft. Hier befinden sich dem Vernehmen nach einige Projekte in der heißen Phase und könnten womöglich sogar für ein spürbares höheres Ergebnis sorgen als bislang in Aussicht gestellt. Die operative Umsatzrendite – definiert als EBITDA in Relation zum Netto-Umsatz – dürfte losgelöst von einem möglicher Extrakicker aus dem Immobiliengeschäft 2021 zwischen 17,0 und 19,5 Prozent ankommen. Für das kommende Jahr stellt Reichelt hier bereits eine Größenordnung von „20 Prozent +“ in Aussicht. Eine konkrete Guidance auch für die anderen maßgeblichen Kennzahlen will Reichelt vermutlich in der zweiten Januar-Hälfte 2022 vorlegen. Nur soviel vorab: „Wir legen deutlich mehr Fokus auf Profitabilität, wollen aber auch weiter wachsen.“ Dabei schließt Netfonds nicht aus, dass es auch im kommenden Jahr wieder zu Akquisitionen kommt.
Interessant aus Börsensicht ist zudem, dass Hauck & Aufhäuser demnächst die Coverage der Netfonds-Aktie aufnimmt und eine entsprechende Studie dazu erscheinen wird. Zudem dürfte es dann auch Roadshows auf angelsächsischem Terrain geben. Das wäre insofern Neuland, weil Netfonds bislang vorwiegend auf Konferenzen wie dem Eigenkapitalforum, dem Hamburger Investorentag HIT von Montega oder den Sektorkonferenzen der Börse München Flagge zeigte. Bewertungstechnisch hat die Aktie – insbesondere im direkten Vergleich mit der JDC Group – ohnehin noch erkleckliches Potenzial. Schließlich sorgt die avisierte Umwandlung von rein administriertem Kundenvermögen in „Assets under Management“ für deutlich höhere Margen. Einzig bei dem Geschäft mit der Pflegezusatzversicherung CareFlex für die Chemiebranche hängt die Gesellschaft aufgrund von Corona den ursprünglichen Erwartungen noch ein Stück hinterher.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 17,12 | 20,19 | 26,47 | 31,82 | 38,64 | 33,62 | 36,60 | |
EBITDA1,2 | 2,58 | 1,39 | 3,43 | 4,17 | 15,65 | 6,47 | 4,91 | |
EBITDA-Marge3 | 15,07 | 6,88 | 12,96 | 13,10 | 40,50 | 19,24 | 13,42 | |
EBIT1,4 | 1,89 | -0,17 | 1,16 | 1,81 | 11,67 | 2,96 | 1,34 | |
EBIT-Marge5 | 11,04 | -0,84 | 4,38 | 5,69 | 30,20 | 8,80 | 3,66 | |
Jahresüberschuss1 | 1,27 | -0,72 | -0,40 | 0,03 | 8,74 | 0,88 | -0,28 | |
Netto-Marge6 | 7,42 | -3,57 | -1,51 | 0,09 | 22,62 | 2,62 | -0,77 | |
Cashflow1,7 | 1,57 | -0,04 | -9,68 | 5,22 | -17,77 | 3,07 | 1,50 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,45 | -0,33 | -0,19 | 0,01 | 3,79 | 0,38 | -0,12 | |
Dividende8 | 0,20 | 0,15 | 0,00 | 0,16 | 0,25 | 0,25 | 0,25 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: NPP |
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