Wer hätte das gedacht? Diesmal scheint die Umstrukturierung bei Net Mobile tatsächlich für nachhaltigen Erfolg zu sorgen. Diesen Eindruck vermitteln jedenfalls die – an der Börse allerdings kaum wahrgenommenen – Zahlen für die ersten drei Quartale 2015. Demnach mussten die Düsseldorfer zwar den erwarteten Umsatzrückgang von gut 17 Prozent auf 95,56 Mio. Euro hinnehmen; verantwortlich ist der Abgang eines Kunden auf dem spanischen Markt. Dafür machte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) jedoch einen erfreulichen Satz von knapp 800.000 Euro auf 3,94 Mio. Euro. Unterm Strich blieb ein Überschuss von 2,96 Mio. Euro stehen, was einem Ergebnis je Aktie von 0,24 Euro entspricht. Mit so einem Resultat hätte zu Jahresbeginn wohl kaum jemand gerechnet – zumal Net Mobile jetzt schon das vierte Quartal in Folge EBIT-positiv ist. Und dem Vernehmen nach sollen auch im Abschlussviertel keine außergewöhnlichen Belastungen auftauchen.
Wichtigste Abnehmer von Net Mobile sind die Mobilfunkanbieter. Für diese Unternehmen entwickelt Net Mobile Bezahllösungen, damit sich die Mobilfunkkunden auch ohne Kreditkarte oder sonstige Registrierung zum Beispiel kostenpflichtige Apps aus Google Play herunterladen können. Aber auch mobile Unterhaltungsangebote wie Filme oder Serien laufen über die Technik von Net Mobile. Noch dreht sich beim Kauf alles um „virtuelle” Produkte. Ziel ist es aber, auch kleinere Einkäufe via Smartphone und Mobilfunkrechnung begleichen zu können. Verabschiedet hat sich Net Mobile von dem Projekt mit Finanztransaktionen. Die zum Konzern gehörende net-m privatbank 1891 steht seit geraumer Zeit zum Verkauf. Noch gibt es hier jedoch keine konkreten Neuigkeiten. Gespannt bleibt boersengefluester.de, was Großaktionär NTT Docomo perspektivisch mit Net Mobile vorhat. Die Japaner sind seit 2009 engagiert und halten mehr als 87 Prozent der Aktien. Jahrelang hingen die Rheinländer am Tropf von NTT Docomo. Entsprechend zufrieden dürfte der Telekomkonzern mit der aktuellen Entwicklung sein. Theoretisch wäre es ein Klacks für NTT Docomo, den freien Aktionären ein Abfindungsangebot zu unterbreiten und Net Mobile von der Börse zu nehmen. Noch wäre das relativ günstig möglich. Im Falle eines kalten Delistings ginge so eine Aktion sogar ohne Schlussofferte, da Net Mobile nur im schwach regulierten Entry Standard gelistet ist.
Eine höfliche Visitenkarte würden die Japaner mit so einem Zug aber nicht hinterlassen. Ohnehin sind derzeit keine Aktivitäten Richtung Börsenrückzug zu erkennen, auch wenn es immer wieder entsprechende Spekulationen gab. Bewertungsmäßig sieht Net Mobile dabei plötzlich sehr viel besser aus als in den vielen Verlustjahren der Vergangenheit. Momentan wird die Gesellschaft etwa mit dem 7,4-fachen des für 2015 erwarteten EBITDA gehandelt – bezogen auf den um die Nettofinanzverbindlichkeiten von rund 43 Mio. Euro erhöhten Börsenwert von 78,4 Mio. Euro. In ungefähr diesem Rahmen bewegt sich auch der TecDAX-Konzern WireCard. Risikobereite Investoren setzen darauf, dass die Börsianer auf die Spezialsituation bei Net Mobile aufmerksam werden und sich der Restrukturierungserfolg endlich auch im Kurs zeigt. Aber Achtung: Der Handel mit Net-Mobile-Aktien ist nicht sonderlich liquide. Limits sind Pflicht!
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