Kurstechnisch läuft alles schon in die richtige Richtung: Seit der Hauptversammlung Mitte März, auf der die strategische Neuausrichtung der früheren Beteiligungsgesellschaft Navigator Equity Solutions hin zu einem auf Wohnimmobilien im Großraum Dublin spezialisierten Unternehmen auf die Schiene gesetzt wurde, hat die Aktie von Navstone – so der neue Firmenname – bereits um 20 Prozent an Wert gewonnen. Boersengefluester.de hatte die frische Investmentstory sogar schon Mitte Januar 2021 zu noch niedrigeren Kursen (HIER) vorgestellt. Gänzlich verborgen geblieben ist die neue Navstone den Anlegern also nicht. Gleichwohl räumt Vorstand Käß auf einer m:access-Spezialkonferenz der Börse München am 14. Juni 2021 ein, dass es in Sachen Investor Relations-Arbeit wohl noch einiges zu intensivieren gibt. Nun: Wir sind zuversichtlich, dass die Aktie bald deutlich bekannter wird.
Die für Anleger wesentlichen Eckpunkte sind nämlich durchaus eingängig: Navstone verfügt aus dem schrittweisen Verkauf des früheren Portfolios um Catalis, Acon Aktienbank und IT Competence Group (jetzt: Audius) über stattliche liquide Mittel und hat drüber hinaus bereits in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit dem Immobilienmarkt in Dublin gemacht. „Viel Zuzug, kaum Neubau“, umschreibt Käß die Ausgangslage in Dublin – einer sehr dynamischen Hauptstadt mit großer Anziehungskraft auf Technologieunternehmen und junge Leute. Manche Experten ziehen sogar Parallelen zu München. Ziel ist es, innerhalb der nächsten vermutlich zwei Jahre ein Immobilienportfolio im Wert von rund 30 Mio. Euro aufzubauen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, denn zum Halbjahr 2021 standen erst 4,6 Mio. Euro in Form von Beton in der Bilanz. Die restlichen Aktiva sind im Wesentlichen Cash und Wertpapiere.
„Wir sind äußerst solide finanziert“, sagt Käß. Zurzeit kauft Navstone die Immobilien sogar komplett mit Eigenkapital. „Das schafft uns Vorteile gegenüber Wettbewerbern“, wie Käß betont. Erst wenn der Aufbauprozess abgeschlossen ist, steht eine Refinanzierung mit den Banken auf der Agenda. Besonders interessant aus Anlegersicht sind nun zwei Punkte: Die Dividendenpolitik von Navstone sowie die noch immer vorhandene deutliche Schere zwischen Aktienkurs und Substanzwert (Net Asset Value – kurz NAV). Was die Ausschüttung angeht, will Navstone zur Hauptversammlung Anfang August – der genaue Termin steht noch nicht fest – eine Dividende von 0,10 Euro je Aktie vorschlagen. Damit käme der Titel auf eine Rendite von immerhin knapp fünf Prozent. Ab dem vierten Quartal 2021 ist dann die Splittung auf eine Interimsdividende – vermutlich werden es 0,05 Euro je Aktie – sowie eine Schlussausschüttung geplant. Eine gute Lösung, wie boersengefluester.de findet. Grundsätzlich soll dabei künftig rund die Hälfte des Gewinns ausgekehrt werden.
Was das Thema NAV angeht, lohnt es sich zunächst ein wenig auszuholen. Grundsätzlich ist das Kapital des Unternehmens mit Rechtssitz in den Niederlanden in 6.555.445 Aktien unterteilt. Während hierzulande maximal 10 Prozent der eigenen Aktien zurückgekauft werden dürfen, liegt diese Quote im Fall von Navstone bei bis zu 50 Prozent. Tatsächlich weist das Unternehmen nach weiteren knapp 96.000 zurückgekauften eigenen Anteilen im ersten Halbjahr 2021 zurzeit 32 Prozent als Treasury Stock – so der englische Fachbegriff – aus. Entsprechend beträgt die Zahl der im Umlauf befindlichen Aktien zurzeit nur 4.483.435 Stück und dürfte sich angesichts weiterer geplanter Rückkäufe sogar nochmal verringern.
Bezieht man das zum Halbjahr vermutlich ausgewiesene Eigenkapital von etwa 16,6 Mio. Euro auf diese verringerte Stückzahl, ergibt sich ein Buchwert von 3,70 Euro je Aktie. Und das bei einem Aktienkurs von 2,08 Euro. Genau diese Lücke zwischen beiden Größen will das Team um Robert Käß sukzessive verringern. Potenzial ist also reichlich vorhanden für den Micro Cap. Selbst auf Basis der kompletten Aktienstückzahl beträgt der Börsenwert schließlich nur weniger als 14 Mio. Euro. Offen gelassen hat Robert Käß bei seiner Präsentation auf der m:access-Konferenz allerdings, was Navstone eigentlich mit den ganzen eigenen Aktien vorhat. Theoretisch könnte man die einziehen, an Investoren verkaufen oder auch als Akquisitionswährung verwenden.
Alle drei Punkte haben Charme, zumal ja auch eine Mischung möglich ist. Nur einfach nichts tun, wäre auf Dauer wenig sinnvoll. Nun: Zumindest momentan scheint das den Markt nicht übermäßig zu stören. Entwickelt sich schließlich ganz ordentlich der Aktienkurs.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 22,00 | 25,05 | 5,63 | 0,16 | 0,42 | 0,63 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | -1,14 | 1,50 | -0,14 | -0,09 | 4,65 | -0,28 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | -5,18 | 5,99 | -2,49 | -56,25 | 1.107,14 | -44,44 | 0,00 | |
EBIT1,4 | -1,14 | 1,03 | 1,65 | -0,75 | -0,80 | -0,46 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | -5,18 | 4,11 | 29,31 | -468,75 | -190,48 | -73,02 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | -0,40 | 1,82 | 4,23 | 2,56 | 2,37 | 0,11 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | -1,82 | 7,27 | 75,13 | 1.600,00 | 564,29 | 17,46 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 1,08 | 2,86 | -0,31 | -0,21 | 0,29 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,06 | 0,28 | 0,92 | 0,39 | 0,55 | 0,03 | 0,02 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,10 | 0,10 | 0,05 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Van Boekel |