Unternehmen in Umbruchsituationen liefern häufig interessante Investmentstorys. Aus diesem Grund haben wir uns auch die Aktie der ehemaligen Beteiligungsgesellschaft Navigator Equity Solutions angesehen. Nach einer ausgeprägten Orientierungsphase gibt es nämlich Neuigkeiten: So will sich Navigator Equity Solutions künftig auf Wohnimmobilien in Europa – los geht es in Dublin – fokussieren, und so das stattliche Cash aus dem in zwei Tranchen erfolgten Verkauf des Mehrheitspakets der damaligen IT Competence Group SE an die Audius AG investieren. Erklärtes Ziel ist es, ein Immobilienportfolio im Wert von rund 30 Mio. Euro aufzubauen. Das hört sich zunächst einmal nach einer eher schrägen Idee an, zumindest für eine Gesellschaft, die bislang vorwiegend Unternehmen aus dem IT- und Finanzsektor im Portfolio hatte. Bei genauerer Hinsicht ist der Schritt für die formal in einem Vorort von Eindhoven in den Niederlanden ansässige – aber von München aus agierende – Gesellschaft jedoch gar nicht so ungewöhnlich.
Immerhin hat Navigator Equity Solutions bereits 2018 in eine Wohnimmobilie in bester Lage von Dublin investiert und seitdem gute Erfahrungen mit dem Standort gemacht, auch wenn eine international geprägte Stadt wie Dublin erheblich unter den Auswirkungen von Corona leidet. Unabhängig davon wurden bereits zwei weitere Engagements in Dublin auf die Schiene gesetzt. Äußerlich sichtbar werden soll der Neustart durch eine Umfirmierung in Navstone SE. Eine Wortkreation, die die künftige Ausrichtung als Immobiliengesellschaft am Net Asset Value (NAV) widerspiegeln soll. Abgesegnet werden muss der gesamte Plan noch auf einer Hauptversammlung (HV), die wiederum spätestens innerhalb der kommenden beiden Monate – also bis Mitte März 2021 – stattfinden soll. Zudem rückt mit Michael Hasenstab ein langjähriger Weggefährte von CEO Robert Käß in den Vorstand der künftigen Navstone auf. Hintergrund: Hasenstab und Käß kennen sich bereits seit Studienzeiten und führten vor vielen Jahren unter anderem den Testdienstleister Catalis (vorher Aeco), aus dessen Börsennotiz wiederum 2004 die Navigator Equity Solutions als Abspaltung überhaupt erst entstand.
Soweit der kurze Ausflug in die Historie. Mit Blick in die Zukunft will die im Münchner Spezialsegment m:access gelistete Navigator Equity Solutions den außenstehenden Investoren nach der nächsten HV ein freiwilliges Rückkaufangebot – limitiert auf 1 Million Aktien (das sind knapp 22 Prozent der umlaufenden Aktien) – zu einem Preis von bis zu 1,70 Euro pro Anteilschein unterbreiten. Zur Einordnung: Zum Halbjahr 2020 lag der Substanzwert der Navigator-Aktie bei 3,00 Euro. So gesehen ist die Offerte also ein Scherz, auch wenn sie sich am Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate orientiert. Nun: Erfahrene Small Cap-Anleger kennen das Verfahren etwa von der German Startups Group vor ihrem Neustart als SGT German Private Equity. Grundsätzlich sind solch Angebote eine sinnvolle Exit-Rampe für Anleger, die sich mit dem neuen Geschäftsmodell nun gar nicht anfreunden wollen. Das mögliche Kurspotenzial bilden sie aber nicht ansatzweise ab.
Was erwartet Anleger, die dabei bleiben wollen oder gar mit einem Neueinstieg liebäugeln? „Nach dem Erstaufbau des Immobilienportfolios beabsichtigt die Gesellschaft rund 50 Prozent des Nettogewinns, mindestens aber 0,10 Euro je Aktie an Ihre Aktionäre als Dividende auszuschütten“, heißt es offiziell. Zumindest bezogen auf den aktuellen Aktienkurs von 1,65 Euro würde das auf eine Rendite im Bereich um sechs Prozent hinauslaufen. Es gibt nicht viele Titel auf dem heimischen Kurszettel, die da mithalten können. Schwer einzuschätzen ist derweil, wie ausgeprägt die internationale Immobilienexpertise des Management-Teams nun wirklich ist – also nicht nur bezogen auf einen möglicherweise „Lucky Punch“ in Dublin. Das ist dann auch das schlagende Risiko bei einem Investment – neben der Mini-Börsengröße von zurzeit nicht inmal 11 Mio. Euro.
In Frage kommt das Papier also nur für sehr erfahrene Anleger. Für weniger kursrelevant hält boersengefluester.de derweil die aktuelle Revitalisierung der Navigator-Beteiligung (12 Prozent) Black Pearl Digital durch den geplanten Zusammenschluss mit der net Digital AG um den früheren Net Mobile-Vorstand Theodor Niehues. Perspektivisch kann es hier eigentlich nur auf einen kompletten Ausstieg hinauslaufen.
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