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Nanogate: “Weitere Expansion hat höchste Priorität”

Für den Oberflächenbeschichter Nanogate war 2017 ein ereignisreiches Jahr mit vielen Highlights. Die Aktie hat sich dabei mit einer Performance von rund 20 Prozent sehr ordentlich entwickelt, wenngleich die Notiz von den Anfang Oktober erreichten Höchstkursen im Bereich von fast 54 Euro zuletzt wieder ein Stück abgeben musste. Trotzdem: An der Börse hat die Gesellschaft aus dem saarländischen Quierschied eine Menge Fans. Die einschlägigen Präsentationen auf Investorenkonferenzen sind jedenfalls regelmäßig bis auf den letzten Platz besetzt. Im Interview mit boersengefluester.de spricht CEO Ralf Zastrau über die wesentlichen Ereignisse der vergangenen Monate, die Bewertung der Nanogate-Aktie und über das künftige Wachstumspotenzial der im Börsensegment Scale gelisteten Gesellschaft.


 

Herr Zastrau, wenn man Investoren auf die Nanogate-Aktie anspricht, heißt es häufig: „Super Wachstums-Story, aber leider schon ziemlich teuer.“ Wie ist Ihre Einschätzung?

Ralf Zastrau: Wir sehen uns als Wachstumswert par excellence. Unser Blick ist auf die strategisch bedeutsamen, weitgehend noch nicht erschlossenen Märkte gerichtet. Daher sollten Investoren nicht nur auf die aktuelle Bewertung schauen, sondern vor allem die Perspektiven abschätzen. Bei unseren Roadshows in Großbritannien und in den USA sehen wir hier viel Zuspruch, während unsere Investoren in Kontinentaleuropa es sehr schätzen, dass wir trotz des Wachstums und der Investitionen heute schon eine Dividende ausschütten.

Vor wenigen Wochen haben Sie mit dem Erwerb der Kunststoffunternehmen aus dem Verbund der HTI High Tech Plastics AG für Schlagzeilen gesorgt. Wie kam es zu dem Deal und warum passen die Zukäufe so gut zu Nanogate?

Ralf Zastrau: Nanogate stärkt mit den beiden neuen Kunststoffgesellschaften das Non-Automotive-Geschäft und erweitert seine internationale Marktausrichtung. Gerade der hochmoderne Standort in der Slowakei erschließt uns weitere Kundengruppen und ist angesichts der Kostenvorteile sehr attraktiv. Mit dem neuen Standort in Österreich bekommen wir ein weiteres Anwendungsfeld. Bei Hybridlösungen von Elektronik- und Kunststoffkompetenz sehen wir ein erhebliches Marktpotenzial. Daher haben wir seinerzeit nach der ersten Anfrage schnell entschieden, dass wir uns die vorgeschlagene Transaktion intensiver anschauen. Die beiden Einheiten, die nach dem Closing komplett integriert werden sollen, sind eine ideale Ergänzung für den Konzern.

Welche wirtschaftlichen Effekte ergeben sich konkret?

Ralf Zastrau: Die Transaktion wird unser Geschäft bereits 2018 beflügeln. Wie schon im November zur Vertragsunterzeichnung mitgeteilt, erwarten wir einen Umsatzbeitrag von voraussichtlich mehr als 30 Mio. Euro. Dies ist noch abhängig vom Termin des tatsächlichen Vollzugs der Transaktion. Überdies soll das operative Ergebnis (Konzern-EBITDA) trotz erheblicher Transaktions- und Integrationskosten ebenfalls weiter steigen. Parallel zeichnet sich ab, dass Abschreibungen und Finanzierungskosten das Konzernergebnis zunächst belasten werden. Dies hängt sowohl mit der Transaktion als auch dem angekündigten Innovationsprogramm zusammen, um unsere Technologie-Führerschaft auszubauen. Abschließend möchte ich noch darauf hinweisen, dass wir konzernweit den Auftrags- und Produktmix weiter optimieren werden. Das betrifft in erster Linie die jüngsten Akquisitionen, um mit neuen, margenstärkeren Projekten die Profitabilität zu erhöhen. Das ist aber ein Prozess, der eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, bis er sich in den Ergebniszahlen niederschlägt.

 

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Wie hoch werden die Integrationsaufwendungen vermutlich sein?

Ralf Zastrau: Die Erfahrung der bisherigen Akquisitionen zeigt, dass Transaktions- und Integrationskosten zusammen durchaus bei über 1 Million Euro liegen, die dann kurzfristig unser operatives Ergebnis belasten werden. Würde man das EBITDA dementsprechend bereinigen, läge unsere Rendite natürlich höher. Allerdings verzichten wir auf solche Anpassungen, um größtmögliche Transparenz zu schaffen.

Die Zahlung des Kaufpreises für die jüngsten Zukäufe erfolgt über Nanogate-Aktien. Eine Ausnahme oder setzen Sie künftig häufiger auf diese Form Akquisitionswährung?

Ralf Zastrau: Nanogate hat schon in der Vergangenheit bei ausgewählten Transaktionen eigene Aktien als Akquisitionswährung eingesetzt, beispielsweise wurde bei der Nanogate Jays Systems der Kaufpreis anteilig in Aktien und anteilig in Cash beglichen. Angesichts der Komplexität der aktuellen Übernahme waren sich alle Beteiligten schnell einig, dass eine liquiditätsschonende Finanzierung der beste Weg ist und der Kaufpreis ausschließlich in Aktien fällig wird. Mit Blick auf eine Verbreiterung des Investorenkreises kann ich mir dies auch künftig gut vorstellen.

Mit QInvest bekommen Sie einen neuen Ankeraktionär. Wer steckt hinter QInvest?

Ralf Zastrau: QInvest ist ein international renommierter Investor und einer der führenden Investmentgesellschaften im Emirat Katar. Als Ankerinvestor beabsichtigt er, diese Aktien langfristig zu halten. Wir erwarten über die Transaktion hinaus positive Effekte für unser Geschäft dank der Impulse und der Finanzierungsbereitschaft unseres neuen Ankerinvestors.

 

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Sie sprachen es bereits kurz an: Ein anderer Meilenstein war die Übernahme von Jay Plastics – jetzt Nanogate Jay Systems – in den USA? Wie sind Sie 2017 hier mit der Integration vorangekommen?

Ralf Zastrau: Bislang übertrifft die neue Gesellschaft unsere Erwartungen deutlich. Die formelle Integration hinsichtlich Themen wie Controlling und Rechnungswesen ist abgeschlossen. Jetzt konzentrieren wir uns zum einen auf die gemeinsame Markterschließung. So stehen unsere europäischen Mitarbeiter in engem Kontakt mit amerikanischen Kunden, die bislang nur mit Nanogate Jay Systems zusammenarbeitet haben – und natürlich auch umgekehrt. Auch beim Technologie-Transfer in beiden Richtungen über den Atlantik bereitet uns die US-Gesellschaft sehr viel Freude. So konnten wir gemeinsam das Technologie-Portfolio N-Metals Design deutlich ausbauen. Und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in Kürze die nächsten Meilensteine erreichen werden.

Was sind die wichtigsten Ziele für 2018? Worauf können sich Anleger einstellen?

N-Glaze Serienbeschichtung

Ralf Zastrau: Nanogate wird 2018 seinen Wachstumskurs fortsetzen, so dass wir beim Umsatz die neue Rekordmarke von 220 Mio. Euro übertreffen sollten. Operativ werden wir uns auf das Closing und die Integration der HTI-Transaktion konzentrieren. Dadurch kommen zwei neue Standorte und rund 350 Mitarbeiter in den Konzern. Eine entscheidende Rolle wird überdies das neue Innovationsprogramm spielen. Hier stehen 2018 Investitionen, Markterschließung und Entwicklung im Vordergrund, signifikante Umsätze daraus erwarten wir erst 2019. Last but not least startet 2018 einer der größten Aufträge unserer Geschichte. Wie angekündigt, wird Nanogate Kunststoffkomponenten mit optisch hochwertigen Oberflächen an einen Automobilhersteller der Premiumklasse liefern. Das mehrjährige Projekt hat ein kumuliertes Volumen im hohen zweistelligen Millionenbereich und ist einer der größten Aufträge der Firmengeschichte. Mit diesem Großprojekt erreicht Nanogate einen Meilenstein beim Ausbau des lukrativen Komponentengeschäfts.

 

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Zu Ihren wichtigsten Kundengruppen zählt der Automotive-Bereich. In der Presse geht es gefühlt nur noch um die Bereiche Elektromobilität und autonomes Fahren. Wie nehmen Sie die aktuellen Anforderungen Ihrer Kunden wahr und wie ist Nanogate für solche Zukunftsthemen positioniert?

Ralf Zastrau: Nanogate ist in diesem Markt bereits aktiv. Wir haben heute bereits erste Projekte und sind für die Zukunftsthemen rund um die New Mobility gut aufgestellt. So liefern wir in den USA seit diesem Jahr erstmals Komponenten für ein Elektroauto. Und seit 2016 fertigen wir hochwertige Designoberflächen für Ladestationen von Elektro-Autos eines Premium-Herstellers. Das Volumen des mehrjährigen Auftrages liegt im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Das wird nur der Anfang sein. Leistungsstarke Sensoren werden im Auto – und künftig nicht nur im Luxussegment – deutlich an Bedeutung gewinnen. Diese Systeme benötigen eine schicke und leistungsstarke Oberfläche bzw. Komponenten. Dafür sind wir gut aufgestellt und werden im Rahmen des Innovationsprogramms weitere Lösungen vorstellen. Nanogate wird bei den Zukunftsthemen zuverlässiger Innovationspartner der Automobilkonzerne sein.

Die Nanogate-Aktie wird im Börsensegment Scale gehandelt. Wie stehen Sie zu einem möglichen Upgrade in den Prime Standard?

Ralf Zastrau: Nanogate war einer der ersten Emittenten, die sich für Scale entschieden haben. Die Aktie ist dadurch stärker in den Fokus gerückt, auch international. Nanogate prüft regelmäßig, ob und wann ein Wechsel in den geregelten Markt sinnvoll ist. Parallel laufen erste Projekte, um für einen solchen Schritt bestmöglich vorbereitet zu sein.

Die Präferenzen von Investoren sind mitunter sehr unterschiedlich. Wie bekommen Sie den Spagat zwischen mehr Wachstum und mehr Ergebnis hin?

Ralf Zastrau: Das ist eine unserer wichtigsten strategischen Aufgaben, diese Balance zu finden. Als Wachstumswert hat die weitere Expansion höchste Priorität, auch wenn das kurzfristig das Ertragswachstum bremst. Parallel setzen wir auf eine steigende Profitabilität. Mit Blick auf den Teil der Investoren, der stärker auf Ergebnisse setzt, schütten wir auch eine Dividende aus. Doch die Expansion steht weiter im Vordergrund. Wir wollen nicht kurzfristig glänzen, sondern langfristig und nachhaltig bei Umsatz und Ergebnis überzeugen

Auf einer Skala von 1 bis 10: Wo befindet sich Nanogate derzeit, wenn es um die Ausnutzug der Marktpotenziale geht?

Ralf Zastrau: Aktuell sehe ich Nanogate demnach bei 5. Auch wenn wir unseren Umsatz seit 2014 mehr als verdoppelt haben, verfügt der Konzern als langjähriger Innovationspartner internationaler Konzerne weiter über großes Potenzial. Die Anmutung und Bedienung eines Produktes werden künftig viel stärker zur Kaufentscheidung beitragen, als es heute schon der Fall ist. Als ein international führender Spezialist für designorientierte Hightech-Oberflächen und -Komponenten sind wir bestens positioniert, um von den Trends nach innovativen Oberflächen und Designs zu profitieren.

 

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Ralf Zastrau ist verantwortlich für Strategie, Unternehmensentwicklung sowie Unternehmenskommunikation und Beteiligungen. Er hat das Nanogate seit 1999 als Geschäftsführer begleitet und dessen Ausrichtung sowie Wandel von einem wissenschaftlichen Start-up zu einem marktorientierten Technologieunternehmen vollzogen. Ralf Zastrau verfügt über langjährige Erfahrung in der Industrie, sowohl in der mittelständischen Wirtschaft als auch in internationalen Konzernunternehmen.

Die kaufmännische Basis erhielt Ralf Zastrau während der Lehre zum Industriekaufmann in der Kunststoffindustrie. Danach folgte ein Doppelstudium zum Wirtschaftsinformatiker und Diplom-Kaufmann in Deutschland und England. Den Abschluss bildete ein internationales Aufbaustudium zum Master of Business Administration in den USA. Nach ersten Führungspositionen als Leiter Controlling in einer mittelständischen Unternehmensgruppe, trat Ralf Zastrau in die strategische Unternehmensentwicklung der Asea Brown Boveri AG (ABB) ein. Anschließend übernahm er in einer Tochtergesellschaft Verantwortung als Mitglied der Geschäftsleitung.

Fotos: Nanogate SE

 

[sws_grey_box box_size=”640″]Hinweis:
Die Berichterstattung und Handlungseinschätzungen durch boersengefluester.de stellen keine Anlageempfehlungen und auch keine Empfehlung oder einen Vorschlag einer Anlagestrategie dar. Boersengefluester.de hält keine Beteiligung an der Nanogate SE. Zwischen der Nanogate SE und boersengefluester.de besteht eine Vereinbarung zur Soft-Coverage der Nanogate-Aktie.[/sws_grey_box]

Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.