Das Timing ist nicht gerade perfekt. Ausgerechnet in einer Zeit, in der einer der wichtigsten Kunden von NanoFocus, der Volkswagen-Konzern, täglich im Rampenlicht steht und mit immer neuen Belastungen konfrontiert wird, setzt der Messtechnikspezialist zu einer Kapitalerhöhung (KE) an. Dass die Oberhausener frisches Geld mobilisieren wollen, ist keine sonderliche Überraschung. In den vergangenen Monaten hatte Finanzvorstand Joachim Sorg in Hintergrundgesprächen und auf Kapitalmarktkonferenzen regelmäßig angedeutet, dass sich NanoFocus gezielt nach Verstärkungen umsieht. Spannend wird aber, in welchem Umfang und zu welchem Preis die Investoren bei der Maßnahme mitziehen werden. Grundsätzlich haben Aktionäre noch bis zum 7. Oktober 2015 (10.00 Uhr) die Möglichkeit, Zeichnungsaufträge abzugeben. Die Bezugsfrist endet dann am 12. Oktober. Je vier alte Anteilscheine berechtigen zum Kauf einer jungen Aktie. Insgesamt geht es um bis zu 900.000 neue Papiere. Besonderheit: Noch steht der Ausgabepreis nicht fest. Dieser wird erst am 7. Oktober festgelegt – und zwar als volumengewichteter Durchschnittskurs des Zeitraums vom 28. September bis 6. Oktober 2015 – abzüglich eines Abschlags, der sich an der „Volatilität und spezifischen Marktrisiken” orientiert. Boersengefluester.de siedelt diesen Discount derzeit im Bereich zwischen fünf und zehn Prozent an – also vergleichsweise eng unter dem dann errechneten Durchschnittskurs.
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Keine Frage ist, dass der Bezugspreis spürbar unter dem vorab als Maximalwert festgelegten 4 Euro liegen wird. Dieser hätte – abzüglich der Bankprovisionen – zu einem Emissionserlös von rund 3,52 Mio. Euro geführt. Immerhin 3,08 Mio. Euro davon würde NanoFocus für den „Erwerb einer Unternehmensbeteiligung” verwenden, wie es in der Modellrechnung des Wertpapierprospekts heißt. Der Rest ist für die Stärkung der Eigenmittel vorgesehen. Immerhin: „Wir sind zuversichtlich, die volle Stückzahl zu platzieren”, betont Sorg gegenüber boersengefluester.de. Wesentliche Aktionärsgruppen hätten bereits ihre Teilnahme an der KE signalisiert. Zudem hat die Gesellschaft dem Vernehmen nach einen Ankeraktionär in Stellung. Wie allgemein üblich, werden nicht bezogene Stücke im Rahmen einer Privatplatzierung an Investoren angedient. Eine Schmerzgrenze in Sachen Emissionserlös, ab der NanoFocus die geplante Akquisition abblasen würde, gibt es wohl nicht. Ohnehin soll der Erwerb über zusätzliches Fremdkapital geschultert werden. Wie aus gut informierten Kreisen zu hören ist, dürfte sich der Kaufpreis für das Zielobjekt ungefähr im Bereich um 5 Mio. Euro bewegen. Noch nicht absehbar ist dagegen, welche Folgen das Abgasdebakel bei VW für NanoFocus haben wird. Immerhin liegt eine wichtige Pilotanlage gerade beim Einkauf von VW zur Freigabe. Gut möglich also, dass sich hier Verzögerungen ergeben könnten. Andererseits wird das Thema Motorenoptimierung durch ausgeklügelte Messsysteme, wie sie NanoFocus anbietet, tendenziell noch wichtiger – und der gesamte VW-Konzern steht ja nicht still. Nach der Belastungsphase durch die Kapitalerhöhung sollte die Notiz also wieder an Stärke gewinnen. Zudem soll der Zukauf perfekt zu NanoFocus passen.
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