Vom Anfang Februar erreichten All-Time-High bei 39,60 Euro hat sich der Aktienkurs von Nabaltec um gut ein Viertel entfernt. Das heißt aber längst nicht, dass damit auch die erst Anfang des Jahres von boersengefluester.de (HIER) vorgestellte Investmentstory des Spezialchemie-Unternehmens dauerhafte Kratzer bekommen hat. Dafür sehen die jetzt vorgelegten Eckdaten für 2021 viel zu gut aus, und den Ausblick für das laufende Jahr stufen wir als konservativ ein – da müsste normalerweise mehr drin sein. Doch der Reihe nach: Für das vergangene Jahr weist Nabaltec einen Umsatzanstieg um 17 Prozent auf 187,0 Mio. Euro sowie ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 24,6 Mio. Euro aus. Bereinigt um die Sonderaufwendungen im Zusammenhang mit der Einstellung der Mullit-Produktion im Stammwerk in Schwandorf sowie einer derben Wertberichtigung auf den Bilanzansatz der US-Tochter Nashtec liegt der Vergleichswert von 2020 bei plus 9,4 Mio. Euro. Inklusive der Sonderposten ergab sich damals ein EBIT von minus 15,9 Mio. Euro.
Zentrale Botschaft ist jedenfalls, dass Nabaltec 2021 einen gewaltigen Sprung bei der Profitabilität gemacht hat. Von der Nachfragedynamik der vergangenen Monate zeigt sich aber selbst der Vorstand Johannes Heckmann überrascht: „Viele Abnehmer haben ihre Bestände aufgrund der weiter bestehenden Lieferkettenengpässe vorsorglich aufgefüllt.“ Einer der Top-Seller von Nabaltec ist dabei das Aluminium-Oxid-Hydroxid Böhmit, was nicht nur als Flammschutzmittel in Leiterplatten verwendet wird, sondern immer stärker auch als temperaturbeständiges Beschichtungsmaterial für Lithium Ionen-Batterien zum Einsatz kommt. Entsprechend hat die Gesellschaft hier ein gewaltiges Investitionsprogramm zur Ausweitung der Produktionskapazitäten von Böhmit aufgelegt – finanziert zum Teil über ein kürzlich platziertes Schuldscheindarlehen.
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Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 168,60 | 176,74 | 179,03 | 159,58 | 187,02 | 218,84 | 200,13 | |
EBITDA1,2 | 30,03 | 30,59 | 32,34 | 23,55 | 37,29 | 42,37 | 31,00 | |
EBITDA-Marge3 | 17,81 | 17,31 | 18,06 | 14,76 | 19,94 | 19,36 | 15,49 | |
EBIT1,4 | 18,32 | 18,47 | 18,63 | -15,86 | 24,55 | 29,17 | 18,34 | |
EBIT-Marge5 | 10,87 | 10,45 | 10,41 | -9,94 | 13,13 | 13,33 | 9,16 | |
Jahresüberschuss1 | 11,45 | 10,29 | 10,70 | -19,65 | 16,26 | 26,38 | 11,42 | |
Netto-Marge6 | 6,79 | 5,82 | 5,98 | -12,31 | 8,69 | 12,05 | 5,71 | |
Cashflow1,7 | 25,91 | 16,06 | 22,37 | 24,31 | 33,16 | 32,44 | 16,45 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,39 | 1,17 | 1,22 | -2,23 | 1,85 | 3,00 | 1,30 | |
Dividende8 | 0,18 | 0,20 | 0,20 | 0,00 | 0,25 | 0,28 | 0,28 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
Für das laufende Jahr rechnet Heckmann mit einem Erlösplus von 10 bis 12 Prozent auf dann bis zu knapp 210 Mio. Euro sowie einer EBIT-Marge in einer Spanne von ebenfalls 10 bis 12 Prozent. Im Mittel käme Nabaltec damit auf ein Betriebsergebnis von knapp 24 Mio. Euro. Zum Vergleich: Der Konsens der Analystenschätzungen liegt um mindestens 3 Mio. Euro darüber. „Wir bewegen uns aktuell mit den geopolitischen Risiken, den weltweiten Lieferproblemen und der anhaltenden Pandemie weiter in einem unsicheren und volatilen Umfeld“, sagt Heckmann. Nachdem Nabaltec aber bereits im vergangenen Jahr zweimal die Prognosen angehoben hat und die Produktion weiterhin am Anschlag läuft, gehen wir davon aus, dass auch 2022 noch Luft nach oben besteht. Selbst wenn der Aktienkurs zurzeit die Südrichtung bevorzugt: Sobald die fundamentalen Rahmendaten von Nabaltec wieder stärker beachtet werden, sollte der Small Cap sich wieder an früheren Höchstkursen orientieren. Die Bewertung gibt das locker her.
Foto: Clipdealer