Lausiger hätte es 2013 für die Aktionäre der mybet Holding kaum laufen können: zwei dicke Gewinnwarnungen, zwei Finanzvorstände verschlissen, der langjährige Vorstandschef Mathias Dahms zum Jahresende ausgeschieden, den halben Aufsichtsrat mehrfach gedreht, Großaktionär DWS hat verkauft, Ärger mit dem regulatorischen Umfeld sowie eine denkwürdige Hauptversammlung. Ein Spiegelbild der vergangenen Chaos-Monate liefert der Anteilschein des Anbieters von Sportwetten, Casino und Poker: Um fast 40 Prozent verlor die mybet-Aktie 2013 an Wert. Im Tief schmolz die Marktkapitalisierung der Kieler auf nur noch 20,2 Mio. Euro. Dabei scheint die Branche – trotz aller Unsicherheiten – durchaus attraktiv für Investoren. Die Aktie des ebenfalls börsennotierten Wettbewerbers bet-at-home.com zog 2013 jedenfalls um mehr als 50 Prozent an. Gemessen an der Marktkapitalisierung überragen die Düsseldorfer mybet derzeit um den Faktor 4,8. Kurios: Beide Unternehmen liegen mit ihren Umsatzzielen für 2013 relativ dicht zusammen.
Doch es keimt Hoffnung bei den Aktionären von mybet auf. Im laufenden Jahr hat das Papier bereits um 15 Prozent zugelegt und kürzlich die psychologisch wichtige 1-Euro-Hürde übersprungen. Manch einer in der Nebenwerteszene sieht in dem Papier sogar einen der Top-Tipps für 2014. Das Kalkül: Unter dem neuen Vorstandschef Sven Ivo Brinck – einem ehemaligen Tipp24-Manager – soll endlich Ruhe einkehren, so dass sich die Gesellschaft wieder auf das operative Geschäft konzentrieren kann. Auf der Aktienkonferenz von Close Brothers Seydler am 12./13. Februar in Frankfurt hat Brinck gleich Gelegenheit, die Investoren von der Story zu überzeugen.
Bewertungsmäßig hat der Titel vermutlich eine Menge Spielraum. Für 2013 hatten die Kieler zuletzt Umsätze in einer Spanne von 65 bis 70 Mio. Euro in Aussicht gestellt. Allerdings müssen sich die Anleger auf tiefrote Zahlen einstellen. So soll sich das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zwischen minus 1 und minus 3 Mio. Euro bewegen. Eventuell kommt es sogar noch schlimmer. Immerhin hatte mybet im jüngsten Zwischenbericht darauf hingewiesen, dass die schwierige Situation in Spanien für zusätzlichen Abschreibungsbedarf sorgen könnte. Schon für 2014 rechnen die Analysten jedoch mit einem deutlichen Turnaround und kalkulieren im Schnitt mit einem EBIT von gut 1,2 Mio. Euro.
Bereits kräftig in Schwung gekommen, ist die Aktie der Pferdewetten.de – die Gesellschaft befindet sich zu 63,5 Prozent im Besitz der mybet Holding. In den vergangenen zwei Monaten zog die Notiz um rund ein Viertel auf zuletzt 2,09 Euro an. Auslöser für die Rally waren etliche Insiderkäufe durch das Management. Das Unternehmen stand lange Zeit auf der Verkaufsliste von mybet. Doch die gebotenen Preise waren allesamt zu niedrig. Mittlerweile zahlen sich Investitionen in neue Wettsoftware jedoch aus und die Gesellschaft rechnet für 2013 mit einem Gewinn von 0,8 bis 1,0 Mio. Euro. Kapitalisiert ist Pferdewetten.de allerdings nur mit 7,5 Mio. Euro. Dementsprechend wenig liquide ist der Handel mit dem Micro Cap.
Risikobereite Anleger können mit geringem Depotanteil darauf setzen, dass die mybet-Aktie im laufenden Jahr eine wesentlich bessere Performance hinlegen wird als 2013. Noch beobachten nur relativ wenige Börsianer den Titel. Auch charttechnisch sieht das Papier interessant aus, zumal der Ausbruch aus dem langfristigen Abwärtstrend momentan getestet wird. Sollte tatsächlich ein Stimmungswechsel einsetzen, sind schnell größere Kursavancen möglich. Das hat die Notiz der YOC-Aktie – einem zuvor ebenfalls abgestürztem Small Cap – zuletzt eindrucksvoll vorgemacht.