Der nächste Schritt ist getan. Erwartungsgemäß hat die FinTech Group ihre Anfang Dezember angekündigte Kapitalerhöhung zur Teilfinanzierung des Bankendienstleisters XCOM erfolgreich abgeschlossen. Knapp 1,4 Millionen neue Aktien – das entspricht einem Zuwachs von zehn Prozent – zu einem Stückpreis von 9,35 Euro bescherten der FinTech Group einen Mittelzufluss von brutto rund 13 Mio. Euro. „Die deutlich überzeichnete Kapitalerhöhung zeigt das Vertrauen, das institutionelle Investoren in unsere Strategie setzen”, sagt Frank Niehage, Vorstandschef der FinTech Group. Der bislang vornehmlich aus dem Broker Flatex, dem CFD-Spezialisten CefDEX und der neu gegründeten Aktionärsbank bestehende Firmenverbund aus Kulmbach schließt mit dem Einstieg bei XCOM eine wichtige strategische Lücke. Immerhin bekommt das Unternehmen damit den Zugriff auf die zu XCOM gehörende White-Label-Bank biw (boersengefluester.de. hatte mehrfach über die Hintergründe der Transaktion berichtet – etwa HIER). Zur Höhe des Kaufpreises für das 54-Prozent-Paket an XCOM gibt es keine offiziellen Angaben. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser taxieren den Wert des Gesamtunternehmens in ihrer kürzlich veröffentlichten Auftaktstudie jedoch auf immerhin 82,4 Mio. Euro. Zudem ist davon die Rede, dass die FinTech Group über eine Kauf-Option bis Ende 2016 möglicherweise eine Komplettübernahme des Unternehmens mit Sitz in Willich in der Nähe von Krefeld anstrebt.
Hieraus ergibt sich eine interessante indirekte Spekulation aus dem Nebenwertesektor: 12,4 Prozent der XCOM-Anteile gehören nämlich der im Münchner Spezialsegment m:access gelisteten mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank. Thomas Posovatz, Vorstandssprecher von mwb fairtrade, ist sogar stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats von XCOM. Er dürfte in die jüngsten Übernahmeverhandlungen also eng eingebunden gewesen sein. Vor vielen Jahren (insbesondere 2005 bis 2007) galt mwb mal als heißer Dividendenwert in der Small-Cap-Szene. Zuletzt liefen die Geschäfte aber längst nicht mehr so rund wie früher. In der Regel schrieb das Unternehmen rote Zahlen. Dementsprechend war der Anteilschein ziemlich in der Versenkung verschwunden. Immerhin: 2014 befindet sich das in Gräfelfing bei München angesiedelte Wertpapierhaus auf Turnaroundkurs.
Nach neun Monaten stand ein Nettogewinn von 450.000 Euro zu Buche. „Der Jahresüberschuss aus den ersten drei Quartalen sollte hoch genug sein, um als Puffer ein womöglich schwächeres 4. Quartal 2014 aufzufangen”, betonte mwb im Zwischenbericht. Interessant: Ende Oktober, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Neun-Monats-Abschlusses, befand sich der DAX mitten im Sinkflug und nichts deutete auf die folgende scharfe Erholung hin. Vermutlich dürften die Gesamtjahreszahlen also besser ausfallen als gedacht. Am Aktienkurs von mwb spiegelt sich diese Entwicklung bereits wider. Zurzeit kostet der Anteilschein 1,45 Euro. Vor zwölf Monaten wurde das Papier zu 0,76 Euro gehandelt, vor sechs Monaten gingen die Stücke zu 1,10 Euro über die Theke. Insgesamt befinden sich 7.473.700 Aktien von mwb fairtrade im Umlauf. Die Marktkapitalisierung erreicht damit gerade einmal 10,8 Mio. Euro.
Gewiefte Investoren spitzen jetzt die Bleistifte. Legt man den Bewertungsansatz von Hauck & Aufhäuser für XCOM zugrunde, dann hätte allein das 12,4-Prozent-Paket an XCOM einen Wert von 10,2 Mio. Euro. Mit anderen Worten: Das operative Geschäft gibt es bei mwb derzeit quasi umsonst. Das deutet auf eine Ineffizienz des Kapitalmarkts hin, denn die Gräfelfinger gehen davon aus, dass sich 2015 eine weitere Ergebnisverbesserung einstellen wird. Größtes Manko der mwb-Aktie sind allerdings die extrem niedrigen Handelsumsätze. Der Streubesitz beträgt dem Vernehmen nach gerade einmal 26 Prozent – in Kombination mit der Mini-Kapitalisierung ist das ein echtes Investitionshindernis. Daher eignet sich der Titel nur für sehr erfahrene Anleger, die konsequent mit Limits arbeiten. Der Ein- und vor allen Dingen der Ausstieg kann sich bei einem Papier wie mwb zu einer Geduldsprobe entwickeln.