Unterschiedlicher könnten die Investmentstorys kaum sein: Während sich der Software- und Beratungsdienstleister SHS Viveon nach gründlich misslungenem Expansionskurs momentan fast schon neu erfinden muss, läuft bei mVISE scheinbar alles in die richtige Richtung. Das zeigt sich auch im Börsenwert: Während die Marktkapitalisierung von SHS Viveon seit Anfang 2013 von knapp 32 auf 9 Mio. Euro schrumpfte, schnellte der Börsenwert von mVISE (damals noch als conVISUAL firmierend) in diesem Zeitraum von 7 auf 35 Mio. Euro in die Höhe. Umso bemerkenswerter, dass die auf mobile Digitalisierung fokussierte mVISE AG sich erneut via Akquisition verstärkt und den Geschäftsbereich „Professional Services“ – auch “Value” genannt – aus der SHS Viveon herauskauft. Einen exakten Kaufpreis nannten die Düsseldorfer – abgesehen von 3,25 Mio. Euro Sockelbetrag – nicht, insgesamt soll der Kaufpreis aber etwa dem Dreifachen des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) entsprechen.
Finanzieren wird mVISE den Zukauf aus den Mitteln der Ende September platzierten Wandelschuldverschreibung. Offenbar ist der Deal für beide Seiten vorteilhaft: mVISE stärkt seine Personalkompetenz für klassische Bereiche wie Software-Integration, baut sich aber auch neues know-how für andere Themen in Düsseldorf und München auf. SHS Viveon hingegen kann sich wieder auf den Bereich Software, mit deren Hilfe sich die Kundenbeziehungen besser steuern lassen, fokussieren. So läuft die SHS-Software im Hintergrund von Online-Shops und Telekomanbietern, wenn es darum geht, die Kreditwürdigkeit eines Kunden beim Bestellvorgang blitzschnell zu überprüfen. Zusätzlich forciert SHS aber auch neue Softwaretools, mit denen sich zum Beispiel sehr treffsichere Marketingaktionen durchführen lassen. Aber auch potenzielle abwanderungsgefährdete Kunden lassen sich mit Hilfe der Software lokalisieren und gezielt ansprechen. Letztlich muss SHS aber auf den Pfad zurückkehren, dass sich mit den Angeboten auch Geld verdienen lassen muss. Hier hatte sich der ehemalige Vorzeigewert aus dem Münchner Spezialsegment m:access kräftig verfahren.
mVISE-Vorstand Manfred Götz hingegen, stellt für 2018 nun eine Gesamtleistung von 25 Mio. Euro in Aussicht, knapp 6 Mio. Euro davon soll der neu erworbene Geschäftsbereich zusteuern. Per saldo bleibt boersengefluester.de bei der positiven Einschätzung für die mVISE-Aktie. Für mVISE ist mit dem SHS-Viveon-Deal nach eigenen Angaben die vor drei Jahren angegangene Strategie 2015+ (Damalige Kernpunkte: 1. Straffung und Fokussierung des Bestandsgeschäfts auf Mobile Business Solutions, 2. Thematische Erweiterung des Leistungsangebots um Virtualization und Security, 3. Neuaufbau des Geschäftsmodells Consulting, 4. Vermarktung von Cloud-fähigen Produkten, 5. Reorganisation, Umbenennung und Standortverlegung der Gesellschaft) abgeschlossen. „Hiermit ist nun eine solide Basis für die weitere strategische Ausrichtung geschaffen, die das Unternehmen zu einem der bedeutendsten Anbieter im Bereich der digitalen Transformation entwickeln wird”, heißt es offiziell. Einen Blick wert ist definitiv mittlerweile aber auch der Anteilschein von SHS Viveon.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 14,78 | 22,53 | 21,54 | 18,99 | 14,90 | 15,64 | 14,00 | |
EBITDA1,2 | 1,96 | 2,47 | 1,38 | -0,99 | 1,51 | 0,00 | 1,10 | |
EBITDA-Marge3 | 13,26 | 10,96 | 6,41 | -5,21 | 10,13 | 0,00 | 7,86 | |
EBIT1,4 | 0,54 | 1,31 | 0,09 | -2,92 | 0,01 | -0,90 | -1,78 | |
EBIT-Marge5 | 3,65 | 5,81 | 0,42 | -15,38 | 0,07 | -5,75 | -12,71 | |
Jahresüberschuss1 | 1,30 | 1,25 | -0,29 | -4,11 | -0,31 | -2,23 | -3,42 | |
Netto-Marge6 | 8,80 | 5,55 | -1,35 | -21,64 | -2,08 | -14,26 | -24,43 | |
Cashflow1,7 | 0,05 | -0,63 | 1,64 | 1,57 | -0,45 | 3,14 | 0,36 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | 0,12 | -0,03 | -0,40 | -0,03 | -0,22 | -0,35 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: HaackSchubert |
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