Zumindest den März-Crash hat der Aktienkurs von mVISE mittlerweile nahezu egalisiert. Grund zur Freude über das Niveau von 2,50 Euro werden allerdings die wenigsten Investoren haben. Dafür ist die Notiz des IT-Beratungsunternehmens noch zu weit von früheren Kursregionen entfernt. Immerhin gingen mVISE-Aktien vor knapp einem Jahr für deutlich mehr als 4 Euro über den Tisch. Angesichts der am Ende klar verfehlten Umsatz- und Ergebnisprognosen für 2019 kommt die schwache Performance des im Freiverkehrssegment Scale gelisteten Spezialwerts jedoch nicht von ungefähr. Die Hoffnungen ruhen also auf 2020. Ausgerechnet auf 2020 muss man derzeit wohl sagen, schließlich prasseln Gewinnwarnungen und ausgesetzte Prognosen zurzeit nur so auf Investoren ein. In solch einem Umfeld sind die Aussagen von mVISE-Vorstand Manfred Götz auf der Telefonkonferenz zur Vorlage des Geschäftsberichts 2019 beinahe eine kleine Sensation. „Noch sind die Auswirkungen von Corona überschaubar. Bis jetzt liegen wir über Plan.“ Dabei weist Götz darauf hin, die wichtigsten Kunden der Düsseldorfer aus dem Telekommunikationsbereich kommen, und dieser Sektor zählt eher zu den Gewinnern der aktuellen Entwicklung.
Aber natürlich spürt auch mVISE, dass immer mehr Unternehmen auf „Corona-Budgets“ umstellen. Soll heißen: Sparen oder verschieben. Umso mehr wird die Wette auf deutlich höhere Umsätze mit den beiden Produkten elastic.io und SaleSphere alles andere als ein Selbstläufer – trotz aller Investitionen, die mVISE hier zuletzt vorgenommen hat und auch weiterhin noch umsetzen wird. So sollen 2020 abermals 1,9 Mio. Euro in die Weiterentwicklung der iPaaS-Plattform elastic.io sowie die digitale Vertriebsunterstützung SaleSphere fließen. Ein Betrag, mit dem boersengefluester.de in dieser Höhe eher nicht gerechnet hat. Immerhin hatten wir den Eindruck, dass ilastic.io und SaleSphere nach den zahlreichen Upgrades jetzt mehr oder weniger stehen würden. Nun ja: Andererseits weiß boersengefluester.de aus eigener Erfahrung, dass Tools jedes Jahr gepflegt und verbessert werden müssen – und das kostet eine Stange Geld. Zudem hat das Unternehmen mit mSphere zusätzlich ein Schwesterprodukt der SaleSphere-Plattform entwickelt, was im zweiten Quartal 2020 an den Start gegen soll. Im Visier hat mVISE hier Wartungsteams, Handwerker, Schadensgutachter oder auch Bauträger.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 14,78 | 22,53 | 21,54 | 18,99 | 14,90 | 15,64 | 14,00 | |
EBITDA1,2 | 1,96 | 2,47 | 1,38 | -0,99 | 1,51 | 0,00 | 1,10 | |
EBITDA-Marge3 | 13,26 | 10,96 | 6,41 | -5,21 | 10,13 | 0,00 | 7,86 | |
EBIT1,4 | 0,54 | 1,31 | 0,09 | -2,92 | 0,01 | -0,90 | -1,78 | |
EBIT-Marge5 | 3,65 | 5,81 | 0,42 | -15,38 | 0,07 | -5,75 | -12,71 | |
Jahresüberschuss1 | 1,30 | 1,25 | -0,29 | -4,11 | -0,31 | -2,23 | -3,42 | |
Netto-Marge6 | 8,80 | 5,55 | -1,35 | -21,64 | -2,08 | -14,26 | -24,43 | |
Cashflow1,7 | 0,05 | -0,63 | 1,64 | 1,57 | -0,45 | 3,14 | 0,36 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | 0,12 | -0,03 | -0,40 | -0,03 | -0,22 | -0,35 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: HaackSchubert |
Ansonsten hat sich an den wesentlichen Parametern für ein Investment in die mVISE-Aktie nichts Grundlegendes geändert, so wir an dieser Stelle gern auf unsere Analyse von Ende Februar HIER verweisen. Trotz der zurzeit offenbar noch guten Auslastung von mVISE: Ob die Gesellschaft 2020 tatsächlich das geplante Umsatzplus von 12 bis 18 Prozent auf dann 24,1 bis 25,4 Mio. Euro schaffen wird, lässt sich gegenwärtig nicht valide vorhersagen. Gleiches gilt für die dabei avisierte EBITDA-Marge zwischen 14 und 18 Prozent – entsprechend einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in einer Bandbreite von 3,0 bis 4,6 Mio. Euro. Hoffnung macht derweil, dass der israelische Kooperationspartner Magic Software noch ein Investitionsbudget von mehr als 1,5 Mio. Euro für die Weiterentwicklung von elastic.io offen hat. Und die Verträge sehen vor, dass die Rechte an der 2018 aufgesetzten gemeinsamen Entwicklung der Magic-spezifischen Lösung (Produktname „Magic XPC“) komplett an mVISE zurückfallen, sofern das israelische Nasdaq-Unternehmen nicht bis Mitte Januar 2021 das vereinbarte Budget ausschöpft.
Summa summarum machen der jüngste Kursaufschwung und die Aussagen des Vorstand zur aktuellen Lage durchaus Hoffnung. Das von SMC Research zuletzt ermittelte Kursziel liegt bei rund 5 Euro, signalisiert also ebenfalls erhebliches Potenzial. Nachhaltig nach oben wird es aber erst dann gehen, wenn der mVISE-Vorstand den Beweis erbringt, dass die Produktumsätze sich tatsächlich wie erhofft realisieren lassen.
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