Was für ein furioser Kapitalmarkttag von Mutares in der höchsten Event-Location Deutschlands – der 50. Etage des Hochhauses Fifty Heights, unmittelbar neben dem Frankfurter Messeturm. Beinahe schon traditionell für den Kapitalmarkttag von Mutares ist das Wetter auch diesmal – am 12. Oktober 2023 – eher ungemütlich und regnerisch. Mehr Aussicht wäre schön gewesen, andererseits passen die Wolken eben auch zum Geschäftsmodell der auf Restrukturierungen spezialisierten Beteiligungsgesellschaft. „Stürmische Zeiten sind unsere Chance. Wir lieben Transaktionen in so einem Umfeld. Bei Sonne kann jeder“, sagt Chief Investment Officer (CIO) Johannes Laumann. Tatsächlich hat Mutares die Taktung und auch Größe bei seinen Deals seit 2020 spürbar heraufgesetzt und kommt zurzeit auf ungefähr eine Transaktion pro Monat.
Anleger müssen entsprechend tief einsteigen, um bei dem mittlerweile 26 Unternehmen umfassenden Portfolio aus Basis- und Ergänzungsinvestments à jour zu bleiben. Am Ende ist aber selbst für aktive Anleger gar nicht mal so sehr das große Konzernbild entscheidend, sondern vielmehr was unten in der Mutares Holding an Gewinnen aus Beratungserlösen, Dividendenzahlungen und Exit-Erträgen hängen bleibt. Dieser Pott ist nämlich die Basis für die eigene Dividenden-Strategie, die mittlerweile eine Mindestdividende von 2,00 je Aktie vorsieht – plus möglicherweise noch einer Bonus-Ausschüttung bei Jahren mit besonders attraktiven Exits. Bezogen auf den aktuellen Aktienkurs würde das auf eine weit überdurchschnittliche Rendite von Untergrenze 7 Prozent hinauslaufen. Zur Einordnung: Eine Dividende von 2,00 Euro je Aktie entspricht bei Mutares einer Ausschüttungssumme von knapp 42 Mio. Euro. Die Planung für den 2023er-Holding-Überschuss liegt in einer Bandbreite zwischen 92 und 112 Mio. Euro. „Dieses Ziel werden wir erreichen“, sagt Laumann.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 899,70 | 865,10 | 1.015,90 | 1.583,90 | 2.504,00 | 3.751,70 | 4.689,10 | |
EBITDA1,2 | 67,10 | 49,10 | 79,20 | 142,70 | 566,50 | 181,50 | 756,90 | |
EBITDA-Marge3 | 7,46 | 5,68 | 7,80 | 9,01 | 22,62 | 4,84 | 16,14 | |
EBIT1,4 | 40,00 | 19,40 | 26,20 | 41,20 | 447,30 | -3,10 | 436,90 | |
EBIT-Marge5 | 4,45 | 2,24 | 2,58 | 2,60 | 17,86 | -0,08 | 9,32 | |
Jahresüberschuss1 | 43,90 | 12,00 | 16,70 | 19,70 | 442,40 | -21,00 | 367,10 | |
Netto-Marge6 | 4,88 | 1,39 | 1,64 | 1,24 | 17,67 | -0,56 | 7,83 | |
Cashflow1,7 | -29,10 | -11,10 | -10,70 | -43,00 | -103,50 | -20,80 | -27,50 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,85 | 0,96 | 1,37 | 1,78 | 26,83 | -0,32 | 18,41 | |
Dividende8 | 1,00 | 1,00 | 1,00 | 1,50 | 1,50 | 1,75 | 2,25 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
Bis 2025 soll der Überschuss auf Holding-Ebene dann auf 125 bis 150 Mio. Euro klettern. Neu auf dem Kapitalmarkttag in Frankfurt hat Mutares die Erweiterung der Guidance auf 200 Mio. Euro AG-Überschuss bis 2028 präsentiert. Zweifel, ob die Messlatte damit nicht sehr hoch liegt, hat Johannes Laumann nicht: „Wir haben immer geliefert.“ Das sieht auch der Kapitalmarkt so, denn die Mutares-Aktie (Kürzel: MUX) gehört zu den wenigen Titeln auf dem heimischen Kurszettel, die sich in unmittelbarer Nähe zu ihrem All-Time-High bewegen. Tatsächlich ist es sogar so, dass das Intraday-Rekordhoch von 28,40 Euro identisch ist mit dem Datum des Kapitalmarkttags 2023. Zu einem runden Bild fügt sich derweil auch das vor ziemlich genau zwei Jahren umgesetzte Up-Listing vom Frankfurter Freiverkehrssegment Scale in den streng regulierten Prime Standard. „Unser Ziel ist es, so schnell wie möglich in den SDAX zu kommen“, sagt CIO Johannes Laumann. Und mit einem Börsenwert von mittlerweile 577 Mio. Euro – davon sind rund 63 Prozent dem Streubesitz zuzurechnen – sehen die Chancen für eine Beförderung in die Indexwelt der Deutschen Börse AG in der Tat gut aus.
Ob das der Mutares-Aktie nochmals einen Kick geben würde, steht indes auf einem anderen Blatt. Dafür ist der SDAX als Börsenbarometer dann vermutlich doch nicht ausreichend wichtig, zumal Mutares ja längst kein Geheimtipp mehr ist, den kaum jemand auf dem Zettel hat. Krass ist die Story und ihr Tempo aber trotzdem, denn boersengefluester.de kann sich noch gut an das von Hauck Aufhäuser organisierte Hintergrundgespräch mit dem damaligen Management von Mutares im Frühjahr 2014 anlässlich der damals vorsichtigen Öffnung der Gesellschaft für einen breiteren Börsenkreis erinnern (siehe dazu unserer Beitrag HIER). Keine zehn Jahre später nehmen mehr als 200 Investoren, Analysten und Pressevertreter am Kapitalmarkttag von Mutares teil und die Gesellschaft will schon im kommenden Jahr ihre internationale Expansionsstrategie durch ein Büro in den USA vorantreiben.
Was sind mögliche Haken an der Aktienstory von Mutares? Nun: Zunächst einmal ist die Erwartungshaltung der Investoren mittlerweile recht ausgeprägt, zumal der Vorstand selbst die Messlatte regelmäßig höher legt. Zudem könnte der Exit-Kanal – just in einer Phase, wo bei Mutares zunehmend mehr Portfolio-Gesellschaften reif für eine Veräußerung sind – sich als schwieriges Terrain erweisen. Das gilt insbesondere für den Königsweg via IPO. Last but not least ist das grundsätzliche Geschäftsmodell von Mutares insofern speziell, weil sich die Gesellschaft ihre Beratungs- und Restrukturierungsmandate durch eine Übernahme der jeweiligen Unternehmen quasi selbst verschafft. Nun: Insgesamt liefert Mutares eine starke operative Erfolgsstory mit einem Vorstandsteam, das auch die IR-Klaviatur bis zur Perfektion beherrscht. So gesehen dürften bei den Münchnern wohl noch viele gute Meldungen kommen und den Aktienkurs in Schwung halten.
Fotos: boersengefluester.de (Aufmacher: CIO Johannes Laumann)
Jetzt für unseren wöchentlichen Newsletter BGFL WEEKLY anmelden. Das Angebot ist kostenlos und präsentiert die Highlights von boersengefluester.de (BGFL) sowie Interna aus der Redaktion. Der Erscheinungstag ist immer freitags. Wer Interesse hat und noch nicht registriert ist, kann das gern unter diesem LINK tun. Wir freuen uns auf Sie! Selbstverständlich behandeln wir Ihre E-Mail-Adressen vertraulich und verwenden sie ausschließlich für den Versand des Newsletters.