Das nächste Update von Multitude in Form der Vorabzahlen für das vergangene Geschäftsjahr steht erst am 14. März 2024 an. Insofern kein Wunder, dass sich CFO Bernd Egger bei dem von AlsterResearch Ende Januar organisierten virtuellen Round Table mit konkreten Aussagen zur aktuellen Geschäftsentwicklung so gut es geht zurückgehalten hat. Selbst seine Einschätzung, dass 2023 ein „sehr solides“ Jahr war, wollte er ausdrücklich nicht als Prognose verstanden wissen. Nun: Letztlich reicht ein Blick auf den Aktien-Chart sowie die längst bekannten Neun-Monats-Zahlen des im Bankbereich tätigen FinTech-Unternehmens. Dann sollte klar sein, dass sich die formal noch in Helsinki ansässige Multitude SE operativ sehr gut entwickelt – von den ambitionierten Zielen auf Sicht von fünf Jahren ganz zu schweigen (siehe dazu auch unseren Bericht HIER).
Umso interessanter die kleinen strategischen Verschiebungen innerhalb des Multitude-Portfolios, die Finanzvorstand Bernd Egger in dem knapp 60 Minuten dauernden Call erläuterte. So wird die als Mobile Banking-App konzipierte und noch defizitäre Sweep Bank künftig stärker als ein Medium für die bestehende Privat- und Firmenkunden positioniert. Soll heißen: Sweep Bank rückt näher an das Stammgeschäft der Schnellkreditplattform Ferratum sowie die auf Mittelstandskunden (KMU) fokussierte Tochter Capital Box. Dafür haben die Finnen via Multitude Bank 2023 den Bereich „Wholesale Banking“ neu aufgebaut, wo es im Wesentlichen um das Finanzierungsgeschäft von typischerweise nicht bankregulierten Großunternehmen geht. „Hier sehen wir sehr starkes Wachstumspotenzial“, sagt Finanzvorstand Bernd Egger. Entsprechend ändert sich künftig partiell die Berichterstattung, was die Transparenz für Investoren zusätzlich erhöhen sollte.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 221,64 | 262,15 | 293,10 | 230,47 | 213,67 | 212,37 | 230,46 | |
EBITDA1,2 | 34,65 | 43,02 | 56,35 | 41,87 | 39,22 | 49,13 | 60,57 | |
EBITDA-Marge3 | 15,63 | 16,41 | 19,23 | 18,17 | 18,36 | 23,13 | 26,28 | |
EBIT1,4 | 31,84 | 37,80 | 45,53 | 28,51 | 23,90 | 31,61 | 45,56 | |
EBIT-Marge5 | 14,37 | 14,42 | 15,53 | 12,37 | 11,19 | 14,88 | 19,77 | |
Jahresüberschuss1 | 20,06 | 19,27 | 23,02 | 0,48 | -2,56 | 12,00 | 16,44 | |
Netto-Marge6 | 9,05 | 7,35 | 7,85 | 0,21 | -1,20 | 5,65 | 7,13 | |
Cashflow1,7 | 33,32 | -40,36 | 22,53 | 140,36 | 71,72 | -26,15 | 157,78 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,92 | 0,89 | 1,10 | 0,02 | -0,12 | 0,39 | 0,51 | |
Dividende8 | 0,18 | 0,18 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,12 | 0,19 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Überhaupt steht das Thema Transparenz hoch im Kurs bei Multitude, weshalb die künftige Steuerungsgröße auch der Gewinn nach Steuern ist. Für 2023 liegt die offizielle Messlatte zwar noch bei einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 45 Mio. Euro. Übergeordnetes Ziel ist es aber, den Jahresüberschuss bis 2026 von knapp 12 Mio. Euro (2022) auf 30 Mio. Euro zu hieven. Zum Vergleich: Der aktuelle Börsenwert der ehemaligen SDAX-Company beträgt deutlich weniger als 100 Mio. Euro, so dass die Multitude-Aktie – sofern die Prognosen aufgehen – auf ein 2026er-KGV von gerade einmal etwas mehr als 3 käme. Viel günstiger geht es kaum, zumal sich die Gesellschaft zusätzlich eine attraktive Dividendenpolitik auf die Fahnen geschrieben hat.
Veränderungen stehen derweil auf organisatorischer und rechtlicher Ebene an – und zwar im Zuge der geplanten Sitzverlegung in die Schweiz mit Zwischenstopp auf Malta (HIER). Ein komplexes Thema, was bei Multitude schon länger auf der Agenda stand und nun in Angriff genommen wird. „Ganz pragmatisch auf den Punkt gebracht: Malta ist die günstigere Variante“, erklärt Bernd Egger das jetzt gewählt Prozedere. Unter anderem geht es um die effektivere Wahrnehmung von Aktionärsrechten auf Hauptversammlungen sowie eine bessere Handelbarkeit des Titels für die Namensaktionäre, deren Anteile direkt in der finnischen zentralen Wertpapierverwahrstelle eingetragen sind. Entscheidend für deutsche Privatanleger ist jedoch die Aussage von CFO Bernd Egger: „Das Listing bleibt in Frankfurt.“ Ob es perspektivisch noch einen weiteren Handelsplatz in der Schweiz oder womöglich ganz woanders geben wird, ist derzeit noch nicht entschieden.
Insgesamt bietet die von boersengefluester.de nun schon mehrfach vorgestellte Multitude-Aktie eine durchweg runde Investmentstory. Die größten Belastungsfaktoren bleiben für unseren Geschmack konjunkturbedingt höhere Kreditausfallrisiken (wonach es derzeit aber nicht aussieht) sowie der allgemeine sehr umkämpfte Markt für Kleinkredite und andere digitale Bankdienstleistungen durch die vielen FinTechs.
Foto: Unsplash+
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