Allmählich gehen boersengefluester.de die Einstiege in Sachen Berichterstattung über die Mühlbauer Holding aus. Dass der bereits seit 1998 börsennotierte Spezialmaschinenbauer zur Produktion von Reisepässen, ID-Karten, Halbleiterprodukten oder auch RFID-Anwendungen mit dem Kapitalmarkt weitgehend abgeschlossen hat und das Thema Investor Relations in seinen Geschäftsberichten längst nicht mehr vorkommt, hatten wir bereits erwähnt – genau wie die zentrale Erwähnung der Mitarbeiter. Mehrfach besprochen haben wir auch die dauernden Aktienrückkäufe, die schuldenfreie Bilanz sowie seit Jahren konstante und dabei durchaus attraktive Dividende. Überhaupt rangieren Verlässlichkeit und unternehmerische Verantwortung ganz oben in der Werteskala von Firmenchef Josef Mühlbauer. Vermutlich merken Sie schon, dass boersengefluester.de die Gesellschaft aus Roding nordöstlich von Regensburg richtig gut findet – eben weil sie wohltuend anders ist.
Aber natürlich muss sich auch Mühlbauer aus Investorensicht an normalen Maßstäben messen lassen, schließlich ist das Marktumfeld trotz aller Wachstumschancen alles andere als Wolkenkuckucksheim. Dafür ist schon allein der Wettbewerbs- und Innovationsdruck zu hoch. Und die Auswirkungen von Corona haben 2020 auch um Mühlbauer keinen Bogen gemacht. Trotzdem hat sich die Gesellschaft am Ende deutlich besser geschlagen, als noch zur Jahresmitte zu vermuten war. So gingen die Erlöse nur um 1,3 Prozent auf 283,06 Mio. Euro zurück. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) knickte um 34,3 Prozent auf 43,67 Mio. Euro formal zwar deutlich stärker ein. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass in dem 2019er-Vergleichswert von 66,44 Mio. Euro ein Sondereffekt in Höhe von gut 19 Mio. Euro aus Entschädigungen für den argen Brandschaden einer Galvanikhalle in Roding eingeflossen ist.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 266,40 | 275,35 | 286,92 | 283,06 | 343,01 | 324,47 | 464,41 | |
EBITDA1,2 | 57,46 | 68,36 | 79,91 | 58,16 | 92,98 | 33,41 | 94,63 | |
EBITDA-Marge3 | 21,57 | 24,83 | 27,85 | 20,55 | 27,11 | 10,30 | 20,38 | |
EBIT1,4 | 42,38 | 44,17 | 66,44 | 43,67 | 76,73 | 8,08 | 66,32 | |
EBIT-Marge5 | 15,91 | 16,04 | 23,16 | 15,43 | 22,37 | 2,49 | 14,28 | |
Jahresüberschuss1 | 27,06 | 44,17 | 44,65 | 34,66 | 58,93 | -3,02 | 48,41 | |
Netto-Marge6 | 10,16 | 16,04 | 15,56 | 12,24 | 17,18 | -0,93 | 10,42 | |
Cashflow1,7 | 33,76 | 49,32 | 39,59 | 67,95 | 59,18 | 39,68 | 38,76 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,87 | 3,07 | 3,12 | 2,43 | 4,13 | -0,21 | 3,35 | |
Dividende8 | 1,50 | 1,50 | 1,50 | 1,50 | 1,50 | 1,00 | 1,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Consaris |
Bereinigt um die Versicherungssumme fiel das 2020er-Betriebsergebnis nur unwesentlich zurück. Dabei hatte Mühlbauer im jüngsten Zwischenbericht noch vor einem deutlichen Gewinnrückgang gewarnt. Beinahe überflüssig zu erwähnen, dass die Dividende zur Hauptversammlung August bei 1,50 Euro je Anteilschein bleibt, womit der Titel auf eine Rendite von immerhin 3,6 Prozent kommt. Beim Thema Ausblick hält sich der Vorstand noch einigermaßen bedeckt und stellt bei einem Erlösplus im niedrigen einstelligen Prozentbereich eine mit 2020 vergleichbare Umsatzrendite in Aussicht.
Unterm Strich dürfte der Überschuss bei einer wieder normalisierten Steuerquote vermutlich dennoch leicht rückläufig sein. Ein Dauergetuschel bleibt derweil, dass die nur im Freiverkehr notierte Mühlbauer-Aktie perspektivisch auf ein Delisting oder einen Squeeze-out zusteuert. Der Streubesitz dürfte schon jetzt bei nur etwas mehr als zehn Prozent liegen – bei einer gesamten Marktkapitalisierung von 611 Mio. Euro. Noch haben sich diese Befürchtungen allerdings nicht in irgendeiner Form konkretisiert. Entsprechend bleiben wir dabei, dass der Spezialwert eine schöne Sondersituation mit gewissem Anleihen-Touch bietet.
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