Die Nebenwerteprofis von Scherzer & Co. haben schon vor einer ganzen Weile darauf gesetzt, dass das über viele Jahre insolvente frühere Neuer Markt-Unternehmen Mühl Product & Service erfolgreich revitalisiert wird. Und tatsächlich sieht es nun so aus, als wenn der Baustoffhändler nach Abschluss der jetzigen Kapitalerhöhung wieder ein ganz normales Unternehmen wird. Bestückt mit ausreichend Cash, um das Wachstum – insbesondere im Bereich E-Commerce – zu forcieren. Maßgeblicher Investor hinter der Story ist seit jeher Tom Wolf, den meisten Börsianern wohl bekannte als jahrelanger CEO von RIB Software. Nach dem vor nicht allzulanger Zeit erfolgten Squeeze-out von RIB Software, heißt es nun also quasi „Mühl Product Reloaded“. Dafür läuft noch bis 6. Januar 2022 eine Kapitalerhöhung im Verhältnis 1:2,5. Sprich: Eine alte Aktie berechtigt zum Bezug von 2,5 Neuen Aktien.
Mit Blick auf die bis zu 10.677.777 Anteilscheine sowie dem Bezugskurs von 3 Euro beträgt der Emissionserlös netto knapp 31,5 Mio. Euro. Es handelt sich also um eine für Small Cap-Verhältnisse sehr beachtliche Größenordnung. Ein Blick in den Wertpapierprospekt lohnt aber allemal. Rund die Hälfte des Zuflusses soll zur Finanzierung des organischen Wachstums – speziell den für den Aufbau einer E-Commerce-Plattform – verwendet werden. Der Rest soll in den Zukauf von Beteiligungen und Betriebsimmobilien fließen. Ganz wichtig: Großaktionär Tom Wolf, er hält direkt und indirekt 66,18 Prozent der Mühl-Aktien, garantiert die Barkapitalerhöhung. Zudem gibt es sehr ausgedehnte Lock-up-Vereinbarungen, so das von dieser Seite kein Druck auf den Kurs zu erwarten ist.
Bezogen auf die neue Aktienstückzahl kommt Mühl auf einen Börsenwert von rund 62 Mio. Euro. Das entspricht ungefähr dem Dreifachen der für 2020 pro forma berechneten Umsatzerlöse aus dem Baustoff-Handelsgeschäft der operativ tätigen Mühl24. Das sieht zunächst einmal sehr viel aus, allerdings weist Mühl Product nach Abschluss der jetzigen Finanztransaktion eine Netto-Liquidität von fast 30 Mio. Euro aus, was die Bewertung dann doch wieder spürbar relativiert. Insgesamt spricht nach Auffassung von boersengefluester.de einiges dafür, dass man die Mühl-Aktie für 2022 zumindest auf dem Schirm haben sollte. Immerhin gehören Bauzulieferer zu den Titeln, die in den vergangenen Quartalen sehr ordentlich performt haben. Dividenden spielen in den Planungen von Mühl freilich keine Rolle. Gespannt sind wir indes, wie sich Scherzer positionieren wird. Vor der Kapitalerhöhung hatten die Kölner knapp 200.00 Mühl-Aktien im Depot.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,20 | 17,01 | 16,95 | 20,86 | 20,84 | 20,68 | 28,10 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | 0,28 | 0,27 | 0,48 | 0,15 | 0,30 | -1,69 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | 1,65 | 1,59 | 2,30 | 0,72 | 1,45 | -6,01 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 0,10 | 0,10 | 0,28 | -0,02 | 0,05 | -2,18 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 0,59 | 0,59 | 1,34 | -0,10 | 0,24 | -7,76 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 0,01 | 0,01 | 0,10 | -0,11 | 0,08 | -1,62 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 0,06 | 0,06 | 0,48 | -0,53 | 0,39 | -5,77 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 0,15 | -0,09 | 1,12 | -0,28 | -25,57 | -2,20 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,01 | 0,00 | 0,00 | 0,01 | -0,01 | 0,01 | -0,10 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BW Partner |
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