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Muehlhan: Unter Wert gehandelt

Aktien, die unter ihrem Buchwert notieren, gelten normalerweise als günstig oder zumindest relativ gut abgesichert gegen Kursverluste. Ganz so einfach ist die Sache dann allerdings doch nicht. In der Regel gibt es gute Gründe, warum manche Titel ein Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von mehr als 15 haben und andere mit einem KBV von 2,0 schon sportlich gehandelt werden. Eine enge Beziehung herrscht insbesondere zwischen KBV und Eigenkapitalrendite. Dabei gilt: Je höher die Relation zwischen Gewinn und Eigenkapital ist, desto höher ist in der Regel auch das KBV (weitere Informationen von boersengefluester.de zu dem Thema finden Sie HIER). Die meisten der von uns derzeit 550 analysierten Aktien bewegen sich beim KBV in einer Bandbreite zwischen 1,0 und 3,0. Von so einer Bewertung ist der Anteilschein von Muehlhan momentan weit entfernt. Das auf Oberflächenschutz für Anwendungen in den Bereichen Schiff, Wind, Öl & Gas sowie Industrie spezialisierte Unternehmen wird gerade einmal mit einem KBV von knapp 0,6 gehandelt. Dabei dreht es sich keineswegs um eine Gesellschaft in den roten Zahlen oder mit sonstigen ganz gravierenden Problemen.

 

Buchwert-Statistik

 

Keine Frage: Die Hamburger leiden unter dem Verfall des Ölpreises, weil die Kunden aus dem Sektor ihre Investitionen spürbar runtergefahren haben. Und ob die zuletzt freundliche Entwicklung im Schiffsneubau nachhaltig ist, steht ebenfalls in den Sternen. Dennoch ist Vorstandschef Stefan Müller-Arends zuversichtlich, seine „vorsichtig formulierten” operativen Ziele für 2015 zu erreichen. Demnach liegt die Messlatte für das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) bei 4,0 bis 6,0 Mio. Euro. Das entspräche im optimistischen Szenario einem Ergebnis auf Vorjahresniveau. Zum Halbjahr 2015 kam Muehlhan auf ein EBIT von 2,07 Mio. Euro – liegt also halbwegs im Plan. Boersengefluester.de geht derzeit davon aus, dass die Gesellschaft auf ein EBIT von 4,8 Mio. Euro zusteuert. Das korrespondiert mit einer Marktkapitalisierung von zurzeit 38,6 Mio. Euro – also dem Faktor acht. Sonderlich ambitioniert ist das nicht, auch wenn sich dieses Multiple inklusive der Nettoverschuldung von zuletzt 23,5 Mio. Euro auf knapp 13 erhöht. Der Kursrückgang von 2,65 Euro auf 1,98 Euro im laufenden Jahr preist also schon eine Menge Pessimismus ein.

 

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Das gilt auch für das Kurs-Buchwert-Verhältnis. Zwar gab es nur wenige Phasen in der seit Oktober 2006 währenden Börsenhistorie, in der der Small Cap signifikant über Buchwert gehandelt wurde. Doch vom langjährigen Mittelwert bei 0,78 hat sich das KBV mittlerweile um rund ein Viertel entfernt. Diese Distanz halten wir für übertrieben groß. Das gegenwärtige Kursniveau sollte demnach eine gute Einstiegsgelegenheit für Langfristanleger sein, zumal in diesen Regionen auch eine wichtige charttechnische Unterstützungszone verläuft. Lediglich für Dividendenfans ist das Papier nicht geeignet. Die bislang einzige Ausschüttung gab es für das Geschäftsjahr 2009. Seitdem müssen die Anteilseigner mit Nullrunden leben. Zumindest der Gründerfamilie ist das kein Dorn im Auge. Sie hat ihren Anteil Mitte des Jahres sogar auf 50,01 Prozent ausgebaut. „Die eindeutigen Eigentumsverhältnisse werden unsere Verhandlungsposition weiter verbessern, zum Beispiel bei Akquisitionen wie auch bei Investoren- und Bankengesprächen”, sagt Muehlhan-Vorstand Müller-Arends. Höchste Zeit, dass sich die Auffassung auch auf dem Kapitalmarkt durchsetzt.

 

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Foto: kaboompics.com

Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.