Kein gutes Haar lässt Stefan Müller-Arends, seit 2011 Vorstandschef bei Muehlhan, an der Managementleistung seiner Vorgänger. Auf der Small Cap Conference in Frankfurt macht er unmissverständlich klar, wer jetzt einzig und allein das Sagen im Hause des Spezialisten für Oberflächenschutz in maritimen Umgebungen sowie Gerüst- und Stahlbau hat – und woher der Wind weht. Ob man Müller-Arends mag oder nicht, er hat den lecken Kahn Muehlhan wieder flott gemacht. Nun soll der in neue Umsatzregionen vorstoßen, um zufriedenstellende Margen zu erzielen. Dafür muss im Projektgeschäft eine kritische Masse erreicht werden. Davon ist das Unternehmen derzeit noch weit entfernt. Die EBIT-Marge (Ergebnis vor Zinsen und Steuern im Verhältnis zum Umsatz) von 2,5 Prozent bezeichnet Müller-Arends denn auch als „eine ziemliche Katastrophe“.
Von den drei Bereichen, in denen die Hamburger tätig sind, macht ihm der mit 80 Prozent Umsatzanteil größte, die Oberflächenbehandlung – zum Beispiel gegen Korrosion – am meisten Sorgen. Im Gerüstbau – nicht nur an Land, sondern auch an Windkraft- und Umspannwerken auf See – und Stahlbau werden bereits EBIT-Margen im geringen zweistelligen Bereich erzielt. Auch mit der internationalen Ausrichtung, die Müller-Arends vorgefunden hat, ist er nicht zufrieden: „Was sie in ihren Hobbyländern verbrannt haben, wurde in Europa verdient.“ In Zahlen ausgedrückt: Mit 81 Prozent Umsatzanteil liefert Europa 114 Prozent vom Gewinn. Nordamerika trägt neun Prozent zum Umsatz und neun Prozent zum Profit bei. Das Geschäft im Mittleren Osten und Asien hat eine Umsatzrendite von minus 15 Prozent. Seine erste Maßnahme war, das Outsourcing zu stoppen. Nun holt er die Arbeitsplätze wieder zurück nach Europa. Damit steigt die Zahl der Mitarbeiter. Die sind denn auch sein einziges Asset. Denn als Dienstleister hat Muehlhan kaum Fertigungsanlagen. „Das Geschäft findet beim Kunden statt“, sagt Müller-Arends.
Also hat er zuerst mit eisernem Besen beim Management ausgekehrt. Dann ein Führungskonzept mit klaren Verantwortungen eingeführt, die Mitarbeiter geschult und die Geschäftsprozesse modernisiert. Neben diesen Softfacts hat er die Finanzierung neu geordnet. 8,77 Prozent Zinsen muss das Unternehmen für seine Bankkredite inzwischen bezahlen, weil in den Jahren vor seinem Antritt – das betont Müller-Arends – die Covenance, also die Kennzahlen-Vereinbarungen mit den Banken, „drei- oder viermal gerissen wurden.“ In den nächsten Tagen soll eine deutlich günstigere Finanzierung mit einer zusätzlichen Akquisitions-Line von 20 Mio. Euro unter Dach und Fach gebracht werden. Einziger Wermutstropfen: Bevor die Hamburger von der geringeren Zinsbelastung profitieren, wird erst einmal eine Vorfälligkeitsentschädigung von rund 500.000 Euro fällig.
Darüber hinaus wurden notorische Verlustlöcher gestopft, das Risikomanagement mit Leben erfüllt und eine strategische Roadmap verabschiedet. Danach soll ins traditionelle, sehr zyklische Geschäft „Schiff“ nicht mehr investiert, sondern nur noch profitable Aufträge abgearbeitet werden. Überkapazitäten und geringe Marktzutrittsbarrieren ruinieren hier die Preise. Der Fokus liegt künftig auf dem nicht zyklischen und wachsenden Öl- und Gasgeschäft. „Hier zahlt der Kunde für No-Problems“, erklärt Müller-Arends. Und weiter: „Hier zählt Qualität. Das ist unsere Stärke.“ Weil er trotz offensichtlicher „One Man Show“ nicht alles allein kann, hat er sich den Fachmann James West in den Vorstand geholt. „Der ist im Ölfass groß geworden“, scherzt Müller-Arends.
Wenn im September die neue Finanzierung steht, dann will er zügig mit den Akquisitionen beginnen. Denn der Marktzutritt im Öl- und Gasgeschäft ist nicht einfach und würde aus eigener Kraft zu lange dauern. Muehlhan will schneller die kritische Masse erreichen, um die Profitabilität nachhaltig zu steigern. Einige Targets hat Müller-Arends bereits avisiert.
Aber auch Muehlhan selbst könnte zum Übernahmeziel werden. Der Investor Syntegra, der mit 21 Prozent am Unternehmen beteiligt ist, hat signalisiert, die Beteiligung verkaufen zu wollen. Die Gründerfamilie, mit 45 Prozent größte Aktionärin, würde sich einer strategisch sinnvollen Übernahme nicht widersetzen, erklärt Müller-Arends. Die Chancen stehen gut, dass der Aktienkurs weiter nach Norden steigt. Die günstige Bewertung des Titels mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von etwa 0,8 lässt jedenfalls noch einigen Spielraum.