Da gibt es nichts zu beschönigen: Aus Aktionärssicht liefen die vergangenen sechs Monate bei MS Industrie einfach nur enttäuschend. Mittlerweile ist nahezu der komplette Kursanstieg vom Frühjahr wieder aufgezehrt. Unsere positive Einschätzung zur Aktie des Zulieferers für Lkw-Antriebsteile (Powertrain) und Anbieters spezieller Schweiß- und Schneidegeräte (Ultraschall) hat sich bislang demnach als falsch erwiesen. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass die MS Industrie-Aktie mittlerweile mit einem Abschlag von mehr als einem Viertel zum Buchwert gehandelt wird, was selbst für Automotive-Verhältnisse ein stattlicher Discount ist. Freilich kommt die schlechte Performance der Aktie nicht ohne Grund, wie die jetzt veröffentlichte Zwischenmitteilung für die ersten neun Monate 2021 zeigt: Zwar kamen die Erlöse im wesentlich größeren Segment Powertrain deutlich voran.
Per saldo liegen die Konzernerlöse von 123,0 Mio. Euro aber trotzdem spürbar unter den Erwartungen. Der Vorjahreswert von 118,3 Mio. Euro ist dabei insofern keine 100 Prozent geeignete Vergleichsbasis, da hierin noch das zum Jahresende 2020 verkaufte Elektromotorenwerk Grünhain enthalten ist. Enttäuschend verlief das dritte Quartal insbesondere unter Ertragsgesichtspunkten, denn das nach neun Monaten ausgewiesene Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 6,5 Mio. Euro stand so beinahe bereits zum Halbjahr in den Büchern. Auch MS Industrie bleibt damit von den Schwierigkeiten in der Teilebeschaffung – bei gleichzeitig steigenden Preisen – nicht verschont. Vor Abzug von Steuern weist MS Industrie per Ende September 2021 einen Verlust von rund 5,3 Mio. Euro aus. Einzig latente Steuererträge sorgen dafür, dass es unterm Strich momentan nicht noch schlechter aussieht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 250,62 | 282,75 | 226,26 | 164,04 | 164,67 | 206,16 | 246,70 | |
EBITDA1,2 | 22,03 | 22,78 | 32,67 | 4,25 | 9,12 | 15,08 | 21,75 | |
EBITDA-Marge3 | 8,79 | 8,06 | 14,44 | 2,59 | 5,54 | 7,31 | 8,82 | |
EBIT1,4 | 8,97 | 10,76 | 18,47 | -9,70 | -4,43 | 2,73 | 9,36 | |
EBIT-Marge5 | 3,58 | 3,81 | 8,16 | -5,91 | -2,69 | 1,32 | 3,79 | |
Jahresüberschuss1 | 6,96 | 7,15 | 16,70 | -7,50 | -4,00 | 1,18 | 4,45 | |
Netto-Marge6 | 2,78 | 2,53 | 7,38 | -4,57 | -2,43 | 0,57 | 1,80 | |
Cashflow1,7 | 5,85 | 1,13 | 6,05 | 18,23 | -3,22 | 1,87 | 21,06 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,23 | 0,24 | 0,56 | -0,25 | -0,13 | 0,04 | 0,15 | |
Dividende8 | 0,03 | 0,09 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Beunruhigend liest sich derweil die Passage in der Zwischenmitteilung, wonach MS Industrie im Jahresverlauf bestimmte – mit den kreditgebenden Banken – vereinbarte Mindestgrößen für das EBITDA gerissen hat und die Finanzinstitute somit berichtigt wären, ihre Kredite zu kündigen. Hier gilt es die Entwicklung genau zu beobachten, selbst wenn der MS-Vorstand „davon ausgeht, dass die Banken von diesem Recht keinen Gebrauch machen werden.“ Gut möglich, dass der Anfang November (also nach Bilanzstichtag) gemeldete Verkauf des gut 15 Prozent ausmachenden Anteils an der börsennotierten Immobiliengesellschaft Beno Holding für insgesamt 3,48 Mio. Euro (HIER) hiermit im Zusammenhang steht.
Für das Gesamtjahr peilt CEO Andreas Aufschnaiter nun bei Erlösen von circa 170 Mio. Euro ein „leicht negatives, operatives, Konzernjahresergebnis“ an. Bislang stellte Aufschnaiter auf Gruppenebene ein positives Ergebnis in Aussicht. Demnach müssen auch die Analysten ihre bisherigen Prognosemodelle nach unten anpassen. Eine Menge dieser eingetrübten Gemengelage ist sicher bereits im Aktienkurs enthalten, mehr als eine Halten-Position ist der Spezialwert zurzeit aber wohl auch nicht. Dabei sollte gerade die Ultraschall-Sparte schon längst ein wichtiger Kurstreiber für MS Industrie sein (siehe dazu unseren Beitrag HIER). Noch gibt es aber keine Indikationen, wie sich das Geschäft im kommenden Jahr entwickeln wird.
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