„Wir sind ein Familienunternehmen mit Börsennotiz“, sagt Ulf Holländer, CEO von MPC Capital, gleich zu Beginn seiner Präsentation auf dem Hamburger Investorentag (HIT) am 26. August 2021. Tatsächlich sitzen bei dem Asset-Manager für Schiffe, Erneuerbare Energien und Immobilien im Wesentlichen die Hamburger MPC Group um die Kaufmannsfamilie Schroeder sowie – zu einem deutlich kleineren Teil – die Reederei Thien & Heyenga auf dem Fahrersitz. Rund 44 Prozent der im Börsensegment Scale gelisteten MPC Capital-Aktien sind dem Streubesitz zuzurechnen. Langjährige Investoren wissen, wie volatil das Geschäft mitunter ist. Schon allein mit Blick auf die seit Monaten explodierenden Fracht- und Charterraten für Containerschiffe ist der Spezialwert seit einiger Zeit aber wieder obenauf.
Und die Story bleibt unbedingt interessant. Diesen Eindruck hatte boersengefluester.de jedenfalls auf dem von Montega organisierten HIT, selbst wenn das Geschäftsmodell der Hamburger – der Börsenwert beträgt rund 115 Mio. Euro – über die diversen Investmentvehikel und Beteiligungen nicht unmittelbar eingängig ist. Je tiefer man sich damit aber beschäftigt, umso interessanter. Grundsätzlich geht es darum, lukrative Investments zu konzipieren, um dann im nächsten Schritt die passenden Anleger dafür ins Boot zu holen. MPC Capital steigt meist zu einem gewissen Prozentsatz selbst mit ein, kümmert sich insbesondere aber auch um die weitere Leitung der Projekte.
Die kürzlich veröffentlichten Halbjahreszahlen fallen – zumindest auf Ebene von Umsatz und Betriebsergebnis – deutlich niedriger aus, als im entsprechenden Vorjahreszeitraum, was aber in erster Linie mit einer veränderten Konsolidierung zusammenhängt. Die gute Nachricht: Weiter unten im Abschluss steht ein von 1,22 auf 2,27 Mio. Euro verbesserter Gewinn vor Steuern. Und auch für das Gesamtjahr peilt Vorstand Ulf Holländer deutliche Steigerungen gegenüber dem 2020er-Wert von 1,26 Mio. Euro an. Am spannendsten aus Anlegersicht sind vermutlich die beiden börsennotierten Investmentvehikel MPC Container Ships ASA sowie MPC Energy Solutions NV. Wenig überraschend, dass MPC Container Ships seit Beginn der Corona-Verwerfungen eine ziemliche Achterbahnfahrt hinter sich hat. Nachdem für 2020 noch eine Wertberichtigung um gut 3 Mio. Euro fällig wurde, zeigt die Nadel nun steil nach oben – nicht nur wegen der Übernahme des Wettbewerbers Songa Container.
Momentan hält MPC Capital an der seit Mai 2018 an der Börse in Oslo gelisteten MPC Container Ships einen Anteil von etwas mehr als fünf Prozent mit einem Gegenwert von knapp 60 Mio. Euro. Die stillen Reserven auf die Depotposition beziffert Holländer circa 35 Mio. Dollar (umgerechnet knapp 30 Mio. Euro). Spannend wird unter anderem, ob es perspektivisch zu einem Wechsel des Börsenplatzes Richtung USA kommt. Immerhin spielt hier die globale Musik was Containerschifffahrt angeht. Noch mit knapp 20 Prozent ist MPC Capital an der seit Januar 2021 – ebenfalls in Oslo – gelisteten MPC Energy Solutions beteiligt. Der gesamte Börsenwert des auf Energieinfrastruktur spezialisierten Vehikels beträgt zurzeit rund 60 Mio. Euro, in der Spitze waren es aber auch schon knapp 80 Mio. Euro.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 59,63 | 42,73 | 46,85 | 50,49 | 42,28 | 36,49 | 37,95 | |
EBITDA1,2 | 15,57 | -1,43 | -1,58 | 3,86 | 13,73 | 16,95 | 6,92 | |
EBITDA-Marge3 | 26,11 | -3,35 | -3,37 | 7,65 | 32,47 | 46,45 | 18,24 | |
EBIT1,4 | 13,80 | -3,21 | -3,82 | 1,52 | 11,74 | 15,58 | 4,14 | |
EBIT-Marge5 | 23,14 | -7,51 | -8,15 | 3,01 | 27,77 | 42,70 | 10,91 | |
Jahresüberschuss1 | 13,16 | -18,67 | -0,32 | -0,15 | 7,22 | 28,16 | 16,86 | |
Netto-Marge6 | 22,07 | -43,69 | -0,68 | -0,30 | 17,08 | 77,17 | 44,43 | |
Cashflow1,7 | -1,33 | -8,02 | 3,04 | 3,26 | 3,92 | 33,59 | 14,51 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,41 | -0,57 | -0,01 | -0,01 | 0,20 | 0,74 | 0,37 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,12 | 0,20 | 0,27 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Die Zielquote für das Engagement von MPC Capital liegt nach Aussage von Holländer zwischen 3 und 5 Prozent. Vermutlich wird es aber rund zwei Jahre dauern, bis die Hamburger ihr Engagement via aktivem Exit oder durch die Verwässerung bei weiteren Kapitalerhöhungen auf das gewünschte Format gebracht haben. Als Belastung erweist sich noch immer die maue Performance des norwegischen Ökostromproduzenten Scatec, der mit seinen schwachen Zahlen den gesamten Sektor unter Druck gesetzt hat.
Im Immobiliensegment will sich MPC Capital derweil weiter auf Nischen wie ESG-gestützte Projekte fokussieren. „Quantensprünge“ sind hier nicht zu erwarten, wie Holländer es formuliert. Die Musik spielt also klar im Schiffsbereich, wo weltweit ein gewaltiger Investitionsbedarf besteht. Entsprechend dürfte sich die Marktposition von MPC weiter verbessern. Immerhin sagt CEO Ulf Holländer: „Hier sind wir einer der prominentesten Spieler.“ Die Präsentation auf dem HIT hat uns definitiv positiv überrascht – ein paar weniger Anglizismen und es wäre noch besser. Boersengefluester.de wird die weitere Entwicklung eng verfolgen. Für risikobereite Anleger ist der Titel auf jeden Fall eine Depotbeimischung.
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