Ursprünglich stand ein Einzelgespräch mit dem Vorstand von MPC Capital gar nicht auf unserer Konferenzplanung für die Hamburger Investorentage (HIT) am 23./24. August 2023. Als sich dann aber die Gelegenheit für ein 1on1 mit Finanzvorstand Philipp Lauenstein bot, hat boersengefluester.de nicht lange gezögert. Immerhin bietet die Aktie des Entwicklers von sachwertbasierten Kapitalanlagen für institutionelle Investoren viele Punkte, die wir im Normalfall sehr schätzen: Ein vergleichsweise kugelsicheres Geschäftsmodell mit viel Netto-Liquidität in der Bilanz, ein erfahrenes Management plus eine attraktive Dividendenpolitik. „Wir sind super solide aufgestellt“, sagt CFO Philipp Lauenstein.
Dabei klingen von den drei Geschäftsfeldern Erneuerbare Energien, Schifffahrt und Immobilien zumindest zwei derzeit gar nicht mal so sexy: Zumindest bei den Immobilien – vorwiegend geht es hier um Wohnimmobilien – hatte MPC insofern einen guten Riecher, weil sich die Gesellschaft zum Jahresanfang 2022 von ihren niederländischen Aktivitäten getrennt hat – mit einem Gewinn von 16,5 Mio. Euro. Einen besseren Zeitpunkt für den Deal mit der britischen Schroders Group hätte es wohl kaum geben können. Der noch in den Büchern befindliche Bestand macht derweil keine Probleme, andererseits sind aber auch die kurzfristigen Erwartungen an den Bereich nicht übermäßig hoch. Deutlich mehr Dynamik versprechen da schon die bislang überwiegend in Lateinamerika und der Karibik angesiedelten Betätigungen rund um Solar und Windkraft. „Das Geschäft soll auch in Europa intensiviert werden“, sagt Philipp Lauenstein. „Hier haben wir große Ambitionen.“
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 59,63 | 42,73 | 46,85 | 50,49 | 42,28 | 36,49 | 37,95 | |
EBITDA1,2 | 15,57 | -1,43 | -1,58 | 3,86 | 13,73 | 16,95 | 6,92 | |
EBITDA-Marge3 | 26,11 | -3,35 | -3,37 | 7,65 | 32,47 | 46,45 | 18,24 | |
EBIT1,4 | 13,80 | -3,21 | -3,82 | 1,52 | 11,74 | 15,58 | 4,14 | |
EBIT-Marge5 | 23,14 | -7,51 | -8,15 | 3,01 | 27,77 | 42,70 | 10,91 | |
Jahresüberschuss1 | 13,16 | -18,67 | -0,32 | -0,15 | 7,22 | 28,16 | 16,86 | |
Netto-Marge6 | 22,07 | -43,69 | -0,68 | -0,30 | 17,08 | 77,17 | 44,43 | |
Cashflow1,7 | -1,33 | -8,02 | 3,04 | 3,26 | 3,92 | 33,59 | 14,51 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,41 | -0,57 | -0,01 | -0,01 | 0,20 | 0,74 | 0,37 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,12 | 0,20 | 0,27 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Aktiver als man vermuten möchte, ist MPC Capital auch bei der Identifizierung von lukrativen Investments im Bereich der Containerschiffe. Hier trat die Gesellschaft zuletzt sowohl auf der Käufer- als auch auf der Verkäuferseite auf und nutzt so die sich bietenden Gelegenheiten in einem grundsätzlich volatilen Markt. Keine Frage: Die durch die Corona-Verwerfungen ausgelösten Traumwetter-Zeiten gibt es so nicht mehr, aber die schönen Jahre sind in dem Sektor eben auch noch längst nicht vorbei. Dabei profitiert MPC von dem übergelagerten Megatrend, dass die Dekarbonisierung eben auch auf den Verkehrswegen der Weltmeere umgesetzt werden muss, was entsprechend große Investitionen in die Modernisierung der Flotten nach sich zieht. Dabei konzeptionieren die Hamburger nicht nur Engagements für Institutionelle, sondern beteiligen sich im Einzelfall auch via Co-Investments.
Bereinigt um die Effekte aus dem Verkauf der niederländischen Immobilien steht zum Halbjahr 2023 ein um knapp 17 Prozent auf 9,21 Mio. Euro verbessertes Ergebnis vor Steuern. Für das Gesamtjahr peilt Finanzvorstand Philipp Lauenstein hier eine Bandbreite von 15 bis 20 Mio. Euro an. Selbst wenn man eine im Vergleich zum Halbjahr eher normalisierte Steuerquote unterstellt, dürften am Jahresende damit unterm Strich wohl mindestens 12 Mio. Euro Überschuss hängen bleiben. Davon wiederum entfällt jedoch noch ein erklecklicher Teil auf Anteile Dritter, so dass das Ergebnis je Aktie nicht in vollem Maß mitläuft. Rund die Hälfte des Gewinns – „eher noch einen Tick mehr“, wie Philipp Lauenstein im Gespräch mit uns auf dem HIT betont – soll auch im kommenden Jahr als Dividende ausgekehrt werden. Im Normalfall sollte das auf Basis der jetzigen Aktienkurse auf eine attraktive Dividendenrendite von mehr als 4 Prozent hinauslaufen.
Insgesamt sehen die Perspektiven also auch im zinsbedingt teilweise deutlich geänderten Marktumfeld sehr ansprechend aus. „Wir haben uns von eher aggressiven Wachstumszielen verabschiedet und setzen dafür umso mehr auf solide Zahlen. Das wird von der Börse derzeit unterschätzt“, sagt Philipp Lauenstein. „Wir haben nur einen Nachteil“, ergänzt IR-Manager Stefan Zenker mit einem Augenzwinkern. „Wir haben nichts mit Künstlicher Intelligenz zu tun.“ Das ist in Zeiten, wo das Thema KI in nahezu jede Investmentstory irgendwie eingebaut wird, in der Tat auffällig – aber keinesfalls ein Grund, die Aktie links liegen zu lassen – im Gegenteil. Am Ende gehörte das spontane 1on1 mit MPC jedenfalls zu unseren Top 5 der Einzelgespräche auf den von Montega veranstalteten Hamburger Investorentagen.
Foto: Unsplash+
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