Nach der Finanzkrise wollten Anleger Aktien wie MPC Capital, HCI Capital, Lloyd Fonds (jetzt: LAIQON) oder Hesse Newman (jetzt: Camerit) nicht mal mit der Kneifzange anfassen. Schiffsbeteiligungen, geschlossene Fonds und sonstige alternative Investments galten als Tabu. Irgendwie sind sie das für weite Teile der Anlegerschaft noch immer, doch die Gesellschaften aus Hamburg haben sich zum Teil neu erfunden und stehen mittlerweile wieder geerdet da– trotz der weiterhin bestehenden Überkapazitäten im Schiffsbereich. Die Veränderungen der Geschäftsmodelle spiegeln sich auch in der Kursentwicklung wider. Der Anteilschein von MPC Capital schoss im laufenden Jahr von 1,25 auf 4,20 Euro in die Höhe. Bei Hesse Newman gab es eine wilde Achterbahnfahrt von 0,56 auf zuletzt gut 1,60 Euro. Mittlerweile ist hier die Luft aber raus, da sich der Wechsel des Mehrheitsgesellschafters verzögert. Bewegungslos ist zurzeit auch der Aktienkurs von Lloyd Fonds – die Neuaufstellung als Schifffahrts-AG kommt nach dem gescheiterten ersten Versuch offenbar nur schleppend voran. Wesentlich konstruktiver, auch unter Bewertungsaspekten, sieht da der Anteilschein von HCI Capital aus. Nach einer längeren Konsolidierungsphase ging es hier zuletzt wieder deutlich Richtung Norden. Seit Jahresbeginn ist die Notiz damit nun – wenn auch unter geringen Handelsumsätzen – auf beinahe das Doppelte gestiegen.
Gemessen an der Marktkapitalisierung ist MPC Capital mit einem Wert von gut 91 Mio. Euro der mit Abstand größte Titel aus dem Quartett. Maßgeblich dazu beigetragen haben die Integration der Reederei Ahrenkiel Steamship sowie der Chartering-Gesellschaft Contchart. Zudem hat MPC das Immobiliengeschäft über den Einstieg in den Bereich Studentisches Wohnen gestärkt. Ab dem Wintersemester 2016/17 sollen die ersten Studenten ihre Unterkünfte in Bonn und Nürnberg beziehen. Aber auch Infrastrukturprojekte wie zum Beispiel Investments in Windräder gehören weiter zum Programm. Insgesamt rechnet der im Frühjahr zum Vorstandschef beförderte Ulf Holländer für 2015 mit einem Überschuss von mindestens 5 Mio. Euro. Zum Halbjahr standen bereits gut 4 Mio. Euro in den Büchern. Allerdings waren hierin einige Sondereffekte enthalten, so dass sich die Entwicklung nicht aufs Jahr hochrechnen lässt. Ebenfalls interessant: Die Investor-Relations-Arbeit bei MPC Capital verantwortet Stefan Zenker, der zuvor lange Zeit bei der Mybet Holding aus Kiel einen souveränen Job gemacht hat. Offenbar kommt die neue Konstellation bei den Investoren gut an. Die Performance der Aktie ist jedenfalls beeindruckend. Allerdings sind nur knapp 16,5 Prozent der Aktien dem Streubesitz zuzurechnen. Auffällig: Die MPC-Aktie wird mittlerweile bereits mit mehr als dem Dreifachen des Buchwerts gehandelt.
Insbesondere in dieser Disziplin kann das Papier von HCI Capital punkten, denn hier können Anleger noch mit einem Abschlag von fast 30 Prozent auf das ausgewiesene Eigenkapital einsteigen – dabei verbrennt HCI kein Geld mehr. Schwerpunkt des Unternehmens sind weiterhin Investmentfonds aus dem Schiffsbereich. Zusätzlich agiert die Gesellschaft im Bereich Asset Management für maritime Dienstleistungen. Außerdem hat HCI für 6,1 Mio. Dollar ein eigenes Containerschiff erworben und betreibt dieses nun. Ein Risikofaktor bleibt das Dauerthema Schadenersatz und Rückabwicklungsforderungen von Anlegern. Zudem müssen sich Investoren auf eine Kapitalherabsetzung im Verhältnis 7:5 einstellen. Ziel der Maßnahme ist, den Verlustvortrag zuletzt 100 Mio. Euro durch Auflösung der Kapitalrücklage weitgehend auszugleichen – eine sinnvolle Maßnahme. Fazit boersengefluester.de: HCI bewegt sich noch immer in schwierigem Fahrwasser, hat sich damit aber passabel arrangiert. Die Döhle-Gruppe dürfte als größter Aktionär mit den gemachten Fortschritten jedenfalls zufrieden sein. Das Papier eignet sich trotzdem nur für sehr risikobereite Anleger. Noch ist das neue Geschäftsmodell etwas schwammig, aber immerhin hat HCI überlebt.