Wertpapierprospekte lesen sich etwa so entspannt wie Packungsbeilagen von Arzneimitteln. Beim Studium der Risikohinweise beschleicht einem regelmäßig ein ungutes Gefühl. Doch wer sich den Wertpapierprospekt zur anstehenden Kapitalerhöhung von Mountain Alliance anschaut, muss beinahe schon um die Existenz der Beteiligungsgesellschaften fürchten – so deutlich sind die Wort gewählt. Kostprobe: „Die Mountain Alliance-Gruppe befindet sich in einer angespannten Liquiditätslage. Sie verfügt nicht über ausreichend Geschäftskapital, um ihre Verbindlichkeiten in den nächsten zwölf Monaten zu begleichen. Ihr aktuelles Geschäftskapital reicht voraussichtlich nur noch bis zum 31. Dezember 2019.“ Zwar galt Mountain Alliance – ehemals Ecommerce Alliance – noch nie als Hort der Stabilität. Doch nach den Zahlen aus dem Geschäftsbericht 2018 hatte boersengefluester.de einen wesentlich gemäßigteren Eindruck von der aktuellen Lage. Immerhin heißt es dort (auf Seite 31): „Die Gesamtrisikosituation der Mountain Alliance Unternehmensgruppe ist, ….. , begrenzt und überschaubar.“
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Umso gespannter sind wir, auf welche Resonanz das Angebot bei den Investoren stoßen wird. Immerhin bieten die Münchner um CEO Daniel Wild bis zu 3.022.860 neue Aktien zu jeweils 6,25 Euro an, wodurch die Gesamtzahl an Aktien – bei vollem Bezug – um die Hälfte steigen würde. Abzüglich der üblichen Provisionen und Beratungskosten würden Mountain Alliance damit bis zu 17,2 Mio. Euro zufließen. Rund 2,1 Mio. Euro sind davon für die Finanzierung des laufenden Geschäftsbetriebs der kommenden zwölf Monate vorgesehen. Insbesondere geht es dabei um die Ablösung von Darlehen gegenüber dem Großaktionär Mountain Partners sowie der im Portfolio befindlichen Online-T-Shirt-Bedrucker Shirtinator. Mit dem Rest wollen die Münchner künftige Investments finanzieren. Dabei schielt Mountain Alliance auch auf ganze Portfolien – wie etwa zuletzt bei Mountain Technology – und nicht nur auf einzelne Beteiligungen.
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Explizite Zeichnungszusagen von den Großaktionären finden sich nicht im Prospekt, so dass die Vermutung naheliegt, dass sich Mountain Partners (Anteil 66,9 Prozent) weitgehend verwässern lassen wird. Sollte der VC-Gesellschaft mit Sitz in Zürich tatsächlich keine einzige Aktie beziehen und die Emission dennoch voll platziert werden, würde der Anteil von Mountain Partners auf 44,6 Prozent sinken. Für wahrscheinlicher halten wir jedoch eher die Variante, dass zumindest aus dem Umfeld von Mountain Partners Zeichnungsaufträge hereinkommen – die eigentliche Kapitalerhöhung aber nicht komplett untergebracht wird. Gut möglich also, dass Mountain Partners auch künftig Mehrheitsaktionär bleibt. Mit Blick auf den mitunter doch recht dünnen Börsenhandel wäre es aber gut, wenn der Streubesitz künftig deutlich höher als die aktuellen 15,6 Prozent liegen würde. Den Platzierungspreis von 6,25 Euro hält boersengefluester.de für vergleichsweise fair, da er weitgehend deckungsgleich mit dem zum Jahresende 2018 ausgewiesenen Substanzwert (Net Asset Value) von 6,55 Euro je Aktie ist. Viel kommt also auf die Platzierungskraft der mit der Transaktion beauftragten MainFirst Bank an.
Der aktuelle Ausblick von Mountain Alliance für 2019 sieht bei Erlösen von 20 bis 22 Mio. Euro ein „ausgeglichenes bis leicht positives Konzernergebnis“ vor. Ganz so dramatisch, wie es im Prospekt formuliert ist, sieht die Lage also nicht aus, zumal hier ein Worst-Case-Szenario durchgespielt wird. Losgelöst davon wäre es natürlich ein wichtiger Kurstreiber, wenn die Manager von Mountain Alliance nicht nur zeigen, dass sie einkaufen können, sondern auch ein paar markante Exits hinbekommen. Un gut wäre es (aus Unternehmenssicht) natürlich auch, wenn durch die Kapitalerhöhung so viele frische Mittel wie möglich reinkommen würden. Geeignet ist der Titel aber dennoch ausschließlich für sehr erfahrene und risikobereite Investoren. Die Bezugsfrist für die Kapitalerhöhung läuft bis zum 24. Juni 2019. Gelistet ist die Aktie im Münchner Freiverkehrssegment m:access.
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Foto: Pixabay
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